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Aus­blick: Eine an­de­re Vor­stel­lung vom höchs­ten Gut und vom Glück – Die Lehre Epi­kurs (ca. 341 – 270 v. Chr.)

Text 1: Was ist das höchs­te Gut? (Vo­ka­bel­blatt 9)

Wie­der­ho­lung: Grund­re­geln der in­di­rek­ten Rede (Z. 6-9); Hen­dia­dyo­in

In sei­nem Werk De fi­ni­bus bo­no­rum et ma­lo­rum setzt sich Ci­ce­ro mit den Leh­ren der gro­ßen grie­chi­schen Phi­lo­so­phen­schu­len aus­ein­an­der. Im fol­gen­den Text lässt er Tor­qua­tus, einen Ver­tre­ter der epi­kurei­schen Phi­lo­so­phie, zu Wort kom­men:

  1. Er­fas­sen Sie den In­halt der Zei­len 1-4 quae­ri­mus… do­lo­rem mit Hilfe der bei­den fol­gen­den Ar­beits­auf­trä­gen:
    1. Z. 1-3 quae­ri­mus… nusquam:
      Er­ar­bei­ten Sie aus die­sen Zei­len, wie das höchs­te Gut („ex­tre­mum et ul­ti­mum bo­no­rum“) nach Mei­nung aller Phi­lo­so­phen („om­ni­um phi­lo­so­pho­rum sen­ten­tia“) be­schaf­fen sein muss.

      Das höchs­te Gut soll so sein, dass sich not­wen­di­ger­wei­se alles auf es be­zieht, es aber sich auf nichts. An­ders for­mu­liert:  Das höchs­te Gut wird ab­so­lut ge­setzt, alle an­de­ren Werte wer­den an­ge­sichts des höchs­ten Gutes re­la­ti­viert.

    2. Er­läu­tern Sie die hier ge­ge­be­ne abs­trak­te De­fi­ni­ti­on des höchs­ten Gutes an­hand eines kon­kre­ten Bei­spiels. (Neh­men Sie z. B. Reich­tum als das höchs­te Gut an.)

      Ge­setzt den Fall, je­mand würde Reich­tum als höchs­tes Gut be­trach­ten, dann würde er die­sem Gut alle an­de­ren Güter un­ter­ord­nen und u. U. sogar seine Ge­sund­heit hint­an­stel­len oder einen Freund fal­len las­sen, wenn er auf dem Weg zum Reich­tum hin­der­lich sein soll­te.

    3. Z. 3-4 hoc… do­lo­rem: Nen­nen Sie la­tei­nisch und deutsch, was Epi­kur als das höchs­te Gut und als das größ­te Übel be­stimmt.

      summum bonum: vo­lupt­as = Lust ⇐ ⇒ summum malum: dolor = Schmerz

  2. Über­set­zen Sie den Text Z. 6-13 omne… ad­mone­re unter Be­ach­tung der fol­gen­den Hin­wei­se:
    1. Omne… iu­di­can­te: Be­nut­zen Sie für die­sen (nicht ganz ein­fa­chen!) Satz ge­ge­be­nen­falls die be­reit­ge­stell­ten Tipp­kärt­chen.

    2. Z. 9-13 Itaque… ad­mone­re:

      • Be­ach­ten Sie die mehr­fa­che Ver­wen­dung des Stil­mit­tels Chi­as­mus.

      • ra­tio­ne neque dis­pu­ta­tio­ne (Z. 9f.): Für die Über­set­zung bie­tet es sich an, diese For­mu­lie­rung als Hen­dia­dyo­in auf­zu­fas­sen.

  3. Er­klä­ren Sie, wie Epi­kur seine Auf­fas­sung vom höchs­ten Gut und vom größ­ten Übel be­grün­det: Wor­auf ver­lässt sich Epi­kur bei sei­ner Er­kennt­nis und was für ein Na­tur­be­griff liegt zu­grun­de?

    Epi­kur ver­lässt sich auf die sinn­li­che Wahr­neh­mung (Z. 11: sen­ti­ri), die Sinne sind die pri­mä­re Er­kennt­nis­quel­le (sen­sua­lis­ti­sche Er­kennt­nis­theo­rie). Die Natur, d. h. das na­tür­li­che Emp­fin­den, be­stimmt, was das höchs­te Gut ist. Unter Natur wird hier der Zu­stand un­mit­tel­bar nach der Ge­burt ver­stan­den, wo die Ein­flüs­se von Kul­tur und Ver­nunft noch ver­nach­läs­sig­bar er­schei­nen.
    Hier müss­te die Frage ge­stellt wer­den, ob zur mensch­li­chen Natur nicht ge­ra­de Ver­nunft und Kul­tur da­zu­ge­hö­ren.

  4. Über­le­gen Sie, wel­che Kon­se­quen­zen sich aus Epi­kurs Auf­fas­sung vom höchs­ten Gut und größ­ten Übel für die Le­bens­ge­stal­tung er­ge­ben könn­ten.

    Mög­li­che Kon­se­quen­zen:

    • Han­deln nach dem Lust­prin­zip: Ich mache nur, was mir Spaß macht, und meide alles, was mir un­an­ge­nehm ist.
    • ge­rin­ge Leis­tungs­be­reit­schaft
    • ego­is­ti­sche Le­bens­hal­tung, die nur das ei­ge­ne Wohl­er­ge­hen im Blick hat.

! Mit die­sen Ver­mu­tun­gen, die sich leicht aus Epi­kurs De­fi­ni­ti­on des höchs­ten Gutes er­ge­ben könn­ten, wird man sei­ner Lehre na­tür­lich nicht ge­recht. Des­halb müs­sen un­be­dingt wei­te­re Texte nach­ge­scho­ben wer­den.

 

Aus­blick: Eine an­de­re Vor­stel­lung vom höch­ten Gut und vom Glück: Her­un­ter­la­den [docx][45 KB]

Aus­blick: Eine an­de­re Vor­stel­lung vom höch­ten Gut und vom Glück: Her­un­ter­la­den [pdf][320 KB]

 

Wei­ter zu Text 2: Ab­wei­sung von Miss­ver­ständ­nis­sen