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Er­war­tungs­ho­ri­zont

Auf­ga­ben Vor­be­rei­tungs­zeit (ers­ter Prü­fungs­teil):

1)

aeger ani­mus

mens com­po­si­ta

  • iac­ta­tio (Z.1)
  • nusquam esse (Z.3)
  • (multa hos­pi­tia), nul­las ami­ci­ti­as ha­be­re (Z.5)
  • con­sis­te­re (Z.2)
  • secum mora­ri posse (Z.2)

2)
z.B.:

  • In­ver­si­on: aegri animi ista iac­ta­tio (Z.1)
  • a- und i-Al­li­te­ra­ti­on: aegri animi; ista iac­ta­tio (Z.1)
  • An­ti­the­se: aeger ani­mus ↔ mens com­po­si­ta (Z.1/2)
  • An­ti­the­se: iac­ta­tio ↔ con­sis­te­re / secum mora­ri (Z.1/2)
  • Pa­ra­do­xon / Sen­tenz: nusquam est, qui ubi­que est (Z.3)
  • An­ti­the­se: nusquam ↔ ubi­que (Z.3)
  • Par­al­le­lis­mus: multa hos­pi­tia ha­be­ant, nul­las ami­ci­ti­as (Z.4/5)
  • An­ti­the­se: multa ↔ nul­las (Z.4/5)

4)
Ae­ne­as ist kein (frei­wil­lig) Rei­sen­der, son­dern ein Flücht­ling wider Wil­len. Er be­fin­det sich auf Irr­fahr­ten, die durch den Zorn der Juno (wie es schon im Proo­emi­um der Aen­eis heißt), die ihn nicht in Ita­li­en an­kom­men las­sen will, ver­ur­sacht wer­den. Auf die Flucht aus Troja be­gibt er sich auf Göt­ter­be­fehl, nach­dem seine Hei­mat­stadt von den Grie­chen zer­stört wor­den ist. Alle seine Ver­su­che zur Ruhe zu kom­men (Kreta, Kar­tha­go, etc.) sind zum Schei­tern ver­ur­teilt, weil es ihm durch das fatum be­stimmt ist, erst in Ita­li­en eine neue Hei­mat für sein Volk zu fin­den (wie es eben­falls im Proo­emi­um steht). Ent­spre­chend kann es ihm auch nicht ge­lin­gen, sta­bi­le Be­zie­hun­gen auf­zu­bau­en. Ae­ne­as flieht wider Wil­len, weil er aus ei­ge­nem An­trieb lie­ber beim Kampf um Troja ge­fal­len wäre.

Auf­ga­ben Kol­lo­qui­um (zwei­ter Prü­fungs­teil):

1.
Die stoi­sche Phi­lo­so­phie kommt di­rekt vor allem in Z.2 durch das con­sis­te­re et secum mora­ri posse zum Aus­druck. Der stoi­sche Weise ist sich selbst genug, er ruht in sich und ist un­ab­hän­gig von äu­ße­ren Um­stän­den wie z.B. Ört­lich­kei­ten (quid no­vi­tas ter­rar­um iuva­re po­test Z.6; non antea tibi ullus pla­ce­bit locus Z.9). Vor­aus­set­zung für eine sol­che Hal­tung ist die mens com­po­si­ta (Z.2), die mit­tels der Phi­lo­so­phie er­reicht wer­den kann. Einem nach stoi­scher Auf­fas­sung glück­li­chen Leben steht da­ge­gen ein aeger ani­mus (Z.1) im Wege. Die­ser ist be­las­tet z.B. durch die Angst vor dem Tod oder das Stre­ben nach fal­schen, z.B. ma­te­ri­el­len Gü­tern. Davon muss er sich (mit­tels der Phi­lo­so­phie) be­frei­en (onus animi de­po­nen­dum est Z.8).

2.
Mög­li­che Ar­gu­men­te dafür:

  • Ae­ne­as beugt sich stets dem fatum
  • Das Ver­hal­ten des Ae­ne­as ent­spricht in ein­zel­nen Si­tua­tio­nen der vir­tus des stoi­schen Wei­sen (z.B. Ei­chengleich­nis, Zu­rück­drän­gen der Ge­füh­le ge­gen­über Dido, Buch IV)
  • Ae­ne­as ist be­reit, seine per­sön­li­chen Wün­sche und Be­dürf­nis­se hin­ter seine Auf­ga­be zu­rück­zu­stel­len

Mög­li­che Ar­gu­men­te da­ge­gen:

  • Ae­ne­as beugt sich dem fatum we­ni­ger aus Ein­sicht, aus sei­ner ratio her­aus, son­dern auf­grund sei­ner pie­t­as
  • Ae­ne­as muss an sein fatum immer wie­der er­in­nert / dazu er­mahnt wer­den (z.B. Buch IV: Mer­kur, etc.)
  • Ae­ne­as han­delt nicht immer ver­nunft­ge­lei­tet, teil­wei­se ist sein Han­deln von Af­fek­ten be­stimmt (z.B. das Lie­bes­ver­hält­nis mit Dido; die ira, vor allem am Ende des Zwei­kamp­fes mit Tur­nus, etc.)

Ins­ge­samt er­scheint Ae­ne­as kaum als ab­ge­klär­ter Phi­lo­soph, schon gar nicht als ein glück­li­cher Mensch im Sinne der stoi­schen Phi­lo­so­phie, son­dern viel­mehr sehr mensch­lich als ein lei­den­der Held, der sich in sei­ner Auf­ga­be best­mög­lich zu be­wäh­ren ver­sucht.

Die In­spi­ra­ti­on zu die­ser Auf­ga­be gab ep. 76,33, in der Se­ne­ca sagt, dass der stoi­sche Weise dro­hen­den Übeln mit Gleich­mut ge­gen­über­ste­he, und dazu Ae­ne­as zi­tiert, den Ver­gil im sechs­ten Buch nach den Of­fen­ba­run­gen der Si­byl­le sagen lässt:
Non ulla la­bo­rum, o virgo, nova mi fa­cies in­o­pi­na­ve sur­git; omnia pra­ece­pi atque animo mecum ante pe­regi. (V.103-105) (Die­ses Zitat kann wäh­rend des Kol­lo­qui­ums bei Be­darf als wei­te­rer Im­puls in Über­set­zung ge­ge­ben wer­den.)

 

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