Zur Hauptnavigation springen [Alt]+[0] Zum Seiteninhalt springen [Alt]+[1]

Einstieg über motivgleiche Fabeln

Motivgleiche Fabeln vergleichen:

M1

Aesop: Die 34. Fabel, von der Ameise und der Grille

(Nach Steinhöwels »Erneuertem Esopus« bearbeitet von Victor Zobel. Illustriert, https://www.projekt-gutenberg.org/aesop/fabeln1/chap034.html)

M2

Jean de la Fontaine: 1. Die Grille und die Ameise

(Jean de la Fontaine: Fabeln, dt. von Ernst Dohm) https://www.projekt-gutenberg.org/fontaine/fabeln1/chap002.html

M3

Georg Born: Sie tanzte nur einen Winter (1955)

Aus: Therese Poser (Hg.): Fabeln. Arbeitstexte für den Unterricht. Stuttgart: reclam 1975, S.47

M4

Helmut Arntzen (1966)

Was Singen und Arbeiten betrifft […], aber Ratschläge für Ameisen.

Aus: Reinhard Dithmar (Hg.): Fabeln, Parabeln und Gleichnisse. Paderborn: Schöningh1995, S.332

M5

Janosch: Die Fiedelgrille und der Maulwurf (1985)

Aus: Janosch: Die Fiedelgrille und der Maulwurf. Zürich: Diogenes 1985. Neu in: Janoschs Tierische Parade. Die schönsten Vorlesegeschichten. Weinheim‐Basel: Beltz&Gelberg 2011, S.5‐24.

Born, Arntzen, Janosch unter folgendem Link: https://germanistik.uni-wuppertal.de//fileadmin/germanistik/Teilfächer/Didaktik/Personal/Nickel-Bacon/Und_sie_machten_sich_ein_ein_schönes_warmes_Leben_zusammen.pdf

 

Arbeitsaufträge:

  1. Lesen Sie die einzelnen Fabeln und notieren Sie jeweils eine Deutungshypothese. Worum geht es bei jeder der Fabeln?
  2. Vergleichen Sie die Fabeln miteinander. Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede lassen sich feststellen. Notieren Sie sie.
  3. Reflektieren Sie Ihr Tun. Welche Aspekte haben Sie verglichen. Stellen Sie einen „Katalog“ dieser Vergleichskriterien zusammen.

 

Didaktischer Kommentar, Erwartungshorizont:

Fabeln sind den Schülerinnen und Schülern zumindest schon aus der Grundschule und der Unterstufe bekannt, die Texte sind kurz und leicht zugänglich, so dass die Hürde, sich Texten mit neuen, abstrakteren Fragestellungen zu nähern, nicht allzu hoch sein dürfte.

Motivgleiche Fabeln ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, zu erkennen, dass Stoffe tradiert werden, dass spätere Texte die Kenntnis des Ursprungstextes voraussetzen bzw. dass sie mit diesen Vorkenntnissen mit größerem Genuss gelesen werden können, weil ein Großteil des Genusses im Erkennen der Abweichungen vom „Original“ besteht und dem Nachspüren, welche Veränderung jeweils vorliegt und welche Auswirkungen diese auf den Text hat.

Über den Vergleich mehrerer Fassungen werden formale und inhaltliche Aspekte benennbar (Prosa oder Vers, mit oder ohne Moral, an welcher Stelle im Text (Promythion oder Epimythion), einfache Struktur (Ausgangssituation, Actio, Reactio, Schlusssituation) oder erweiterte Handlung durch mehrere Actio-Reactio-Stufen, Gestaltung des Anfangs (medias in res, Beschreibung), Zeit und Ort (beginnt die Fabel im Sommer oder im Winter? Welche Folgen hat das für den Text?), Perspektive (Wird aus der Sicht der Grille oder der der Ameise erzählt?), Figurencharakterisierung (Diminutive, Wertungen, Verhalten der Figuren, z.B. ob die Grille die Nahrung schenken oder leihen soll oder die immer kleinlauteren und verkürzten Fragen der Grille bei Janosch), Wiederholungen, Intertextualität im engen Sinne durch explizite Bezugnahme auf Vorgängertexte. Jeder Einzelfaktor ist bedeutsam für die Wirkung des Textes und damit dessen Deutung (Wie wird Fleiß, wie wird Kunst bewertet? Welche Normen werden direkt oder indirekt formuliert? Wie hängen Intention und Entstehungszeit zusammen? …)

Auf diese Weise lassen sich schnell ein differenziertes Problembewusstsein, das an Vorwissen anknüpfen kann (historische und kulturelle Bedingtheit von Texten, Textmerkmale und deren Funktion, Stilmittel und deren Funktion), erste Schritte zur Erarbeitung der notwendigen Begrifflichkeit, mit der weitergearbeitet werden kann, und eine gute Portion Zutrauen, den Fragestellungen des Kurses gewachsen zu sein, vermitteln.

 

Einstieg über motivgleiche Fabeln: Herunterladen [docx][17 KB]

 

Weiter zu Einsteig über „Berlin liegt im Osten“