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Elek­tra – Drama einer Ver­ge­wal­ti­gung?

Hugo von Hof­manns­thal:

Text­stel­le 1:

Auf­se­he­rin

Und wenn sie uns […]

oder nicht?

Text­stel­le 2:

Chry­so­the­mis

Im Schlaf sie mor­den! […]

ein ge­b­und­nes Opfer.

[…] auf die­ser Welt

Text­stel­le 3:

Elek­tra

Orest!

Es rührt […] am gan­zen Leib!

Text­stel­le 4:

Elek­tra

Wer bin denn […]

Merk­stein auf dem Weg!

http://​www.​zeno.​org/​Li­te­ra­tur/​M/​Hof­manns­thal,+Hugo+von/Li­bret­ti/Elek­tra/%5B­Stück­text%5D

 

Die auf­fäl­lig zahl­rei­chen Äu­ße­run­gen zu Se­xua­li­tät in die­sem Werk haben von jeher die Kri­ti­ker auf den Plan ge­ru­fen. Schon bei der Ur­auf­füh­rung wurde Elek­tra als Bei­spiel einer hys­te­ri­schen Kran­ken­ge­schich­te ver­stan­den und die Äu­ße­run­gen Elek­t­ras als Se­xu­al­phan­ta­si­en be­trach­tet, die Aus­druck ihres Wun­sches nach Ver­ei­ni­gung mit dem Vater seien.

Neue­re Un­ter­su­chen deu­ten nun Elek­t­ras Worte und ihr im Ge­spräch mit Chry­so­the­mis ex­pli­zit ho­mo­ero­ti­sche Nei­gun­gen zei­gen­des Ver­hal­ten als Beleg für eine Ver­ge­wal­ti­gung durch Ägisth, womit dann wie­der der Hass auf ihn be­grün­det wird. 7

Um die Jahr­hun­dert­wen­de waren die Stu­di­en J. Breu­ers und S. Freuds be­kannt und auch Hof­manns­thal hatte sich mit deren „Stu­di­en über Hys­te­rie“ (1895) aus­ein­an­der­ge­setzt. Breu­er und Freud gin­gen davon aus, dass Hys­te­rie eine Neu­ro­se sei und ihren Ur­sprung in un­be­wuss­ten see­li­schen Kon­flik­ten habe. Sie be­ob­ach­te­ten kör­per­li­che Sym­pto­me, die sie als Kon­ver­sio­nen, als kör­per­li­che Um­set­zun­gen psy­chi­scher Er­re­gung deu­te­ten. Dazu zähl­ten psy­chi­sche Funk­ti­ons­stö­run­gen, wie dis­so­zia­ti­ve Zu­stän­de, Hal­lu­zi­na­tio­nen oder Amne­si­en, oder aber kör­per­li­che Funk­ti­ons­stö­run­gen wie Läh­mun­gen, Zit­tern oder Sprach­ver­lust. Ur­sprüng­lich wurde ver­mu­tet, dass die Sym­pto­me im Zu­sam­men­hang mit der un­er­füll­ten Mut­ter­rol­le von Frau­en zu­sam­men­hän­ge, daher die Be­zeich­nung (Hys­te­ra – Ge­bär­mut­ter). Je­doch sah schon Freud die­ses Krank­heits­bild nicht nur bei Frau­en, er ver­mu­te­te die Ur­sa­chen im se­xu­el­len Be­reich. In­zwi­schen ist der Be­griff nicht mehr ge­bräuch­lich, son­dern wurde in der Psy­cho­lo­gie durch den Be­griff der dis­so­zia­ti­ven Stö­rung er­setzt. Das Krank­heits­bild tritt häu­fig nach trau­ma­ti­schen Er­fah­run­gen oder star­ken psy­chi­schen Be­las­tun­gen auf.

Um­gangs­sprach­lich be­zeich­net man als hys­te­ri­sches Ver­hal­ten über­trie­be­ne Ex­al­tiert­heit.

 

  1. Über­prü­fen Sie die bei­den o.g. In­ter­pre­ta­ti­ons­an­sät­ze am Text.
  2. Er­läu­tern Sie, wel­che Fol­gen sich je­weils für das Text­ver­ständ­nis und für die In­ter­pre­ta­ti­on der Figur der Elek­tra er­ge­ben.
  3. Gäbe es wei­te­re Deu­tungs­mög­lich­kei­ten?

 

7 vgl. Do­rothée Trei­ber: Hugo von Hof­mannst­hals Elek­tra. Eine quel­len­ba­sier­te Neu­in­ter­pre­ta­ti­on. Frank­furt a.M. 2015, S. 355ff.

 

Drama: Elek­tra: Her­un­ter­la­den [docx][8 MB]

 

Wei­ter zu Im­pres­sio­nis­mus