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A: Großstadtroman: Panoptikum von Berlin

„Aus einer Sprache, die nicht ihre Muttersprache ist, zaubert die 1963 in der Sowjetunion geborene Nellja Veremej eine wundervolle Berlin-Geschichte und einen lebensklugen Wenderoman, eine melancholische Symphonie dieser rauen Großstadt, die in den vergangenen zwanzig Jahren nahezu die Hälfte ihrer Einwohnerschaft ausgetauscht hat. Es ist ein spätes, reifes Romandebüt, kein Fräuleinwunder- oder Hipster-Buch, eines, das unter den vielen neuen Berlin- Romanen wirklich gefehlt hat, eines, das beim Lesen unter die Haut geht. [...]

In Nellja Veremejs erstem Roman geht es um Lebenslügen und Selbstbetrug, falsche Hoffnungen und richtige, wenn auch späte Einsichten, um Sehnsucht und darum, wie man das Flüchtige der Städte bewohnt. Berlin, jene Durchgangsstation, wie Joseph Roth es einmal formulierte, in der man aus zwingenden Gründen länger bleibt, bietet dafür wie vor fast hundert Jahren eine grandiose Bühne.“

Zentrum des Romans ist der Alexanderplatz, den die Protagonistin Lena täglich auf dem Weg von und zu ihrer Arbeit als Pflegekraft älterer Menschen quert. Ulf Seitz als Lenas Pflegefall wohnt in der Torstraße, und damit im einstigen jüdischen Scheunenviertel. Die Ortsbezüge zu Döblins „Berlin Alexanderplatz“ sind hoch, und kein Zufall. Auch wenn über zentrale Schauplätze und beide Protagonist*innen der Osten dominiert, so geht der Blick auf den Westteil und ihre Bewohner keineswegs verloren. Dabei werden ganz unterschiedliche Perspektiven auf die Stadt eingenommen. Die Stadt wirkt insgesamt wie ein romantischer Fluchtraum für die Protagonistin Lena, was im Roman auch explizit thematisiert bleibt5 . Zudem entfaltet sich Stück für Stück der Erinnerungsraum Berlin, damit die Stadtgeschichte.

 

5 „[Berlin] ist für mich das, was für die Romantiker Gebirge oder Wälder waren. Die Häuser sind meine Felxen, die Menschen eigenartige Bäume, die Straßen eigensinnige Flüsse.“ Nellja Veremej, Berlin liegt im Osten. Berlin: Aufbau-Verlag, 2015. S. 88.

 

Roman: Nellja Veremej: Herunterladen [pdf][1022 KB]

 

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