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Ma­te­ri­al 1

„Toter Schwert­wal war che­mi­sche Bombe“

Lulu, einer der letz­ten bri­ti­schen Schwert­wa­le, starb in Fang­lei­nen. In ihrem Kör­per schlum­mer­ten aber auch Gifte, die sie zum am stärks­ten kon­ta­mi­nier­ten Wal der Erde mach­ten.

von Da­ni­el Lin­gen­höhl

Die Trau­er in Groß­bri­tan­ni­en war groß, als die Schwert­wal­kuh "Lulu" im Ja­nu­ar tot an der schot­ti­schen Küste an­ge­trie­ben wurde: Sie hatte sich in Fang­lei­nen aus der Fi­sche­rei ver­hed­dert und ist da­nach ent­we­der er­trun­ken oder ver­hun­gert. Mit ihr war einer der letz­ten neun Schwert­wa­le ge­stor­ben, die noch dau­er­haft in den Ge­wäs­sern rund um die Insel leben. Eine Aut­op­sie durch die Uni­ver­si­ty of Aber­de­en ergab jetzt, dass das Tier wo­mög­lich oh­ne­hin dem Tod ge­weiht war und warum die Wal­kuh noch nie ein Kalb be­kom­men hatte, ob­wohl sie im bes­ten Alter war. Denn Lulu wies in ihrem Fett­ge­we­be mehr als 950 Mil­li­gramm po­ly­chlo­rier­te Bi­phe­nyle (PCB) pro Ki­lo­gramm auf – einer der höchs­ten Werte, die je­mals in einem Meers­säu­ger fest­ge­stellt wurde, wie der "Guar­di­an" be­rich­tet. Der Grenz­wert für die Kon­ta­mi­na­ti­on von Walen mit die­sem Stoff liegt bei neun Mil­li­gramm pro Ki­lo­gramm Blub­ber. Dar­über löst die Che­mi­ka­lie be­reits Ver­gif­tungs­er­schei­nun­gen aus, wel­che die Tiere be­ein­träch­ti­gen. PCB stört den Hor­mon­haus­halt und führt zu Un­frucht­bar­keit, wes­we­gen die schot­ti­sche Schwert­wal­schu­le wohl seit mehr als 20 Jah­ren nicht mehr er­folg­reich Nach­wuchs ge­zeugt hat.

Dar­über hin­aus hat die schwe­re Be­las­tung viel­leicht auch die geis­ti­gen Fä­hig­kei­ten Lulus und ihren Ori­en­tie­rungs­sinn be­ein­träch­tigt, wes­halb sie sich in Sei­len ver­fan­gen hat, mit denen Fang­kä­fi­ge für Hum­mer und Krab­ben an Bord ge­hievt wer­den. Da ihre Fa­mi­lie sich nicht mit an­de­ren, durch­rei­sen­den Schwert­wal­grup­pen aus­tauscht, dürf­te der Be­stand über kurz oder lang zum Aus­ster­ben ver­dammt sein. Al­ler­dings sind auch an­de­re Schwert­wa­le aus dem Nord­ost­at­lan­tik mit PCB und an­de­ren Che­mi­ka­li­en be­las­tet. Eine Stu­die aus dem Jahr 2016 hatte ge­zeigt, dass die Tiere hier durch­schnitt­lich mit 150 Mil­li­gramm PCB pro Ki­lo­gramm ver­seucht sind. Da Schwert­wa­le am obe­ren Ende der Nah­rungs­ket­te ste­hen, rei­chern sie in ihrem Ge­we­be große Men­gen an auf­ge­nom­me­nen Schad­stof­fen an.

PCB wur­den 1981 in Groß­bri­tan­ni­en ver­bo­ten, 1987 folg­te die Eu­ro­päi­sche Union. Zuvor ver­wen­de­te man sie reich­lich in Trans­for­ma­to­ren, elek­tri­schen Kon­den­sa­to­ren, in Hy­drau­lik­an­la­gen als Hy­drau­lik­flüs­sig­keit sowie als Weich­ma­cher in La­cken, Dich­tungs­mas­sen, Iso­lier­mit­teln und Kunst­stof­fen. Da sie bio­lo­gisch prak­tisch nicht ab­ge­baut wer­den, sind sie in der Um­welt jahr­zehn­te­lang vor­han­den – mitt­ler­wei­le wur­den selbst in ent­le­ge­nen Re­gio­nen wie der Ant­ark­tis PCB nach­ge­wie­sen. [...]

Quel­le: http://​www.​spek­trum.​de/​news/​toter-​schwert­wal-​war-​che­mi­sche-​bombe/​1455243 [Letz­ter Zu­griff: 2018-08-28]

 

 

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Wei­ter zu Ma­te­ri­al 2