Einsatzmöglichkeiten
Infobox
Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.
Der Einsatz kann sich an unterschiedlichen Zielrichtungen orientieren. Neben dem Ziel, wichtiges Grundwissen und –fertigkeiten wa ch zu halten können die Arbeitsblätter auch zum Di agnostizieren von Stärken und Schwächen dienen.
Wachhalten wichtiger Grundkenntnisse und -fertigkeiten
Die Aufgabenblätter können in lockerer Reihenfolge zu Beginn oder am Ende von Unterrichtsstunden den Schülerinnen und Schülern in Form von Handouts oder als Folie vorgelegt werden. Neben den Blättern zur eigenen Klassenstufe sollten immer wieder auch solche aus zurückliegenden Klassenstufen eingesetzt werden. Ein mindestens einmal wöchentlicher Einsatz sollte angestrebt werden. Die reine Schülerarbeitszeit sollte - natürlich abhängig vom Arbeitsblatt und der Klassenstufe - zwischen etwa 5 und 30 Minuten liegen, selbstverständlich mit den kürzeren Arbeitszeiten in der Unterstufe.
Eine schnelle Ergebniskontrolle wird durch die vorliegenden Lösungsblätter möglich. In der rechten Spalte der Aufgabenblätter kann die Schülerleistung bei jedem Aufgabenteil notiert werden (r: richtige Lösung; f: falsche Lösung; n: nicht bearbeitet).
Die erzielten Ergebnisse sollten angemessen in die Leistungsbewertung einfließen.
Die Aufgaben- und Lösungsblätter können auch von fachfremd unterrichtenden Kolleginnen und Kollegen in Vertretungsstunden sinnvoll und ohne weitere Vorbereitung eingesetzt werden.
Diagnostizieren von Stärken und Schwächen
Durch die klare inhaltliche Zuordnung der gestellten Aufgaben können die Schülerinnen und Schüler auftretende Defizite erkennen und diese anhand des eingeführten Schulbuches oder anderer Lernmaterialien aufarbeiten.
Dies soll am Arbeitsblatt zu Terme und Gleichungen erläutert werden:
Aufgabe 1 überprüft, ob der Wert eines Terms richtig berechnet werden kann. Hierbei können Defizite beim Rechnen mit natürlichen bzw. ganzen Zahlen sowie bei rationalen Zahlen in Dezimal- bzw. Bruchdarstellung aufgedeckt werden.
Aufgabe 2 überprüft, ob Vorgehensweisen bekannt sind, um nachzuweisen, dass ein Term nicht zu einer vorgegebenen Tabelle passt bzw. dass anhand der Tabelle richtige Termen ausgewählt werden können.
Aufgabe 3 überprüft, ob sowohl die mathematische Bedeutung einer Variablen als auch die einer Gleichung bekannt ist. Neben den Rechenfertigkeiten kann auch überprüft werden, ob für eine Variable immer der selbe Wert eingesetzt wird.
Aufgabe 4 schließlich zeigt, ob die nötigen Vorgehensweisen in dieser Klassenstufe zum Lösen einer Gleichung (geschicktes Probieren oder Rückwärtsrechnen) beherrscht werden. Die Staffelung in der Schwierigkeit der Teilaufgaben ist so gestaltet, dass auch hier Defizite beim Rechnen mit Termen diagnostiziert werden können.
Diagnostizieren von Kompetenzen
Moderner Unterricht möchte gezielt die Kompetenzen der Lernenden fördern.
Dazu ist es erforderlich, den aktuellen Zustand an Wissen und Fertigkeiten der
unterrichteten Schülerinnen und Schüler zu kennen. Die Bedeutung diagnostischer
Kompetenz für den Unterricht ist unumstritten. Ebenso unumstritten ist,
dass die Lehrenden schon immer
Diagnose
betreiben und die
Ergebnisse dieser einsetzen, um ihre Schülerinnen und Schüler zu fördern.
Eine individuelle und differenzierte Diagnose ist allerdings sehr zeitintensiv
und kann deshalb im Unterrichtsalltag nicht befriedigend durchgeführt
werden.
Lerntagebücher
, welche sehr detailliert Denkprozesse
und Fehlvorstellungen aufzeigen können, sind zum Beispiel hierfür
gut geeignet (vgl. Rosel Reiff
1
).
Die Korrektur und individuelle Auswertung dieser Aufgabenformate ist allerdings
mit einem vollen Lehrauftrag nur mühsam zu bewältigen.
Sucht man nach weiteren Diagnosemitteln, findet man mit
WADI
ein
geeignetes Konzept. WADI geht weit über eine rein produktorientierte Diagnose
hinaus. Die Aufgabenblätter können Denkprozesse aufdecken und Fehlvorstellungen
aufzeigen. Sowohl Lehrer als auch Schüler (in Eigen- oder Partnerarbeit)
können durch die Aufgabenstruktur eine rasche Korrektur der ausgefüllten
Blätter vornehmen und anschließend Kompetenzstände und –lücken
(selbst) diagnostizieren. Durch die Vorgabe falscher Lösungen (welche in
der Regel durch einen typischen Denkfehler oder einen häufig auftretenden
Rechenfehler zustande kommen), ist eine prozessorientierte Diagnose möglich.
Neben den Diagnosemöglichkeiten, welche die falschen Antworten bieten, können
die WADI-Blätter zum Beispiel durch den zusätzlichen Abruf einer Begründung
für die gestellten Wahr/Falsch-Aussagen problemlos erweitert werden.
Zu Beginn einer Unterrichtseinheit (gerade auch in neu zusammengesetzten Klassen) kann durch die WADI-Aufgabenblätter eine Lernausgangsdiagnose eingeholt werden, auf deren Grundlage der Lehrende seinen Unterricht gestalten kann.
Während der Unterrichtseinheit können die Schülerinnen und Schüler mithilfe der WADI-Blätter ihren Kompetenzstand und -zuwachs verfolgen. Mittelfristiges Ziel sollte die Selbstdiagnose der Lernenden sein. Hierzu ist es sinnvoll und motivierend, den Lernenden Diagnosebögen an die Hand zu geben, in welchen sie ihre aktuellen Fähigkeiten (kann ich/ muss ich noch üben/ kann ich nicht) eintragen. Zu dieser Selbsteinschätzung hilfreich sind die korrigierten WADI-Blätter.
Langfristig sollen die Schülerinnen und Schüler in der Lage sein, sich ihre Diagnosebögen selbst zu erstellen.
Anhand von zwei Beispielen soll auf den nächsten Seiten ein mögliches Arbeiten mit WADI verdeutlicht werden. Im Folgenden sind von Schülern ausgefüllte WADI-Arbeitsblättern inklusive Korrektur mit Diagnosehinweisen abgebildet.
1. Analysis - Beispiel aus WADI C39 Stammfunktion, Integral
Diagnosehinweise
In Aufgabe 1 erkennt man, dass der Schüler das formale Verständnis des Bildens einer Stammfunktion (bzw. die Kontrolle derselben durch Ableiten) verstanden hat. Der grundsätzliche Zusammenhang Stammfunktion - Funktion ist neben dem formalen Algorithmus aber nicht vollständig verstanden worden (Aufgaben 2 und 3).
Auf der anderen Seite gelingt dem Schüler die grafische Interpretation des Graphen der Funktion (Aufgabe 4). In Aufgabe 5 sieht man, dass der orientierte Flächeninhalt nicht verankert ist und einer weiteren Erklärung bedarf.
2. Analytische Geometrie - Beispiel aus WADI B43 Orthogonalität, Winkel
Diagnosehinweise
Das Vektorkonzept ist nicht verankert (Der Innenwinkel des Dreiecks wurde ohne Beachtung der Richtung der einzelnen Vektoren ermittelt).
Der Schüler verfügt teilweise über formales Grundwissen (Formel zur Winkelbestimmung zwischen gleichen geometrischen Objekten korrekt angewandt; Winkelbestimmung Gerade-Ebene mit falscher Formel).
3. Erweiterungsmöglichkeiten zu WADI-Aufgabenblättern
Analysis Beispiel aus WADI C 25 – Verknüpfen von Funktionen
Bei Aufgaben des Formats „Wahr oder falsch“ kann vom Lehrer zusätzlich eine schriftliche Begründung verlangt werden. Diese kann weitere Aufschlüsse über bereits vorhandene Kompetenzen oder Fehlvorstellungen liefern.
Basiswissen-WADI:
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Diagnose-WADI: Herunterladen [pdf] [1,7 MB]
1 Rosle Reif: „Selbst- und Partnerdiagnose im Mathematikunterricht“ in: Diagnostizieren und Fördern, Seelze 2006