„Jetzt fühlt der Engel…“:Ein Gedicht puzzeln
„…Ernsthafter jedoch und herzerhebender war der Genuss der Tags- und Jahreszeiten in diesem herrlichen Lande. Man durfte sich nur der Gegenwart hingeben, um diese Klarheit des reinen Himmels, diesen Glanz der reichen Erde, diese lauen Abende, diese warmen Nächte an der Seite der Geliebten oder in ihrer Nähe zu genießen. Unter diesen Umgebungen trat unversehens die Lust, zu dichten, die ich lange nicht gefühlt hatte, wieder hervor…“
Goethes Studienmonate im Elsass und speziell die Liebesbeziehung zu der Pfarrerstochter
Friederike weckten, wie das Zitat aus seinem autobiographischen Werk „Dichtung
und Wahrheit“ (ein Alterswerk) hervorgeht, Goethes schriftstellerische
Kräfte. Im geselligen Kreis, bei besonders tiefgehenden Eindrücken
der Natur oder auch bei menschlich beeindruckenden Begegnungen wie eben mit
Friederike konnte er spontan Verse schmieden, das Spielen und Jonglieren mit
Worten und Reimen war eine seiner genialen Gaben aber auch lustvollen
Zeitvertreibe.
Aus dem unten stehenden Worten entstanden wohl Ende 1770 spontan sechs Verse
an Friederike. Deren erster Druck, getreu nach der Abschrift aus Friederikens
Nachlass, erfolgte 1838 im „Deutschen Musenalmanach
“.
Versetzen Sie sich in einen frisch verliebten jungen Mann und basteln Sie aus den Wörtern ein aus sechs Versen bestehendes Liebesgedicht. Goethes Version hatte keinen Titel. Schreiben Sie Ihre Version auf und vergleichen Sie diese mit Goethes Gedicht aus demselben Wortmaterial.
Johann Wolfgang von Goethe
Jetzt fühlt der Engel, was ich fühle,
Ihr Herz gewann ich mir beim Spiele,
Und sie ist nun von Herzen mein.
Du gabst mir, Schicksal, diese Freude,
Nun lass auch morgen sein wie heute
Und lehr' mich, ihrer würdig sein.
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