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Ovid als Meis­ter des ‚Kopf­ki­nos‘: „Jeder Leser ist letzt­lich der Leser sei­ner selbst“²

Auf­grund  sei­ner Er­zähl­stra­te­gi­en gilt Ovid nicht zu Un­recht als ein Meis­ter des ‚Kopf­ki­nos‘.3 Es scheint, als habe die­ser Autor bei der Pro­duk­ti­on sei­ner Texte in besonde­rem Maße ein Prin­zip be­her­zigt, das in Kur­sen für krea­ti­ves Schrei­ben ge­mein­hin als Emp­feh­lung gilt: „Show, don’t tell!“ Gemäß die­ser Emp­feh­lung sol­len in nar­ra­ti­ven Tex­ten Er­eig­nis­se und Fi­gu­ren vi­su­ell oder auch au­di­tiv be­schrie­ben wer­den; die Wie­der­ga­be von Dia­log, also der dra­ma­ti­sche Modus soll die Mo­ti­va­ti­on und die Emo­tio­nen der Fi­gu­ren deut­lich wer­den las­sen, und alle fünf Sinne soll­ten an­ge­spro­chen wer­den.

Ovids Texte er­fül­len diese Kri­te­ri­en und er­schei­nen daher als be­son­ders ge­eig­net, die Me­cha­nis­men zu re­flek­tie­ren, mit denen ein Text bei sei­nen Leser*innen ei­ge­ne Bil­der und Vor­stel­lun­gen an­re­gen kann. Dass dazu na­tür­lich auch Vor­kennt­nis­se etwa über mythologi­sche Fi­gu­ren und Mo­ti­ve nötig sind, ver­deut­licht dar­über hin­aus, dass sich äs­the­ti­scher Ge­nuss durch Wis­sen und die Mög­lich­keit zur Kon­textua­li­sie­rung (mit an­de­ren Tex­ten, aber auch Bild­zeug­nis­sen) stei­gern lässt.

Dar­über hin­aus re­flek­tie­ren die Texte Ovids in be­son­de­rem Maße die Wir­kung und die Po­tenz ver­schie­de­ner Me­di­en: Die Mög­lich­kei­ten des Se­hens und Ge­se­hen­wer­dens wer­den dabei eben­so Thema wie die Frage, wel­che In­stanz einen Text ver­mit­telt und wel­che Rolle dabei die Er­zäh­ler­instanz und die Leser*innen für die Kon­sti­tu­ti­on des Text­sinns spie­len.4


2„In Wirk­lich­keit ist jeder Leser, wenn er liest, ein Leser nur sei­ner selbst. Das Werk des Schrift­stel­lers ist dabei le­dig­lich eine Art von op­ti­schem In­stru­ment, das der Autor dem Leser reicht, damit er er­ken­nen möge, was er in sich selbst viel­leicht sonst nicht hätte er­schau­en kön­nen.“ (PROUST, Mar­cel 2000: Auf der Suche nach der ver­lo­re­nen Zeit, Bd. 3.: Die wie­der­ge­fun­de­ne Zeit, über­setzt von Eva Re­chel-Mer­tens, Frank­furt am Main, S. 4006).

3 Vgl. dazu u. a. Bar­chie­si 2002 pass..

4 Grund­le­gend: Fon­der­mann 2008.

 

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Wei­ter zu Vi­sua­li­sie­rungs­stra­te­gi­en und Er­zähl­tech­nik