Veränderung der Lernkultur
Informationsveranstaltung für Schulaufsichtsbeamtinnen und –beamte: Das Projekt "Beobachten - Beschreiben - Bewerten – Begleiten“
Forum 3: „Lernen“ aus konstruktivistischer Sicht Stuttgart 16.11.2010
Textauszug aus:
MKJS in Zusammenarbeit mit dem LS (2009): Neue Lernkultur: Lernen im Fokus der Kompetenzorientierung, Stuttgart, S. 5f und 22f, gekürzt)
Veränderung der Lernkultur
Der Begriff der „veränderten Lernkultur" beinhaltet viele zum Teil sehr unterschiedliche Aspekte. Gerechtfertigt erscheint der Begriff „Veränderung der Lernkultur" insofern, als es sich nicht nur um eine Veränderung einer Methode oder eines inhaltlichen Aspektes handelt, sondern vielmehr um eine grundsätzliche Veränderung der Perspektive auf und von Unterricht in der Schule. Der Perspektivwechsel besteht darin, dass der Fokus weniger auf das Lehren als vielmehr auf das Planen von Lernprozessen gerichtet ist. Damit verändern sich fast zwangsläufig die Anforderungen an die Rolle der Lehrerinnen und Lehrer: Traditionelle Lehrformen erfahren eine Ergänzung durch Formen des individuellen Forderns und Förderns. Lehrkräfte planen und organisieren das Lernarrangement und begleiten individuelle Lernprozesse.
Das bedeutet nicht, dass die bisherigen Kernbereiche des Lehrens vernachlässigt werden sollen: Nach wie vor sind inhaltliche und mediale Angebote zum Erwerb der Fachkompetenz auszuwählen, Schülerinnen und Schüler anzuleiten und zu lenken, insbesondere dann, wenn sie noch nicht über die notwendige Selbstverantwortung und Selbstständigkeit verfügen.
Für den Erfolg der individuellen Lernprozesse wird von entscheidender
Bedeutung sein, was der einzelne Lernende am Ende gelernt hat, genauer formuliert:
welche Kompetenzen er am Ende erworben hat. Lernende müssen kompetent
gemacht werden, ihr Lernen selbst zu steuern und zu verantworten. Die Inhaltlichkeit
muss mit der in den Bildungsstandards geforderten Fachkompetenz abgestimmt
sein.
Neben einer veränderten Selbststeuerung und Eigenverantwortlichkeit der
Lernenden gehören der vermehrte Einsatz von wechselnden Interaktionsformen
im Rahmen ganzheitlicher und handlungsorientierter Lernprozesse sowie die Orientierung
des Lernens an alltagsnahen und komplexen Aufgabenstellungen zu den Indikatoren
einer veränderten Lernkultur.
Angesichts dieser Veränderungen der Lernkultur darf die Leistungsbewertung nicht außer Acht gelassen werden. Hier ist auf der Grundlage eines erweiterten Leistungsbegriffs über neue Methoden der Leistungsmessung nachzudenken. Wichtig ist hierbei insbesondere, dass Leistungsmessung als Basis für Unterrichtsplanung und Lernbegleitung gesehen wird und nicht ausschließlich der Notengebung dient. […]
Gestaltete Lernumgebung
Unter dem Begriff der Lernumgebung werden spezifische Lehr-Lernangebote sog. Lernarrangements verstanden, die es Schülerinnen und Schülern ermöglichen in verschiedenen Interaktionsformen und mit unterschiedlicher Ausstattung zu lernen. Reinmann-Rothmeier und Mandl (2001, S. 13) definieren den Begriff der Lernumgebung als ein „planvoll hergestelltes (also gestaltetes) Lernarrangement aus Unterrichtsmethoden, -techniken, -materialien und -medien". […]
Die Lernumgebung sollte abwechslungsreiche Lehr- und Lernformen ermöglichen, so dass sowohl der vorlesungsähnliche, informierende Frontalunterricht möglich ist, als auch die individuelle, zielgerichtete Auseinandersetzung mit Themen in Gruppen und die Bearbeitung individueller Fragestellungen. Wie bereits beschrieben, liegt der zukünftige Schwerpunkt der Unterrichtstätigkeit beim Lernen der Schülerinnen und Schüler und nicht länger beim Lehren des Lehrers oder der Lehrerin. Um das zu ermöglichen, bedarf es teilweise anderer Lernumgebungen als bisher.
Die unmittelbare Lernumgebung, das pädagogisch gestaltete Lernarrangement, gewinnt also eine ganz neue Bedeutung. Eine gestaltete Lernumgebung sorgt für Lernbedingungen, die es Schülerinnen und Schülern ermöglichen, sich aktiv, selbstständig, selbsttätig und selbstverantwortlich mit Lerngegenständen auseinanderzusetzen.
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