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M14 Pri­va­te Haus­hal­te

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

In­fo­text

Ver­än­dert nach: Fi­nanz- und Wirt­schafts­kri­se. In: WEED (Welt­wirt­schaft, Öko­lo­gie & Ent­wick­lung ) (Hrsg.): Am Rande des Zu­sam­men­bruchs? Ber­lin 2010, S.33-34

Fall­bei­spie­le:

1 – Fa­mi­lie K. lebt in der Nähe von New York. Herr und Frau K. haben 2 Kin­der. Sie haben hart ge­ar­bei­tet und konn­ten so 1995 ein Haus für 100.000 US Dol­lar kau­fen. 2005 ist es 180.000 US Dol­lar wert, was Fa­mi­lie K. sehr freut. Auch der Häu­ser­wert der Nach­barn ist in die­ser Zeit er­heb­lich ge­stie­gen.

2 – Im Jahr 2002 möch­te Fa­mi­lie T. gern ein Haus kau­fen. Herr und Frau T. haben lei­der nicht viel Geld, ob­wohl beide viel ar­bei­ten. Denn wäh­rend die Ein­kom­men in der Fi­nanz­bran­che in den USA ex­trem stei­gen, sta­gnie­ren die Re­al­löh­ne der brei­ten Be­völ­ke­rung schon viele Jahre. Frau T. ar­bei­tet als Rei­ni­gungs­kraft in meh­re­ren Un­ter­neh­men und er ar­bei­tet in einem Fast Food Re­stau­rant und ab und zu für ein Um­zugs­un­ter­neh­men. Sie sehen im Fern­se­hen eine Wer­bung, dass auch Men­schen mit ge­rin­gen Ein­kom­men Kre­dit für einen Haus­kauf be­kom­men könn­ten. Sie su­chen ein sol­ches Un­ter­neh­men auf und kön­nen auf Kre­dit und ohne Si­cher­hei­ten ein Haus kau­fen. Fa­mi­lie T. ist über­glück­lich.

3 – Die Bank A. hat ein mo­der­nes Fi­nanz­pro­dukt ge­schaf­fen. Sie bün­delt alle Kre­di­te von Haus­be­sit­zern mit wenig oder kei­nen Si­cher­hei­ten (Ram­schkre­di­te) in einem Paket. Die­ses Paket wird als Wert­pa­pier in­ter­na­tio­nal an­ge­bo­ten, Käu­fer er­hal­ten das Recht auf die Rück­zah­lun­gen aus den Kre­di­ten. Das Paket wird von den Ra­ting­agen­tu­ren viel zu güns­tig be­wer­tet und ver­kauft sich des­we­gen sehr gut, vor allem auch an deut­sche Ban­ken. Diese wie­der­um un­ter­hal­ten oft so­ge­nann­te Zweck­ge­sell­schaf­ten in Steu­er­oa­sen, um die Pa­pie­re zu hal­ten. Zu­gleich wer­den die Pa­ke­te mit neu­ar­ti­gen Kre­dit­aus­fall­ver­si­che­run­gen (Credit De­fault Swaps) ver­si­chert. So­lan­ge die Häu­ser­prei­se immer wei­ter stei­gen, wer­den auch die Pa­ke­te wert­vol­ler.

4 – In den USA stie­gen die Im­mo­bi­li­en­prei­se seit Jah­ren. Am An­fang des Jahr­tau­sends stieg der Wert jähr­lich um fünf Pro­zent, ei­ni­ge Jahre spä­ter schon weit über zehn Pro­zent. Es wur­den immer mehr Häu­ser ge­baut. Viele Häu­ser waren durch die enor­men Wert­stei­ge­run­gen der letz­ten Jahre über­be­wer­tet. Dann ab 2007 stieg der Wert der Häu­ser nicht mehr so stark und kurz dar­auf san­ken die Im­mo­bi­li­en­prei­se sogar.

5 – Fa­mi­lie S. hat ein klei­nes Haus in Flo­ri­da. Sie woh­nen dort seit 25 Jah­ren. Sie haben das Haus selbst ge­baut. Fa­mi­lie S. woll­te sich ein neues Auto kau­fen. Da sie nicht genug Er­spar­tes hat­ten, nah­men sie einen Hy­po­the­ken­kre­dit auf ihr Haus auf. Dafür muss­ten sie zwar Zin­sen zah­len, aber die waren an­fangs sehr ge­ring und wür­den dann spä­ter erst stei­gen. Da dank des stei­gen­den Häu­ser­wer­tes ihr Haus immer wert­vol­ler wurde, ging man davon aus, damit die Zin­sen zah­len zu kön­nen. Dann stie­gen die Im­mo­bi­li­en­wer­te nicht mehr und die Zin­sen stie­gen. Das konn­te Fa­mi­lie S. nicht auf Dauer, da sie weder Rück­la­gen noch genug Ein­kom­men hat­ten. Ei­gen­tü­me­rin der Hau­ses wurde nun die Bank und Fa­mi­lie S. muss­te das Haus ver­las­sen. Sie lebt nun in einer Wohn­wa­gen­sied­lung.

6 – Die Bank D. be­merk­te, dass viele Im­mo­bi­li­en­be­sit­zer in den USA die Kre­di­te für ihre Häu­ser nicht mehr zu­rück­zah­len kön­nen. Sie lässt die Häu­ser des­halb zwangs­wei­se räu­men, selbst wenn die Bank oft nur un­zu­rei­chen­de Pa­pie­re zu den Kre­di­ten hatte. Die Men­schen müs­sen aus­zie­hen und woh­nen nun teil­wei­se sogar in Zel­ten oder sind bei Freun­den und Ver­wand­ten un­ter­ge­kom­men. Da­durch dass nun sehr viele leer ste­hen­de Häu­ser exis­tier­ten, san­ken die Im­mo­bi­li­en­prei­se wei­ter. Die Wert­pa­pier-Pa­ke­te mit den Kre­di­ten waren damit auch wert­los.

7 – Es stell­te sich her­aus, dass die Ram­schkre­di­te über­wie­gend wert­los waren. Dar­auf­hin war klar, dass alle An­le­ger (meist Ban­ken und an­de­re Un­ter­neh­men, aber auch Pri­vat­kun­den), die Ram­schkre­di­te be­sa­ßen, viel we­ni­ger Ver­mö­gen be­sa­ßen als ge­dacht. Auch die Kre­dit­aus­fall­ver­si­che­run­gen (Credit De­fault Swaps) er­wie­sen sich als wert­los und brach­ten unter an­de­rem die größ­te Ver­si­che­rung der Welt (AIG) zu Fall. An den Bör­sen bra­chen die Kurse ein, so dass ei­ni­ge Ban­ken, Ver­si­che­run­gen und Fonds plei­te­gin­gen (Leh­man Bro­thers) oder ge­gan­gen wären (Bear Stearns, AIG, Hypo Real Es­ta­te, Lan­des­ban­ken u.v.m.), wenn die Staa­ten sie nicht ge­ret­tet hät­ten. Es folg­te der größ­te welt­wei­te Wirt­schafts­ein­bruch seit 1929.

Ar­beits­auf­trag:

Er­läu­tern Sie, wel­che Rolle die pri­va­ten Haus­hal­te bei der Ent­ste­hung der Sub­prime­kri­se spiel­ten.

 

wei­ter: M15 bis M18

Ma­te­ria­li­en: Her­un­ter­la­den [pdf] [276 KB]