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Zu­satz­in­for­ma­ti­on 2

Fik­tio­na­li­tät als Zu­ord­nung zu einer Gat­tung/Text­sor­te und zu Kunst­kon­zep­ten

Bü­cher, die von ihrem Autor als li­te­ra­ri­sche Fik­tio­nen ge­meint sind, nennt man auch Bel­le­tris­tik (franz. „bel­les lettres“ = schön­geis­ti­ge, künst­le­risch wert­vol­le Li­te­ra­tur), was meint, dass sie als li­te­ra­ri­sches Kunst­werk zu be­wer­ten sind. Damit ver­weist man dar­auf, dass die Texte keine Sach­t­ex­te sind und Er­fun­de­nes ent­hal­ten kön­nen, fer­ner geht es darum, dass be­son­de­re, also ty­pi­sche künst­le­ri­sche Ge­stal­tungs­mit­tel ver­wen­det wer­den wie Dia­lo­ge, Er­zähl­tech­nik, Stil­mit­tel der Me­ta­pho­rik etc. – also das, was im Deutsch­un­ter­richt gän­gi­ge In­stru­men­te der Text­ana­ly­se sind.

Der be­son­de­re Sta­tus fik­tio­na­ler li­te­ra­ri­scher Kunst­wer­ke wird meis­tens be­reits im Cover oder zu­min­dest in den An­ga­ben auf der ers­ten Ti­tel­sei­te eines Buchs an­ge­deu­tet, indem man wie bei „Das Par­fum“ den Zu­satz „Roman“ (dt.) da­zu­schreibt, bei an­de­ren Tex­ten würde z.B. „Kurz­ge­schich­te“, „No­vel­le“, „Drama“ oder „Ge­dicht“ bzw. „Lyrik“ ste­hen. Das be­deu­tet, dass man den Text be­reits einer ein­ge­führ­ten Gat­tung bzw. Text­sor­te zu­ord­net, die dem Be­reich bzw. Sys­tem der Kunst zu­ge­hö­rig ist – ein Wis­sen, das uns durch so­zia­le Kon­ven­tio­nen, also er­lern­te Re­geln und Ver­ein­ba­run­gen, zu­gäng­lich ist.

Hier liegt dann der Fall vor, dass zwei Kri­te­ri­en Fik­tio­na­li­tät und Kunst­cha­rak­ter, Äs­the­ti­zi­tät ge­nannt – zu­sam­men­kom­men. Letzt­ge­nann­tes Kri­te­ri­um ist auch für Thea­ter­auf­füh­run­gen, Skulp­tu­ren und Bil­der be­deut­sam.

Bei Sach­t­ex­ten wie z.B. Rat­ge­bern, kön­nen eben­falls er­zähl­te Ge­schich­ten, Dia­lo­ge, Sze­na­ri­en und fik­ti­ve Ele­men­te ähn­lich wie bei Ro­ma­nen ver­wen­det wer­den, aber das Sach­li­che bzw. fak­tisch Nach­weis­ba­re über­wiegt und der Text gilt per Kon­ven­ti­on nicht als Kunst­werk (das Äs­the­ti­zi­täts­kri­te­ri­um darf nicht an­ge­wen­det wer­den, son­dern die Maß­stä­be von sach­li­cher Rich­tig­keit, Trans­pa­renz und ge­ge­be­nen­falls kon­kre­ter An­wend­bar­keit). Sind die Sach­t­ex­te an wis­sen­schaft­li­chen Maß­stä­ben ori­en­tiert, müs­sen sie ihre Quel­len nach­wei­sen – daher sind ty­pi­sche Zu­sät­ze z.B. Fuß­no­ten mit Quel­len­an­ga­ben, oder Li­te­ra­tur- und Bild­ver­zeich­nis­se und In­halts­ver­zeich­nis­se, Ver­zeich­nis­se.

Es gilt dabei die Regel, dass je stren­ger die wis­sen­schaft­li­chen Re­geln be­ach­tet wer­den, je mehr Zu­satz­tex­te und umso ge­naue­re An­ga­ben vor­lie­gen.

Zu­satz­tex­te, die uns wei­te­re In­for­ma­tio­nen zu einem Text geben, wer­den oft in der Li­te­ra­tur­wis­sen­schaft „Pa­ra­tex­te“ ge­nannt. Zu den Pa­ra­tex­ten ge­hö­ren Klap­pen­tex­te sowie Vor- und Nach­wor­te, die im Falle fik­tio­na­ler, bel­le­tris­ti­scher Texte auch die Un­ter­schie­de zwi­schen Fak­ten und dich­te­ri­scher Frei­heit the­ma­ti­sie­ren kön­nen. Bei Sach­t­ex­ten sind oft Pa­ra­tex­te wie Fuß­no­ten mit Quel­len­an­ga­ben, bi­blio­gra­phi­schen Nach­wei­sen, Li­te­ra­tur- und Bild­ver­zeich­nis­se, Index, Re­gis­ter, In­halts­ver­zeich­nis­se, Ver­zeich­nis­se mit wich­ti­gen Be­grif­fen, Glos­sa­ri­en üb­lich.

Ver­tie­fen­des zur De­fi­ni­ti­on von Fik­tio­na­li­tät:

Jo­chen Vogt: Ein­la­dung zur Li­te­ra­tur­wis­sen­schaft (UTB, 6. er­wei­ter­te und ak­tua­li­sier­te Auf­la­ge März 2008); Ver­tie­fungs­pro­gramm zum Selbst­stu­di­um im In­ter­net unterhttp://​www.​ein­la­dung-​zur-​lit​erat​urwi​ssen​scha​ft.​de/

Zur Fik­tio­na­li­tät:http://​ein­la­dung-​zur-​lit​erat​urwi​ssen​scha​ft.​de/​index.​php?​op­ti­on=com_​con­tent&​vie​w=art​icle&​id=266:​5-​1-​fik­tio­na­le-​und-​fak­tua­le-​texte&​catid=40:​ka­pi­tel-​5

 

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