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An­mer­kun­gen und Lö­sungs­hin­wei­se zu Ka­pi­tel 1.3

Die­ses Ka­pi­tel ver­netzt fol­gen­de Kom­pe­ten­zen mit­ein­an­der:

Pro­zess­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen

1. Spre­chen

1.6. Ge­sprä­che und Dis­kus­sio­nen be­ob­ach­ten, mo­de­rie­ren und re­flek­tie­ren, dabei Merk­ma­le un­an­ge­mes­se­ner Kom­mu­ni­ka­ti­on er­ken­nen und dar­auf hin­wei­sen

1.14. un­ter­schied­li­che Sprech­si­tua­tio­nen sze­nisch ge­stal­ten 1.16. Kom­mu­ni­ka­ti­on be­ur­tei­len: kri­te­ri­en­ori­en­tiert das ei­ge­ne Ge­sprächs­ver­hal­ten und das

an­de­rer be­ob­ach­ten, re­flek­tie­ren und be­wer­ten

In­halts­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen

3.​3.​2.​2.

(1) ge­lin­gen­de und miss­lin­gen­de Kom­mu­ni­ka­ti­on kri­te­ri­en­ori­en­tiert und theo­rie­ge­stützt ana­ly­sie­ren; Be­din­gun­gen ge­lin­gen­der Kom­mu­ni­ka­ti­on be­nen­nen und re­flek­tie­ren

(2) grund­le­gen­de Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mo­del­le […] zur Ana­ly­se von Kom­mu­ni­ka­ti­on und Sprech­ak­ten nut­zen (zum Bei­spiel Büh­ler, Watz­la­wick, Schulz von Thun)

Leit­per­spek­ti­ven

Prä­ven­ti­on und Ge­sund­heits­för­de­rung (PG)

[...] Auch the­ma­tisch bie­ten li­te­ra­ri­sche wie nicht­li­te­ra­ri­sche Texte im Deutsch­un­ter­richt An­lass, über zen­tra­le The­men die­ser Leit­per­spek­ti­ve wie zum Bei­spiel un­ter­schied­li­che kon­struk­ti­ve oder de­struk­ti­ve For­men der Kom­mu­ni­ka­ti­on und der so­zia­len In­ter­ak­ti­on nach­zu­den­ken.

Zu den Übun­gen: So­wohl das Kom­mu­ni­ka­ti­ons­qua­drat (Vier-Sei­ten-Mo­dell) als auch das Teu­fels­kreis-Mo­dell (Bsp. 4) sind leicht ab­zu­ru­fen unter www.​schulz-von-thun.de. Die Übun­gen ori­en­tie­ren sich an denen Schulz von Thuns (vgl. Schulz von Thun 1997 [1981]), die erste Si­tua­ti­on ist von einem sei­ner Bei­spie­le in­spi­riert. Die Übun­gen las­sen sich zwang­los an den Li­te­ra­tur­un­ter­richt an­bin­den, wenn bei der In­ter­pre­ta­ti­on der Fokus auf Dia­logana­ly­se liegt.

Ein ein­ein­deu­ti­ger Rück­schluss von Sym­ptom auf die Ur­sa­che ist weder in der Ge­sprächs­ana­ly­se noch im the­ra­peu­ti­schen Kon­text mög­lich. Daher kön­nen nur plau­si­ble Deu­tun­gen ge­lie­fert wer­den. Im Rah­men der In­ter­pre­ta­ti­on li­te­ra­ri­scher Dia­lo­ge muss der Kon­text als Beleg her­an­ge­zo­gen wer­den, um sie zu va­li­die­ren, bei wirk­li­chen Ge­sprächs­si­tua­tio­nen müss­ten die Ge­sprächs­part­ner selbst be­fragt wer­den.

Das Mus­ter in 1. - 3. ist im Gro­ßen und Gan­zen das glei­che und ent­spricht der all­täg­li­chen Er­fah­rung. (In di­dak­ti­scher Hin­sicht ist eine ge­wis­se Red­un­danz aber nötig, weil der Blick für das Phä­no­men erst ein­ge­übt wer­den muss.) Aus­gangs­punkt ist ein Ap­pell, aus­ge­blen­det ist die Be­zie­hungs- oder Selbst­dar­stel­lungs­ebe­ne, statt­des­sen mün­det ein Ge­spräch in eine schein­bar ver­nünf­ti­ge, 'cool' ge­führ­te Dis­kus­si­on, in der Ver­letzt­heit, Ver­un­si­che­rung und Ge­kränkt­heit ka­schiert wer­den sol­len.

Zu 1.3.4 -1.3.6 : Mög­li­che (!) Deu­tun­gen:

Si­tua­ti­on 1: Vor­der­grün­di­ge Sa­ch­ebe­ne: Wie auf­ge­räumt ist Mut­ters Zim­mer? Aus­ge­blen­det: S. fühlt sich be­vor­mun­det / ist über die Be­schimp­fung/Ent­wer­tung ver­är­gert (Be­zie­hungs­ebe­ne) Die Mut­ter fühlt sich von ihrer Toch­ter pro­vo­ziert (Be­zie­hungs­ebe­ne) / ist ver­zwei­felt, weil sie der Un­ord­nung nicht Herr wird (Selbst­dar­stel­lung). In einer 'Meta-Kom­mu­ni­ka­ti­on' müss­ten beide in Form von Ich-Bot­schaf­ten dies the­ma­ti­sie­ren.

Si­tua­ti­on 2: Vor­der­grün­di­ge Sa­ch­ebe­ne: Kann ein Baby schon Oli­ven mögen? Aus­ge­blen­de­te Ebene bei Bot­schaft des Va­ters: Der Vater hat m.o.w. be­wusst Angst, dass Max ihm zu viele Oli­ven we­gisst, die er selbst gerne mag (Selbst­dar­stel­lung un­ter­bleibt, weil der Vater denkt, dass er sei­nem Sohn doch etwas gön­nen und nicht als sein Fut­ter-Ri­va­le auf­tre­ten soll­te) oder es ist ihm vor sei­ner Schwes­ter pein­lich, dass Max in sei­nen Augen nicht so gut er­zo­gen ist (eben­falls Selbst­dar­stel­lung). Oder aber er fühlt sich von Max‘ un­ge­nier­tem Zu­grei­fen pro­vo­ziert (Be­zie­hungs­ebe­ne). Bei Max ist die Be­zie­hungs­ebe­ne aus­ge­blen­det: Er fühlt sich vor­ge­führt, ge­kränkt, dass sein Vater gleich seine Au­to­ri­tät ihm ge­gen­über aus­spielt, ihn ‚be­lehrt‘, statt ihn freund­lich zu bit­ten; auf die­ser nar­ziss­ti­schen Ebene ver­sucht er die asym­me­tri­sche Be­zie­hung da­durch um­zu­keh­ren, dass nun er den Vater be­lehrt. Eine 'Meta-Kom­mu­ni­ka­ti­on', bei der die aus­ge­blen­de­te Ebene der Selbst­dar­stel­lung thema-ti­siert würde, würde am bes­ten unter vier Augen statt­fin­den.

Si­tua­ti­on 3: Vor­der­grün­di­ge Sa­ch­ebe­ne: Vor- und Nach­tei­le der neuen Soft­ware. Aus­ge­blen­det: B. fühlt sich über­for­dert, hat Angst, mit der Soft­ware nicht zu­recht­zu­kom­men (Selbst­dar­stel­lung). In einer 'Meta-Kom­mu­ni­ka­ti­on' müss­te A auf diese Angst ein­ge­hen, sie an­er­ken­nen („Ich kann gut ver­ste­hen, dass Sie den Ein­druck haben, dass da ganz viel Neues auf Sie zu­kommt, was Sie sich alles erst müh­sam an­eig­nen müs­sen“ usw.).

Si­tua­ti­on 4 lässt sich gut mit dem Teu­fels­kreis-Mo­dell Schulz von Thuns er­fas­sen. Die SuS kön­nen er­ken­nen, dass Max aus der An­nah­me, Anna, die er mag, möge ihn nicht, ihre Be­grü­ßung („Äu­ße­rung“) als Aus­druck eben die­ser Bot­schaft auf der Be­zie­hungs­ebe­ne ver­steht („In­ne­rung“) und sich an­schlie­ßend so ver­hält, dass Anna ihn als ab­wei­send emp­fin­det, wor­auf sie so re­agiert („Äu­ße­rung“), als würde er sie nicht mögen, was ihn in sei­ner An­nah­me, sie möge ihn nicht, be­stärkt usw.

Beim Um­schrei­ben die­ser Szene in ein pro­duk­ti­ves Ge­spräch wäre unter an­de­rem dar­auf zu ach­ten, dass min­des­tens einer der bei­den Ge­sprächs­part­ner auf Äu­ße­run­gen wie ein flap­si­ges „Nö“ oder ein pro­vo­kan­tes „Spinnst du?“ ver­zich­tet, dass Max das Ver­leug­nen sei­nes Ge­kränkt­seins („Nö, alles o.k.“) auf­gibt. Das fik­ti­ve Bei­spiel ist so an­ge­legt, dass Annas Fra­ge­ver­hal­ten zu Be­ginn in dem Sinne pro­duk­tiv um­ge­stal­tet wer­den könn­te, dass sie auf Max‘ Sorge ein­geht. Erst am Ende macht auch sie „dicht“.

 

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Wei­ter zu An­mer­kun­gen und Lö­sungs­hin­wei­se zu Ka­pi­tel 1.4