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Uti­li­ta­ris­mus

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.


Ziel­set­zung/Pro­blem­stel­lung

Was sol­len die Schü­le­rin­nen und Schü­ler durch die Lö­sung der Auf­ga­be ler­nen? Worin be­steht der an­ge­streb­te Kom­pe­tenz­ge­winn?

Be­ur­tei­len, ob der Staat ent­führ­te Flug­zeu­ge im Zwei­fel­fall ab­schie­ßen darf.

Di­lem­ma­ta er­ken­nen und aus­hal­ten, in denen sich staat­li­ches Han­deln voll­zieht.

Das Be­ur­tei­lungs­kri­te­ri­um „Uti­li­ta­ris­ti­sche Nut­zen­kal­kü­le“ an einem Fall­bei­spiel an­wen­den.

Wie lau­tet die den Schü­le­rin­nen und Schü­lern ge­stell­te Auf­ga­be? Stel­len Sie sich fol­gen­des Sze­na­rio vor: Flug­zeu­ge der Bun­des­wehr haben ein von Ter­ro­ris­ten ent­führ­tes Flug­zeug ab­ge­schos­sen, als es sich dem Groß­raum Stutt­gart nä­her­te.

Nun wird der Fall vor Ge­richt ver­han­delt.

Stel­len Sie diese Ver­hand­lung nach.

Ma­te­ria­li­en

Wel­che In­for­ma­tio­nen und Ma­te­ria­li­en be­nö­ti­gen die Schü­le­rin­nen und Schü­ler, um die Auf­ga­ben­stel­lung ver­ste­hen und be­wäl­ti­gen zu kön­nen?

Aus­zü­ge aus dem Luft­si­cher­heits­ge­setz

Aus­zü­ge aus dem Ur­teil des BVerfG

Rol­len­kar­ten für die Ge­richts­ver­hand­lung

  • An­kla­ge
  • Ver­tei­di­gung
  • Rich­ter
  • Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter
M1 Aus­zü­ge aus dem Luft­si­cher­heits­ge­setz

Am 15.1.2005 trat das vom Bun­des­tag ver­ab­schie­de­te Luft­si­cher­heits­ge­setz in Kraft. Es soll der Bun­des­re­gie­rung die Mög­lich­keit geben, dar­auf zu re­agie­ren, wenn Flug­zeu­ge als Waf­fen ein­ge­setzt wer­den.

§1 Zweck

Die­ses Ge­setz dient dem Schutz vor An­grif­fen auf die Si­cher­heit des Luft­ver­kehrs, ins­be­son­de­re vor Flug­zeug­ent­füh­run­gen, Sa­bo­ta­ge­ak­ten und ter­ro­ris­ti­schen An­schlä­gen.

§ 14 Ein­satz­maß­nah­men, An­ord­nungs­be­fug­nis

(1) Zur Ver­hin­de­rung des Ein­tritts eines be­son­ders schwe­ren Un­glücks­fal­les dür­fen die Streit­kräf­te im Luft­raum Luft­fahr­zeu­ge ab­drän­gen, zur Lan­dung zwin­gen, den Ein­satz von Waf­fen­ge­walt an­dro­hen oder Warn­schüs­se ab­ge­ben.

(2) Von meh­re­ren mög­li­chen Maß­nah­men ist die­je­ni­ge aus­zu­wäh­len, die den Ein­zel­nen und die All­ge­mein­heit vor­aus­sicht­lich am we­nigs­ten be­ein­träch­tigt. Die Maß­nah­me darf nur so lange und so weit durch­ge­führt wer­den, wie ihr Zweck es er­for­dert. Sie darf nicht zu einem Nach­teil füh­ren, der zu dem er­streb­ten Er­folg er­kenn­bar außer Ver­hält­nis steht.

(3) Die un­mit­tel­ba­re Ein­wir­kung mit Waf­fen­ge­walt ist nur zu­läs­sig, wenn nach den Um­stän­den davon aus­zu­ge­hen ist, dass das Luft­fahr­zeug gegen das Leben von Men­schen ein­ge­setzt wer­den soll, und sie das ein­zi­ge Mit­tel zur Ab­wehr die­ser ge­gen­wär­ti­gen Ge­fahr ist.

(4) Die Maß­nah­me nach Ab­satz 3 kann nur der Bun­des­mi­nis­ter der Ver­tei­di­gung oder im Ver­tre­tungs­fall das zu sei­ner Ver­tre­tung be­rech­tig­te Mit­glied der Bun­des­re­gie­rung an­ord­nen. Im Üb­ri­gen kann der Bun­des­mi­nis­ter der Ver­tei­di­gung den In­spek­teur der Luft­waf­fe ge­ne­rell er­mäch­ti­gen, Maß­nah­men nach Ab­satz 1 an­zu­ord­nen.

Aus­zü­ge aus dem Luft­si­cher­heits­ge­setz (Luft­SiG)

M2 Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt ur­teilt

Auf­grund einer Ver­fas­sungs­be­schwer­de hat sich das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt mit dem Luft­si­cher­heits­ge­setz be­fasst und am 15.2.2006 fol­gen­des Ur­teil ge­spro­chen:

Pres­se­mit­tei­lung zum Ur­teil

M3 Grund­ge­setz

Ar­ti­kel 1

(1) Die Würde des Men­schen ist un­an­tast­bar. Sie zu ach­ten und zu schüt­zen ist Ver­pflich­tung aller staat­li­chen Ge­walt.

Ar­ti­kel 2

(2) Jeder hat das Recht auf Leben und kör­per­li­che Un­ver­sehrt­heit. Die Frei­heit der Per­son ist un­ver­letz­lich. In diese Rech­te darf nur auf Grund eines Ge­set­zes ein­ge­grif­fen wer­den.

M4 Rol­len­kar­ten

Pfeil An­kla­ge

Sie sind An­klä­ger in die­sem Fall. Sie sind davon über­zeugt, dass der Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter die fal­sche Ent­schei­dung ge­trof­fen hat. Be­rei­ten Sie ein Plä­doy­er vor, in dem Sie ver­deut­li­chen, warum die Ent­schei­dung falsch war. Man­chen Sie dabei deut­lich, gegen wel­che Rechts­grund­sät­ze der Mi­nis­ter ver­sto­ßen hat. Sie kön­nen vor Ihrem Plä­doy­er Fra­gen an den Mi­nis­ter stel­len.

Pfeil Ver­tei­di­gung

Sie sind Ver­tei­di­ger des Mi­nis­ters. Ihr Ziel ist es, deut­lich zu ma­chen, wes­halb der Mi­nis­ter im Sinne der Bür­ger und des­halb rich­tig ge­han­delt hat. Be­rei­ten Sie ein Plä­doy­er vor, indem Sie dies ar­gu­men­ta­tiv ver­deut­li­chen. Sie kön­nen vor Ihrem Plä­doy­er Fra­gen an den Mi­nis­ter stel­len.

Pfeil Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter

Sie sind Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und haben die schwie­ri­ge Ent­schei­dung ge­trof­fen, das ent­führ­te Flug­zeug ab­schie­ßen zu las­sen. Nun ste­hen Sie vor Ge­richt und müs­sen sich für diese Ent­schei­dung recht­fer­ti­gen.

Pfeil Rich­ter

Sie sind Rich­ter und müs­sen über die Ent­schei­dung des Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter ein Ur­teil fäl­len und die­ses Ur­teil be­grün­den. Hören Sie sich die Ar­gu­men­ta­tio­nen der An­kla­ge und der Ver­tei­di­gung an. Sie selbst kön­nen noch Fra­gen an den Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter stel­len, bevor Sie ur­tei­len. Ma­chen Sie in Ihrem Ur­teil klar, in­wie­weit der Mi­nis­ter sich schul­dig ge­macht hat und was man zu sei­ner Ent­las­tung an­füh­ren könn­te. Wägen Sie ab und tref­fen Sie eine Ent­schei­dung.

(Erik Mül­ler)

Po­li­ti­sche Ur­teils­kom­pe­tenz trai­nie­ren: Her­un­ter­la­den [pdf] [158 KB]

Ver­fas­sungs­norm - Ver­fas­sungs­rea­li­tät