3. Sequenz: Grenouilles Aufbruch zu seiner „Heldenreise“
Die Impulse zur Auswertung der Hausaufgabe greifen auf, dass Grenouille als Figur zwar nicht sympathisch, aber dennoch faszinierend ist, gerade weil er nicht der klassisch-ideale Held ist, der am Ende eine Belohnung erhält – und der Roman generell eine Welt zeigt, in der Egoismus vorherrscht.
Die erste Textarbeit soll die Übertragbarkeit des Schemas der Heldenreise überprüfen (vgl. AB 5), um zu zeigen, dass der Held keine Weigerung zur Berufung hat, sondern von äußeren Hindernissen und Ausbeutung gehindert wird. Dennoch sind andere Stationen der Heldenreise wie die Rolle des Mentors und das Überschreiten der Schwelle vorhanden, aber in anderer Form als der klassischen Heldenreise, da der Mentor und die Helfer nicht mit dem Protagonisten sympathisieren und der Held auch keine Sympathie erzeugt. Baldini als Mentor erschließt Grenouille weiteres Wissen, aber unterstützt ihn wenig – Grenouille bringt sich vieles selbst bei.
Der Vergleich zwischen klassischen Helden und Grenouille (vgl. AB 6) macht deutlich, dass dieser weder durch schönes Äußeres noch durch Mut, Kraft, Ehre wie die Helden der Artusepik oder der Antike besticht, aber auch nicht die Moralität, Hilfsbereitschaft und Intelligenz eines modernen Helden hat (siehe Goethe-Gedicht) und diese auch nicht durch Entwicklung erreicht. Damit hat er Züge eines Antihelden. Er verfügt allerdings über besondere Begabungen, die für normale Menschen an Magie grenzen, da er alle Widrigkeiten überlebt und ein Geruchsgenie und schließlich ein Duftkünstler ist. Letzteres entwickelt er weiter und zudem sind es für einen Protagonisten neue und faszinierende Eigenschaften, so dass die Leser weiterlesen wollen.
Der zweite Arbeitsauftrag in arbeitsteiliger Gruppenarbeit soll herausarbeiten, wie Grenouille vom auktorialen Erzähler beurteilt wird und wie er sich selbst beurteilt (vgl. AB 7a) – hier zeigt sich das Vergleichsvokabular zwischen Tiervergleichen und Geste der pathetischen (Selbst-)Vergöttlichung als Zeichen für Grenouilles übersteigerter Hybris.
Der dritte Arbeitsauftrag zeigt den intertextuellen Bezug des Textes und weist nach, dass der Roman den Bildungs- bzw. Entwicklungsroman sowie das aufgeklärte Menschenbild (siehe Kant) subversiv und parodistisch aufgreift, gerade weil Grenouille keine innere, moralische und intellektuelle Entwicklung durchläuft, sondern gerade hier stagniert bzw. sich in seiner Hybris selbst zu stilisieren beginnt.
Die Hausaufgabe stellt mit Hilfe des Zusatztextes die Frage, inwiefern Grenouilles Geschichte dennoch eine Erlösungsgeschichte werden kann und welche Bedingungen dafür gelten: Entdeckung einer neuen, positiven Aufgabe, neue Freunde oder eine Partnerin, Verzeihung der Gesellschaft, um in den folgenden Stunden aufgegriffen zu werden – hier geht es darum nachzuweisen, dass Grenouille von sich aus diese Möglichkeiten gar nicht sucht und ergreift, was verdeutlicht, dass er keine echte Erlösung anstrebt (vgl. AB 7b).
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