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An­mer­kun­gen und Lö­sungs­hin­wei­se zu Ka­pi­tel 1

Die­ses Ka­pi­tel ver­netzt fol­gen­de Kom­pe­ten­zen mit­ein­an­der:

 

Pro­zess­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen:

2. Schrei­ben:

2.5. ele­men­ta­re for­ma­le An­for­de­run­gen des Schrei­bens er­fül­len ([…] Gram­ma­tik)

2.9. Text­be­le­ge und an­de­re Quel­len kor­rekt zi­tie­ren [...], dabei sprach­lo­gisch in­te­grie­ren […]

2.10. […] einen an­ge­mes­se­nen, va­ria­blen Stil ver­wen­den

2.16. ei­ge­nes Wis­sen über li­te­ra­ri­sche, sprach­li­che und an­de­re Sach­ver­hal­te ge­ord­net und dif­fe­ren­ziert dar­stel­len und ad­äquat in ei­ge­ne Text­pro­duk­ti­on ein­be­zie­hen.

In­halts­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen

3.​3.​2.​1

(4) die Struk­tur auch von kom­ple­xen Sät­zen und Satz­ge­fü­gen ana­ly­sie­ren, im Fel­der­mo­dell be­schrei­ben und die Ana­ly­se für ihr Ver­ständ­nis nut­zen

(6) Ne­ben­sät­ze in kom­ple­xen Satz­ge­fü­gen si­cher er­ken­nen, er­läu­tern und ver­wen­den

Zu­sätz­li­che Kom­pe­tenz­be­zü­ge für Kap. 1.5

(3) alle For­men des At­tri­buts er­ken­nen, be­stim­men und ver­wen­den

(7) In­fi­ni­tiv- und Par­ti­zi­pia­l­grup­pen er­ken­nen und ihre syn­tak­ti­sche und se­man­ti­sche Funk­ti­on be­stim­men; In­fi­ni­tiv- und Par­ti­zi­pia­l­grup­pen funk­tio­nal ver­wen­den, auch in­ner­halb kom­ple­xe­rer syn­tak­ti­scher Struk­tu­ren

(27) die Zei­chen­set­zung bei Ne­ben­sät­zen, In­fi­ni­tiv- und Par­ti­zi­pia­l­grup­pen auch in kom­ple­xen Satz­ge­fü­gen kor­rekt be­grün­den und ver­wen­den, dabei auch den Un­ter­schied zwin­gen­der und fa­kul­ta­ti­ver Kom­ma­set­zung er­läu­tern

Zu­sätz­li­che Kom­pe­tenz­be­zü­ge für Kap. 1.7:

3.​3.​2.​1

(Hin­wei­se) Un­ter­su­chungs­ver­fah­ren: […] Ver­glei­che mit an­de­ren Spra­chen an­stel­len und da­durch die Struk­tu­ren des Deut­schen ge­nau­er und ver­tief­ter be­schrei­ben

 

Die fol­gen­den ter­mi­no­lo­gi­schen Un­ter­schei­dun­gen sind im BP nicht an­ge­legt und für die SuS nicht alle not­wen­dig, son­dern die­nen meis­tens nur zur Ori­en­tie­rung für die Lehr­kraft. Der Prä­zi­sie­rung „kom­ple­xe[…] Sätze“ bzw. … „kom­ple­xe[...] Satz­ge­fü­gen [...]“ ist Ge­nü­ge getan, wenn SuS Prä­di­ka­te mit n>2 in der RSK ge­bräuch­li­cher VE-Sätze „in­duk­tiv und ex­pe­ri­men­tie­rend er­for­schen“ (3.​3.​2.​1, Hin­wei­se).

In der wis­sen­schaft­li­chen Dis­kus­si­on gibt es teil­wei­se durch­aus un­ter­schied­li­che Auf­fas­sun­gen zur Dar­stel­lung ein­zel­ner Struk­tu­ren (s. die ein­zel­nen Lö­sungs­hin­wei­se). Ent­schei­dend ist nicht, dass die SuS eine ‚or­tho­do­xe‘ Dar­stel­lung er­ler­nen, son­dern die deut­sche Syn­tax durch die Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Fel­der­mo­dell „in­duk­tiv und ex­pe­ri­men­tie­rend er­for­schen“ und dabei auf Schwie­rig­kei­ten auf­merk­sam wer­den.

Lö­sungs­hin­wei­se

Zu 4.1.1: Funk­ti­ons­ver­ben wer­den, an­ders als Voll­ver­ben, erst durch eine nicht­ver­ba­le Prä­di­kats­er­gän­zung se­man­tisch ‚voll­stän­dig‘. Damit stellt sich die Frage, ob die Er­gän­zung in der RSK oder im MF plat­ziert wer­den soll. In der Li­te­ra­tur ist die Stel­lung frei ste­hen­der nicht­ver­ba­ler Prä­di­kats­er­gän­zun­gen nicht ein­heit­lich ge­re­gelt: Wäh­rend Au­to­ren wie Wein­reich (1993, S.43 u. 46) in die­sem Fall auch Ad­jek­ti­ve und Sub­stan­ti­ve als Teil einer Le­xi­kal­klam­mer an­se­hen und in der RSK plat­zie­ren, lehnt bei­spiels­wei­se A. Wöll­stein dies ka­te­go­risch ab (Wöll­stein 2010, S.37). Ent­spre­chend lässt Wein­reich auch No­mi­na als „Nach­ver­ben“ zu (Er fährt[LSK] jedes Jahr Ski[RSK] ; vgl. 1993, 46) und na­tür­lich steht ent­spre­chend das Prä­di­ka­tiv eben­falls in der RSK. Auch Gran­zow-Emden weist auf die Pro­ble­ma­tik der Zu­ord­nung zu einem der Fel­der (MF oder RSK) hin (vgl. 2017, S.71).

Somit sind die bei­den fol­gen­den Dar­stel­lungs­for­men zu fin­den:

VF

LSK

MF

RSK

NF

Er

brach­te

stand

diese Sache

lange

in Ord­nung.

Schlan­ge.

 

Er

brach­te

stand

diese Sache in Ord­nung

lange Schlan­ge.

   

Aber nur:

VF

LSK

MF

RSK

NF

Er

brach­te

fand

die Ein­käu­fe in die Woh­nung.

eine lange Schlan­ge.

   

Der Un­ter­schied, auf den es an­kommt, ist, dass Er­gän­zun­gen wie „brach­te ... in Ord­nung“ oder „stand ... Schlan­ge“ keine Satz­glie­der sind, selbst wenn es sich noch nicht (wie z.B. im Satz „Er stand kopf“) um ver­blass­te Sub­stan­ti­ve han­delt. Man kann sie nicht er­fra­gen (*Wohin brach­te er seine Sa­chen? *In Ord­nung.) und auch nur in Son­der­fäl­len ins VF set­zen (zur Ver­fü­gung[VF] stehe ich nicht, son­dern…[?] Wie bitte? Was stand er? Ach so, Schlan­ge[VF] stand er.). Auch sind die nicht­ver­ba­len Er­gän­zun­gen der Funk­ti­ons­ver­ben nicht durch an­de­re Er­gän­zun­gen zu er­set­zen, an­ders als Satz­glie­der („Er brach­te die Ein­käu­fe in die Woh­nung / zum Nach­barn / nach Hause“ usw., aber nur: „Er brach­te die Sache in Ord­nung.“) Wel­che Ent­schei­dung die Lehr­kraft hin­sicht­lich der Dar­stel­lung trifft oder ob sie sich über­haupt fest­legt, ist un­er­heb­lich, wich­tig ist, dass den SuS der Un­ter­schied in der Art der Ver­ben (Voll­verb mit Ob­jekt vs. Funk­ti­ons­verb) klar wird. Das to­po­lo­gi­sche Mo­dell eig­net sich zu einer Re­fle­xi­on dar­über sehr gut.

Zu 4.1.2: Hier geht es um eine Be­son­der­heit von VE-Sät­zen: Die Ab­fol­ge für zwei Ver­ben in der RSK lau­tet dort: In­fi­ni­te Form (Par­ti­zip, In­fi­ni­tiv) vor fi­ni­ter Form. Ent­hält das Prä­di­kat drei Ver­ben und ist das Fi­ni­tum eine Form von „haben“, wie es im Per­fekt und Plus­quam­per­fekt der Fall ist, gilt aber: Fi­ni­te Form vor zwei In­fi­ni­ti­ven, wobei es al­len­falls eine Aus­nah­me bei Ver­wen­dung des Par­ti­zip II gibt (vgl. Duden, Bd. 4, 5. Aufl., S.785-787 und Wöll­stein-Leis­ten 1997, S.72f.). Ter­mi­no­lo­gisch un­ter­schei­det man dann in­ner­halb der RSK Ober- (vor­an­ge­stell­tes Fi­ni­tum) und Un­ter­feld (In­fi­ni­ti­ve; vgl. z.B. Wöll­stein 2010, S.60ff.), diese Be­griff­lich­keit ist aber für die SuS nicht nötig.

Bei Fäl­len wie in 7. ge­langt die Fel­der­ta­bel­le an ihre Gren­zen. Hier spricht man von in­ko­hä­ren­ten Kon­struk­tio­nen (Wöll­stein 2010, S.63).1 Ver­gleich­ba­res er­lebt man beim Ver­such, das Fel­der­mo­dell auf an­de­re Spra­chen an­zu­wen­den (vgl. 1.7).

Di­dak­tisch von be­son­de­rem In­ter­es­se ist die Um­wand­lung von Sät­zen mit Mo­dal­verb in der Ver­gan­gen­heit in in­di­rek­te Rede (8.), weil diese Kom­pe­tenz für den Re­sü­mee-Teil der text­ge­bun­de­ne Er­ör­te­rung un­ver­zicht­bar ist. Die Schwie­rig­keit ent­steht da­durch, dass für alle Ver­gan­gen­heits­tem­po­ra der in­di­rek­ten Rede nur eine Ver­gan­gen­heits­form des Kon­junk­tivs mög­lich ist, näm­lich Kon­junk­tiv „Per­fekt“ (Hilfs­verb im Konj. I + Par­ti­zip II) bzw. Konj. „Plus­quam­per­fekt“ (Hilfs­verb im Konj. II + Par­ti­zip II), wenn In­di­ka­tiv und Kon­junk­tiv ver­wech­selt wer­den kön­nen (vgl. Duden, Bd. 4, 5. Aufl., S. 754f. bzw. 9. Aufl., S. 542).

Zu 4.1.3: Es geht, ter­mi­no­lo­gisch um den Un­ter­schied zwi­schen Voll­verb und Mo­da­li­täts­verb: In den meis­ten Fäl­len hängt von einem fi­ni­ten Voll­verb ein satz­wer­ti­ger In­fi­ni­tiv ab, der im to­po­lo­gi­schen Mo­dell ent­we­der im NF steht oder eine neue „Zeile“ er­hält. Ge­le­gent­lich bil­det das Fi­ni­tum mit dem In­fi­ni­tiv aber einen Ver­bal­kom­plex (vgl. Duden, 9. Aufl., §591ff.). In die­sem Fall be­setzt der In­fi­ni­tiv in V2-Sät­zen die RSK, das Fi­ni­tum die LSK.

Bei der Durch­sicht der Li­te­ra­tur stellt man fest, dass die­ses Phä­no­men, das für den all­täg­li­chen Ein­satz im Un­ter­richt sehr re­le­vant ist (weil dort doch häu­fig ein­fa­che Prä­di­ka­te mit einer In­fi­ni­ti­ver­gän­zung oder VE-Er­gän­zung auf­tre­ten), nur wenig Be­ach­tung fin­det, wenn­gleich es sich, zu­min­dest im schu­li­schen Kon­text, oft­mals nicht von selbst ver­steht. Mög­li­cher­wei­se er­scheint es zu­nächst ein­mal kon­train­tui­tiv, etwa im Satz „Er droh­te[,] das Schiff zu ver­sen­ken“ für den HS nur VF und LSK zu be­set­zen und den satz­wer­ti­gen In­fi­ni­tiv ins NF bzw. in eine neue Zeile mit lee­rer LSK zu rü­cken,

VF

LSK

MF

RSK

NF

(1) Er

droh­te,

   

das Schiff zu ver­sen­ken

   

(2) das Schiff

zu ver­sen­ken

 

statt den Satz in einer Zeile des Fel­der­mo­dells un­ter­zu­brin­gen und jedes Verb in eine der Klam­mern zu set­zen:

VF

LSK

MF

RSK

NF

*Er

droh­te

das Schiff

zu ver­sen­ken.

 

Den­noch ist die zwei­te, viel­leicht ele­gan­ter wir­ken­de Dar­stel­lung lo­gisch nicht mög­lich, da es sich hier um zwei Voll­ver­ben („dro­hen“ und „ver­sen­ken“) mit ei­ge­ner Va­lenz han­delt („das Schiff zu ver­sen­ken“ ist Ob­jekt­satz zu „dro­hen“, „das Schiff“ ist Ob­jekt zu „ver­sen­ken“), so­dass jedes einen ei­ge­nen Satz mit ei­ge­ner Satz­klam­mer bil­det, auch wenn diese Satz­klam­mer je­weils nicht voll­stän­dig be­setzt ist. Man kann das sehr leicht über­prü­fen, wenn man das fi­ni­te Verb in eine kom­ple­xe Form, z.B. das Per­fekt, setzt („Per­fekt­pro­be“ [Ste­fan Metz­ger, mdl. Mit­tei­lung]).

VF

LSK

MF

RSK

NF

Er

hat

 

ge­droht

 
   

das Schiff

zu ver­sen­ken.

 

An­ders ver­hält es sich bei Mo­da­li­täts­ver­ben, die wie Funk­ti­ons- und Ko­pu­la­ver­ben keine Voll­ver­ben dar­stel­len. Das Schiff droht nie­man­dem etwas an, das Verb „dro­hen“ ist in­tran­si­tiv. Des­halb kann hier das Mo­da­li­täts­verb die LSK be­set­zen und das Voll­verb als INF die RSK.

Zu 4.1.4: Diese Ein­heit rich­tet sich nur an die­je­ni­gen Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, die im Sinne der (sinn­vol­len!) di­dak­ti­schen Re­duk­ti­on dem Mo­dell Gran­zow-Em­dens ge­folgt sind, wo­nach alle Ein­lei­tungs­wör­ter von VE-Sät­zen in einem kon­tra­hier­ten Ein­lei­tungs­feld (VF+LSK) ste­hen. (Gran­zow-Emden 2014, S.67) Diese Dar­stel­lung hat den Vor­teil, ein ein­heit­li­ches Sche­ma für die Kom­ma­set­zung bei VE-Sät­zen zu lie­fern, ist aber in der wis­sen­schaft­li­chen Dar­stel­lung kaum zu fin­den, son­dern in der Regel wer­den Ein­lei­tungs­wör­ter, die Satz­glie­der sind (d.h. Pro­no­mi­na und Ad­ver­bi­en), ins VF ge­setzt, die nicht satz­glied­fä­hi­gen Sub­junk­tio­nen aber in der LSK ana­ly­siert (vgl. z.B. Wöll­stein: To­po­lo­gi­sches Satz­mo­dell [2010], S.32f. oder Duden, Bd. 4, 5. Aufl., S.788.). Selbst­ver­ständ­lich kann im Un­ter­richt wei­ter­hin das re­du­zier­te Mo­dell ver­wen­det wer­den, im Sinne der Re­fle­xi­on auf „die Struk­tur auch von kom­ple­xen Sät­zen und Satz­ge­fü­gen“ kann es aber durch­aus loh­nend sein, dass SuS die­sen Un­ter­schied er­ken­nen.

Zu 4.1.5: Die Wie­der­ho­lung zur VF-Probe (1. u. 2.) re­ak­ti­viert den Un­ter­schied zwi­schen Prä­po­si­tio­nal­at­t­ri­bu­ten, ad­ver­bia­len Be­stim­mun­gen, Re­la­tiv­sät­zen und Ob­jekt­sät­zen. Auch durch „dass“ ein­ge­lei­te­te VE-Sätze sowie In­fi­ni­tiv­grup­pen kön­nen At­tri­bu­te sein. Man nennt sie dann Ver­bletzt- bzw. In­fi­ni­ti­vat­tri­but (Gran­zow-Emden, S.230).

4.1.5.4. Die ein­schlä­gi­ge Duden-Regel K117 (vgl. Duden, 25.​Aufl. 2009, S.77) ließe sich in die­sem Kon­text so for­mu­lie­ren: Ein Komma trennt In­fi­ni­tiv­grup­pen ab, die At­tri­bu­te zu Sub­stan­ti­ven (Satz a) oder zu Pro­no­mi­nal­ad­ver­bi­en (eine Teil­klas­se der „hin­wei­sen­den Wör­ter“ aus K 117) sind (Satz d), nicht aber, wenn sie sich auf ein prä­di­ka­ti­ves Ad­jek­tiv (Satz b) be­zie­hen oder als Ob­jekt vom Prä­di­kat ab­hän­gen (Satz c, hier: als Prä­po­si­tio­nal­ob­jekt).

An­knüp­fungs­mög­lich­keit an K117

K 117 nennt noch die Be­din­gung des ein­lei­ten­den Wor­tes (als, an­statt, usw., siehe Fort­bil­dungs­ma­te­ri­al auf die­sem Ser­ver zu Kl. 7/8) und den Fall des nach­ge­stell­ten „hin­wei­sen­den Wor­tes“, das die In­fi­ni­tiv­grup­pe wie­der auf­greift, als ob­li­ga­to­ri­sche Komma-Aus­lö­ser.

Im Aus­gang von den oben ste­hen­den Übun­gen kön­nen diese bei­den Re­geln leicht auf­ge­grif­fen wer­den, so­dass alle Fälle der Kom­ma­set­zung beim In­fi­ni­tiv be­han­delt sind:

  • Durch ein­fa­ches Weg­las­sen des In­fi­ni­ti­vat­tri­buts in Aufg. 3 kann der hin­wei­sen­de Cha­rak­ter der Pro­no­mi­nal­ad­ver­bi­en deut­lich ge­macht wer­den: Der kon­text­lo­se Satz „Er träum­te davon“ weist ob­li­ga­to­risch auf ein Rhema hin.

  • Von hier aus lässt sich leicht zu nach­ge­stell­ten Pro­no­mi­nal­ad­ver­bi­en und den De­mons­tra­tiv­pro­no­men als pro­mi­nen­ten Ver­tre­tern der wie­der auf­grei­fen­den hin­wei­sen­den Wör­ter über­ge­hen:

    • Früh in den Ru­he­stand zu gehen, davon träum­te er.

      Früh in den Ru­he­stand zu gehen, das war sein größ­ter Wunsch.

  • Die Ein­lei­tungs­wör­ter „als“, „an­statt“ usw. dürf­ten aus Kl. 7/8 be­kannt sein, müss­ten also nur noch ein­mal wie­der­holt wer­den, bevor ge­misch­te Übun­gen zu allen drei Fäl­len von K117 er­fol­gen.

Da der BP in Kl. 9/10 aus­drück­lich for­dert, dass SuS „auch den Un­ter­schied zwin­gen­der und fa­kul­ta­ti­ver Kom­ma­set­zung er­läu­tern“ kön­nen, (ibK 3.​3.​2.​1 [27]), ist ihm durch die prag­ma­ti­sche „Faust­re­gel“, man könne bei In­fi­ni­tiv­grup­pen das Komma immer set­zen, nicht Ge­nü­ge getan.

Zu 4.1.6: Wer selbst eine Fremd­spra­che un­ter­rich­tet, weiß, dass die gram­ma­ti­ka­li­sche Kom­ple­xi­tät, die den SuS dort ‚zu­ge­mu­tet‘ wird, ge­le­gent­lich das Ni­veau über­schrei­tet, das man im deut­schen Gram­ma­tik­un­ter­richt wi­der­stands­los hin­nimmt. Zu­gleich zeigt sich im Fremd­spra­chen­un­ter­richt aber auch, dass die SuS damit prin­zi­pi­ell nicht über­for­dert sind und die an sie ge­stell­ten An­sprü­che in den Fremd­spra­chen m.o.w. ak­zep­tie­ren. Eine sol­che, für die Sprach­re­fle­xi­on sehr frucht­ba­re ‚Her­aus­for­de­rung‘ liegt darin, die in­tui­tiv von Mut­ter­sprach­lern be­herrsch­te Bin­nen­struk­tur der Satz­glie­der im MF auf ex­pli­zi­te Re­geln zu­rück­zu­füh­ren, die Schü­ler, die Deutsch als Fremd­spra­che ler­nen, weit­ge­hend eben­so er­wer­ben müs­sen.

Es han­delt sich dabei na­tür­lich nur um eine Aus­wahl von Stel­lungs­re­geln für das Mit­tel­feld. An­de­re, hier nicht be­rück­sich­tig­te Re­geln sind z.B. die De­fi­nit­heits­be­din­gung und die Sub­jekt- / Agens­be­din­gung (Wöll­stein-Leis­ten 1997, S.59f.). Die hier be­han­del­ten, recht be­kann­ten Stel­lungs­re­geln sind knapp z. B. bei Dür­scheid (2007, S.104) zu­sam­men­ge­fasst. Ihr fol­gend wer­den vor­nehm­lich V1- und VE-Sätze be­han­delt, weil nur so alle Satz­glie­der im MF ste­hen kön­nen (vgl. ebd.). Eine knap­pe und über­sicht­li­che Dar­stel­lung fin­det sich auch bei Wöll­stein (1997, S.57ff.). Die deut­sche Ab­fol­ge ist dabei frei­er als z.B. im Eng­li­schen (Wöll­stein 1997, S.57).

Wenn kein Satz­glied be­son­ders be­tont wer­den soll (vgl. Sätze [1d/e]), gilt:

  • für nomi­na­le Satz­glie­der:

    • S – Dat.-Obj. – Akk.-Obj. (Dür­scheid 2007, 104); Aus­nah­men: S. Dür­scheid 2007, S.102)

    • S – Akk-Obj. – Präp.-Obj. / Gen.-Obj. (Wöll­stein-Leis­ten 1997, 61)

    • Die Stel­lung bei Dat.-Obj. und Präp.-Obj. ist frei­er: Man be­rich­te­te von sei­nen Wor­ten dem Kai­ser. / Man be­rich­te­te dem Kai­ser von sei­nen Wor­ten.

  • für pro­no­mi­na­le Satz­glie­der: S – Akk.-Obj. – Dat.-Obj. (Dür­scheid 2007, S.102)

  • In VE-Sät­zen (4.) ste­hen Prä­po­si­tio­nal­ob­jekt und ob­li­ga­to­ri­sche (!) ad­ver­bia­le Be­stim­mun­gen – also die ob­li­ga­to­ri­schen satz­glied­wer­ti­gen Prä­po­si­tio­nal­grup­pen – di­rekt vor der RSK. An­ders ver­hält es sich bei fa­kul­ta­ti­ven ad­ver­bia­len Be­stim­mun­gen: ...​dass er ihm am Abend noch sei­nen Brief vor­ge­le­sen hatte (Dür­scheid 2007, S.102).

Die Fälle in 3. be­han­deln die be­rühm­te „Wa­cker­na­gel-Po­si­ti­on“, der­zu­fol­ge un­be­ton­te Pro­no­mi­na di­rekt an der Spit­ze des MF ste­hen (Wöll­stein 1997, S.57) – na­tür­lich wäre die Stel­lung in Satz b) mög­lich, wenn „ihm“ be­tont wer­den soll.2 Damit ge­hor­chen sie dem Ge­setz, dass Pro­no­men vor No­mi­nal­grup­pen ste­hen (Wöll­stein 1997, S.61). (Die Stel­lungs­re­geln für die Ab­fol­ge der Pro­no­men wurde in 2. er­ar­bei­tet.) Satz a) ließe sich auch gut mit dem Ge­setz der wach­sen­den Glie­der (kür­ze­re vor län­ge­ren Satz­glie­dern; vgl. Dür­scheid 2007, S.102) er­klä­ren. Al­ler­dings ist dies ein eher schwa­ches Kri­te­ri­um (vgl. Wöll­stein-Leis­ten 1997, S.59). In kei­nem Fall sind diese Ter­mi­ni für die SuS be­stimmt, sie die­nen nur zur Ori­en­tie­rung für die Lehr­kraft.

Die Fälle in 5. haben nichts mit syn­tak­ti­schen Ge­setz­mä­ßig­kei­ten, son­dern mit Text­ko­hä­renz tun. Aus dem Kon­text be­reits be­kann­te Ele­men­te (Thema) ste­hen vor neu ein­ge­führ­ten (Rhema) (Dür­scheid 2007, 101f.).

Zu 4.1.7

1. [1]

VF

LSK

MF

RSK

NF

Max

will

sei­nen Onkel

sehen.

Max

wants

to see

his uncle.

Max

veut

voir

son oncle.

Max

quie­re

ver

a su tío.

1. [2]

Max

hat

ihn

sehen wol­len.

 

Max

has

al­ways

wan­ted to see

him.

Max

a

 

voulu | le |voir.

Max

ha que­ri­do

 

ver

lo

Das Deut­sche er­weist sich in [1] und [2] als Klam­mer­spra­che: Keine an­de­re Spra­che be­nö­tigt für Sätze mit no­mi­na­lem Ob­jekt ein Mit­tel­feld. Bei pro­no­mi­na­lem Ob­jekt in Bei­spiel [3] gibt es MF auch im Fran­zö­si­schen, dafür wird al­ler­dings die RSK im Passé com­posé (a voulu le voir) in­ko­hä­rent.

1. [3]

Max

will

ihn

sehen.

 

Max

wants

 

to see

him.

Max

veut

le

voir.

 

Max

quie­re

 

ver

lo.

3.

Beispiele Adverbiale Bestimmung

Der Klas­si­ker: Nur im Deut­schen er­zeugt eine ad­ver­bia­le Be­stim­mung (oder ein Ne­ben­satz) im VF einen V2-Satz. Für die an­de­ren Spra­chen muss man ein zu­sätz­li­ches Sub­jekt-Feld an­neh­men, so­dass aus dem VF ein VVF würde. Dies schafft ein grund­sätz­li­ches Pro­blem der Über­trag­bar­keit des deut­schen Fel­der­mo­dells.

4.

Beispiel deutsches Grundmodell

Ähn­lich wie in 4. gibt es noch an­de­re Fälle, in denen das deut­sche Grund­mo­dell sich nur um den Preis zu­sätz­li­cher Vor-Vor­fel­der über­tra­gen lässt. Die ro­ma­ni­schen Spra­chen brau­chen für ein pro­no­mi­na­les Ob­jekt ein oder zwei ei­ge­ne VVF, das Eng­li­sche be­nö­tigt ein VVF für das vor­an­ge­stell­te Ad­verb.3

 

1 Eine sol­che Stel­lung ist neben der ko­hä­ren­ten Satz­kon­struk­ti­on „dass er un­be­dingt Kla­vier hätte üben sol­len“ mög­lich (vgl. Duden, Bd. 4, 5. Aufl., S.787).

2 Al­ler­dings kann auch ein no­mi­na­les Sub­jekt noch vor dem schwa­chen Pro­no­men ste­hen (vgl. Duden, Bd. 4, 9. Aufl., S.880): Hat ihm der Leh­rer nicht ge­glaubt? / Hat der Leh­rer ihm nicht ge­glaubt?

3 Einen Lö­sungs­vor­schlag zur Aus­wei­tung des Fel­der­mo­dells auf an­de­re Spra­chen lie­fert das „Ge­li­sa“-Mo­dell (vgl. Wöll­stein / Zep­ter in Wöll­stein 2015, S.239ff.).

 

Fach­di­dak­ti­sche An­mer­kun­gen und Lö­sungs­hin­wei­se: Her­un­ter­la­den [docx][46 KB]

Fach­di­dak­ti­sche An­mer­kun­gen und Lö­sungs­hin­wei­se: Her­un­ter­la­den [odt][63 KB]

 

Wei­ter zu An­mer­kun­gen und Lö­sungs­hin­wei­se zu Ka­pi­tel 2 und 3