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Grund­la­gen / Li­te­ra­tur

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Mo­dera­ter Kon­struk­ti­vis­mus und Me­tho­den­ori­en­tie­rung

Viele Ele­men­te des kom­pe­tenz­ori­en­tier­ten Geo­gra­phie­un­ter­richts (Schü­ler­ori­en­tie­rung, Pro­zess­ori­en­tie­rung, Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on, Me­tho­den- und Hand­lungs­ori­en­tie­rung usw.) las­sen sich in kon­struk­ti­vis­ti­schen Ar­beits­me­tho­den und einer kla­ren Me­tho­den- und Hand­lungs­ori­en­tie­rung des Un­ter­richts um­set­zen.

Die mo­derat kon­struk­ti­vis­ti­sche Lern­theo­rie ba­siert auf der Er­kennt­nis­theo­rie des Kon­struk­ti­vis­mus. Kon­struk­ti­vis­ti­sche Po­si­tio­nen, die eine lange Tra­di­ti­on haben (u.a. Kant, Co­me­ni­us, Pia­get), fan­den v. a. durch ent­wick­lungs­psy­cho­lo­gi­sche, neu­ro­bio­lo­gi­sche und ko­gni­ti­ons­psy­cho­lo­gi­sche Er­kennt­nis­se seit Ende der 70er Jahre ver­mehrt Ein­lass in die Di­dak­tik. Der nor­ma­ti­ven, ob­jek­ti­ven Welt­an­schau­ung steht da­nach eine in­ter­pre­ta­ti­ve und vom Be­ob­ach­ter ab­hän­gi­ge Er­kennt­nis ge­gen­über. Das be­deu­tet in der Pra­xis, dass Lern­pro­zes­se sehr in­di­vi­du­ell ab­lau­fen und Wis­sen und Kom­pe­ten­zen sehr in­di­vi­du­ell kon­stru­iert wer­den. Kom­pe­ten­zen und auch Wis­sen kön­nen dem­nach nicht ver­mit­telt und an­ge­eig­net wer­den, son­dern müs­sen in­di­vi­du­ell ent­deckt und in vor­han­de­ne Kon­tex­te ein­ge­baut wer­den. Beim Ler­nen spielt somit die Ak­ti­vie­rung von Vor­kennt­nis­sen, ihre Ord­nung, Kor­rek­tur, Er­wei­te­rung, Aus­dif­fe­ren­zie­rung und In­te­gra­ti­on eine be­deu­ten­de Rolle.

Es kann also nur das ge­lernt wer­den, was sich mit vor­han­de­nem Wis­sen (Vor­wis­sen) ver­bin­den lässt. Dies be­deu­tet auch, dass Lern­pro­zes­se und Lern­er­geb­nis­se sub­jek­tiv sind. Das Ein­bau­en neuer Kom­pe­ten­zen er­for­dert des­halb v.a. so­zia­le In­ter­ak­ti­on und Aus­tausch, so dass die vor­han­de­nen Kom­pe­ten­zen kri­tisch ge­prüft, er­folg­reich um­struk­tu­riert und er­gänzt wer­den kön­nen. Die In­ter­ak­ti­on zwi­schen Ler­nen­den, aber auch zwi­schen Ler­nen­den und Leh­ren­den ist un­ab­ding­bar, um die Qua­li­tät des Ge­lern­ten zu si­chern. Das Ler­nen aus Feh­lern, die stän­di­ge Über­prü­fung und Kor­rek­tur des Ge­lern­ten ge­lingt am bes­ten, wenn In­ter­ak­ti­on statt­fin­det.

Die Auf­ga­be des Leh­rers ist dem­nach mit der eines Trai­ners ver­gleich­bar. Am An­fang soll­te er die Stär­ken und Schwä­chen dia­gnos­ti­zie­ren, um an­schlie­ßend die Schü­ler in deren Kon­struk­ti­ons­pro­zess be­glei­ten zu kön­nen. Die Haupt­ver­ant­wort­lich­keit liegt nicht in der Steue­rung, son­dern viel­mehr in der An­re­gung, Ak­ti­vie­rung und Über­prü­fung des Lern­pro­zes­ses (vgl. ent­de­cken­des Ler­nen), aber auch im Kon­trol­lie­ren von Zwi­schen­schrit­ten, Geben von Lern­ge­le­gen­hei­ten und –hil­fen. Hier­zu ge­hört auch, zum selbst­ge­steu­er­ten Ler­nen zu mo­ti­vie­ren. Für die Lern­um­ge­bung be­deu­tet dies wie­der­um, dass sie mög­lichst viel­fäl­tig und au­then­tisch sein soll­te. Der mo­derat kon­struk­ti­vis­ti­sche Lern­pro­zess er­for­dert ein hohes Maß an Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on und damit auch an Ei­gen­ver­ant­wort­lich­keit des Ler­nen­den. Des­halb ist für den Kon­struk­ti­ons- und Lern­pro­zess auch die Re­fle­xi­on über den Lern­pro­zess wich­tig. Im Nach­den­ken über den Lern­pro­zess liegt ein zen­tra­ler Schlüs­sel zur Op­ti­mie­rung und ein wich­ti­ger Bau­stein zur Er­kennt­nis der Ei­gen­ver­ant­wort­lich­keit des Ler­nen­den.

Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung und mo­dera­ter Kon­struk­ti­vis­mus sind auch des­halb so eng bei­ein­an­der, weil der Trans­fer von Wis­sen im Zen­trum steht. Die Über­trag­bar­keit von Ge­lern­tem auf an­de­re Si­tua­tio­nen stellt ein zen­tra­les Ele­ment dar. Dies be­deu­tet auch, dass es oft nicht nur eine Lö­sung gibt. Für die Un­ter­richts­pra­xis emp­fiehlt sich ein mo­dera­ter Kon­struk­ti­vis­mus, der Pro­ble­me vor­struk­tu­riert und die kom­ple­xe Rea­li­tät durch­aus auch auf si­tu­ier­te Kon­tex­te re­du­ziert. Hier­zu ge­hört auch, dass nicht voll­stän­dig auf In­struk­ti­on und die Vor­ga­be von Stra­te­gi­en ver­zich­tet wird. Trotz­dem soll­ten mul­ti­ple Kon­tex­te und Per­spek­ti­ven an­ge­bo­ten wer­den, um den ver­schie­de­nen Lern­pro­zes­sen der Schü­ler ge­recht zu wer­den. Ver­schie­de­ne Kon­tex­te die­nen v.a. der Schu­lung der Trans­fer­kom­pe­tenz; un­ter­schied­li­che Per­spek­ti­ven un­ter­stüt­zen die kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung. Diese ab­ge­schwäch­te Form des Kon­struk­ti­vis­mus hält somit im Ge­gen­satz zum Kon­struk­ti­vis­mus eine ob­jek­tiv er­fahr­ba­re Rea­li­tät durch­aus für mög­lich, be­trach­tet den Er­werb von Wis­sen nicht als gänz­lich in­di­vi­du­ell und schließt zudem nicht aus, dass meh­re­re Per­so­nen ein und die­sel­be Sache iden­tisch in­ter­pre­tie­ren kön­nen.

Me­tho­disch trägt die Un­ter­richts­ein­heit "Welt­wei­te Dis­pa­ri­tä­ten" dem Bil­dungs­plan in so­weit Rech­nung, dass fol­gen­de Me­tho­den Ein­gang fin­den:

  • In­for­ma­tio­nen aus Tex­ten, Dia­gram­men, Sta­tis­ti­ken ge­win­nen, be­ur­tei­len und prä­sen­tie­ren.
  • Elek­tro­ni­sche In­for­ma­ti­ons­quel­len nut­zen und GIS ein­set­zen.
  • Raumin­for­ma­tio­nen in ge­eig­ne­te Dar­stel­lungs­for­men, auch com­pu­ter­ge­stützt, um­set­zen.
  • Plan­spie­le durch­füh­ren.

Li­te­ra­tur:

Die nach­fol­gen­de Zu­sam­men­stel­lung von Li­te­ra­tur­hin­wei­sen er­hebt kei­ner­lei An­spruch auf Voll­stän­dig­keit. Statt­des­sen wur­den zen­tra­le Bei­trä­ge der Dis­kus­si­on aus den Print­me­di­en und dem In­ter­net der letz­ten Jahre hier auf­ge­führt, die dem Nut­zer einen ers­ten Zu­gang geben.


Kon­struk­ti­vis­mus:

  • Duit, R: Zur Rolle von Schü­ler­vor­stel­lun­gen im Un­ter­richt. In: Geo­gra­phie heute. H.265. Seite 2-6. 2008.
  • Herr­mann, U. (Hrsg.): Neu­ro­di­dak­tik. Wein­heim und Basel 2006.​Meix­ner, Jo­han­na: Kon­struk­ti­vis­ti­sche Schul­pra­xis. 2009.
  • Reich, K.: Kon­struk­ti­vis­ti­sche Di­dak­tik. 2008.
  • Rein­fried, S.: Schü­ler­vor­stel­lun­gen und Ler­nen von Geo­gra­phie. In: Geo­gra­phie heute. Heft 265, 2008, Seite 8-13.
  • Rem­pf­ler, A.: Mo­dera­ter Kon­struk­ti­vis­mus im Geo­gra­phie­un­ter­richt. In: Geo­gra­phie und Schu­le, H. 168, 2007, S. 29-35.
  • Schuler, S.: Mys­te­rys als Lern­me­tho­de für glo­ba­les Den­ken. In: Pra­xis Geo­gra­phie, H. 4, 2005, S. 22-27.
  • Vank­an, L. (Hrsg.), Roh­wer, G, Schuler, S.: Diercke Me­tho­den. Den­ken ler­nen mit Geo­gra­phie. Braun­schweig 2007.
  • Voß, R. (Hrsg.): Un­ter­richt aus kon­struk­ti­vis­ti­scher Sicht. 2005.

Me­tho­den:

  • Bun­des­zen­tra­le für po­li­ti­sche Bil­dung (Hrsg.): Me­tho­den-Kiste. Ber­lin. 2010. (http://​www.​bpb.​de/​files/​LI­HIKB.​pdf)
  • Hau­brich, H. (Hrsg.): Geo­gra­phie un­ter­rich­ten ler­nen. Mün­chen 2006
  • Lenz, T. (Hrsg.): Sam­mel­band Geo­gra­phie heute. Geo­gra­phie un­ter­rich­ten. Di­dak­ti­sche und me­tho­di­sche Weg­wei­ser. H 255/256, 2008.
  • Mat­tes, W.: Me­tho­den für den Un­ter­richt. 2002.
  • Pe­ter­sen, P.: Me­tho­den-Le­xi­kon. In Frie­de­rich Jah­res­heft 1997. Seite 120-128. 1997.

GIS:

  • Blasch­ke, T.: Fern­er­kun­dung und GIS. 2001.
  • Falk, G. und Hoppe, W.: GIS – ein Ge­winn für den Geo­gra­phie­un­ter­richt? In: Pra­xis Geo­gra­phie GIS im Geo­gra­phie­un­ter­richt. H. 2, 2004, S. 10-12.
  • Falk, G. und Nö­then, E.: GIS in der Schu­le. 2005.
  • Schlei­cher Y. (Hrsg): Diercke mul­ti­me­dia­le Me­tho­den, mit Bei­trä­gen von Ina Bar­tels, Ca­ro­lin Bant­le­on, Lo­thar Pü­schel, Björn Rich­ter und Yvon­ne Schlei­cher, Wes­ter­mann-Ver­lag, Braun­schweig, 2010
  • Trei­er, R.: Geo­gra­fi­sche In­for­ma­ti­ons­sys­te­me. Sek II. 2009.

UE Welt­wei­te Dis­pa­ri­tä­ten:

  • Krau­se, Karin: Was sind Schwel­len­län­der? In: Pra­xis Geo­gra­phie. H. 5/2006.
  • Vank­an, L. (Hrsg.), Roh­wer, G, Schuler, S.: Diercke Me­tho­den. Den­ken ler­nen mit Geo­gra­phie. Braun­schweig 2007.
  • http://​www.​dsw-​on­line.​de/​pdf/​Unt​erri​chts​einh​eit_​2310_​web.​pdf
  • http://​www.​dsw-​on­line.​de/​pdf/​fs_​kai­ro_​plus_​10.​pdf


Do­ku­ment "Mo­dera­ter Kon­struk­ti­vis­mus und Me­tho­den­ori­en­tie­rung":
Her­un­ter­la­den [.doc] [48 KB]
Her­un­ter­la­den [.pdf] [46 KB]