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Ein­füh­rung zum Thema "Men­schen­wür­de"

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.


Men­schen­wür­de ist (un)an­tast­bar!?

Un­ter­richts­bau­stei­ne zum Thema „Men­schen­wür­de“

In dem Un­ter­richts­vor­schlag zur Se­kun­dar­stu­fe wurde das ethisch-mo­ra­li­sche Ar­gu­men­tie­ren als zen­tra­le Kom­pe­tenz des Ethik-Un­ter­richts in fünf Teil­kom­pe­ten­zen ein­ge­übt. An die­ser Struk­tur hal­ten auch die vor­lie­gen­den Un­ter­richts­bau­stei­ne für die Kurs­stu­fe fest. Im Un­ter­schied zum Mo­dell der Se­kun­dar­stu­fe sol­len dies­mal die Teil­kom­pe­ten­zen Wahr­neh­men, Ana­ly­sie­ren, Ar­gu­men­tie­ren, Ent­schei­den und Gut Han­deln an einem the­ma­ti­schen Schwer­punkt - der Men­schen­wür­de - ge­schult wer­den.

Das Thema „Men­schen­wür­de“ eig­net sich hier­für be­son­ders aus meh­re­ren Grün­den: „Men­schen­wür­de“ spielt in vie­len Pro­blem­be­rei­chen der Moral eine zen­tra­le Rolle: zum Bei­spiel in der po­li­ti­schen und in der Rechts­ethik (Be­grün­dung von Men­schen­rech­ten), in der Me­di­zi­nethik (mo­ra­li­scher Sta­tus von Em­bryo­nen), in der Me­di­en­ethik (In­stru­men­ta­li­sie­rung von Men­schen in Cas­ting-Shows), in den mo­ral­phi­lo­so­phi­schen Be­grün­dungs­an­sät­zen (Kant, Nuss­baum) und bei der An­thro­po­lo­gie (Plu­ra­lis­mus­pro­ble­me). Des­halb bie­tet das Thema Men­schen­wür­de die Chan­ce die 5 Be­rei­che des Bil­dungs­pla­nes mit­ein­an­der zu ver­net­zen.

Au­ßer­dem sind die Be­grün­dun­gen für Men­schen­wür­de ex­pli­zit Ge­gen­stand des zwei- und vier­stün­di­gen Ethik-Kur­ses und auch Teil eines Schwer­punkt­the­mas für das schrift­li­che Ab­itur.

Der zen­tra­le Thema der Men­schen­wür­de fin­det je­doch in den zu­ge­las­se­nen Lehr­bü­chern zu wenig Be­rück­sich­ti­gung. Hier bie­tet die­ser Un­ter­richts­vor­schlag neun di­dak­tisch auf­be­rei­te­te Texte (mit Ar­beits­an­wei­sun­gen und Lö­sungs­hin­wei­sen) für den Un­ter­richt an.

Für Schü­le­rIn­nen ist eine Be­schäf­ti­gung mit die­sem Thema i.d.R. sehr mo­ti­vie­rend, da der Be­griff der Men­schen­wür­de in ak­tu­el­len Ar­gu­men­ta­ti­ons­zu­sam­men­hän­gen häu­fig ver­wen­det wird. Ver­let­zun­gen der Men­schen­wür­de be­rüh­ren Schü­le­rIn­nen un­mit­tel­bar und for­dern zu Aus­ein­an­der­set­zung und En­ga­ge­ment auf. Dabei bleibt der Be­griff der Men­schen­wür­de zu­meist aber all­ge­mein, vage und un­prä­zi­se. Die vor­lie­gen­den Un­ter­richts­bau­stei­ne sol­len dazu bei­tra­gen, dass den Schü­le­rIn­nen die­ser zen­tra­le Be­griff deut­li­cher wird.

wahr­neh­men :
In einem ers­ten Schritt wer­den die Schü­le­rIn­nen an­hand eines ex­em­pla­ri­schen Fal­les für das Thema sen­si­bi­li­siert und an­hand von wei­te­ren Fäl­len an­ge­regt, sich selbst zu fra­gen, in­wie­fern hier Wür­de­ver­let­zun­gen vor­lie­gen. Durch die Aus­ein­an­der­set­zung mit den Mit­schü­le­rIn­nen wer­den un­ter­schied­li­che Wahr­neh­mun­gen deut­lich.

ana­ly­sie­ren :
Die un­ter­schied­li­chen Auf­fas­sun­gen füh­ren dazu, dass der Wür­de­be­griff ge­klärt wer­den muss. Hier­zu bie­tet der Un­ter­richts­vor­schlag me­tho­di­sche Hil­fen an („Werk­zeug­kas­ten“), mit denen die Schü­le­rIn­nen selbst den Be­griff prä­zi­sie­ren und Leit­fra­gen er­ar­bei­ten kön­nen, die als Basis für die wei­te­re Ana­ly­se die­nen. Ant­wor­ten auf die auf­ge­wor­fe­nen Fra­gen fin­den die Schü­le­rIn­nen in Tex­ten der phi­lo­so­phi­schen Tra­di­ti­on und der ak­tu­el­len De­bat­te um den Be­griff der Men­schen­wür­de. Auch hier­für stellt die­ser Un­ter­richts­vor­schlag me­tho­disch ab­wechs­lungs­rei­che Zu­gän­ge für die selbst­stän­di­ge und dif­fe­ren­zier­te Tex­ter­ar­bei­tung be­reit.

ar­gu­men­tie­ren :
In un­ter­schied­li­chen Un­ter­richts­si­tua­tio­nen er­pro­ben die Schü­le­rIn­nen nun die Trag­fä­hig­keit der ver­schie­de­nen Be­grün­dungs­ver­su­che für Men­schen­wür­de. Sie dis­ku­tie­ren diese an kon­kre­ten Fäl­len und er­ar­bei­ten so eine sys­te­ma­ti­sche Über­sicht über die ver­schie­de­nen Po­si­tio­nen.

ent­schei­den :
Die­ser sys­te­ma­ti­sche Ver­gleich führt dazu, dass die Schü­le­rIn­nen in die Lage ver­setzt wer­den, sich für eine Po­si­ti­on be­grün­det zu ent­schei­den. Mit ver­schie­de­nen Un­ter­richts­ar­ran­ge­ments sol­len die Schü­le­rIn­nen nun ihre Po­si­ti­on ar­gu­men­ta­tiv dar­stel­len und ver­tei­di­gen.

gut han­deln :
Den Ab­schluss der Un­ter­richts­rei­he bil­den ver­schie­de­ne An­re­gun­gen für kon­kre­te Pro­jek­te zum Thema „Men­schen­wür­de“. Auch fin­den sich Hin­wei­se, auf wel­che Weise Schü­le­rIn­nen sich in und au­ßer­halb des Un­ter­richts für die Men­schen­wür­de ein­set­zen kön­nen.

Aus der Be­schrei­bung der Un­ter­richts­schrit­te wird auch deut­lich, worin der Kom­pe­tenz­fort­schritt ge­gen­über den Vor­schlä­gen für die Se­kun­dar­stu­fe be­steht:

Beim Wahr­neh­men geht es nicht mehr um die grund­sätz­li­che Sen­si­bi­li­sie­rung für eine nicht schon be­stimm­te mo­ra­li­sche Pro­ble­ma­tik in All­tags­si­tua­tio­nen. Die Fälle mög­li­cher Men­schen­wür­de­ver­let­zun­gen wer­den nun von vorn­her­ein unter dem As­pekt der Moral prä­sen­tiert. Die Wahr­neh­mungs­leis­tung er­for­dert eine erste Be­ur­tei­lung der Si­tua­tio­nen von den SuS, diese aus ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven zu er­fas­sen. Sie müs­sen sich in die Si­tua­tio­nen und die Hand­lun­gen und Ent­schei­dun­gen an­de­rer hin­ein­ver­set­zen.
Dabei müs­sen ins­be­son­de­re die Ge­füh­le der Be­tei­lig­ten mög­lichst genau nach­emp­fun­den und dif­fe­ren­ziert sprach­lich be­schrie­ben wer­den. Da­durch wer­den die un­ter­schied­li­chen af­fek­ti­ven Ele­men­te im Pro­zess der Wahr­neh­mung be­wusst.
Ein Ver­gleich der ei­ge­nen mit den Emp­fin­dun­gen der Mit­schü­le­rIn­nen führt zum Be­wusst­sein der ei­ge­nen Per­spek­ti­vi­tät der Wahr­neh­mung ge­gen­über an­de­ren Wahr­neh­mungs­wei­sen der­sel­ben Si­tua­ti­on. Die SuS kön­nen die Er­fah­rung ma­chen, dass auch eine noch so en­ga­gier­te Be­schrei­bung der ei­ge­nen Sicht­wei­se den Dis­sens in der Wahr­neh­mung nicht auf­lö­sen muss. Die Ab­hän­gig­keit der ei­ge­nen Wahr­neh­mun­gen von z.B. per­sön­li­chen Er­fah­run­gen, aber auch Alter und Ge­schlecht kann be­wusst wer­den. Ge­ra­de diese Re­la­ti­vie­rung der ei­ge­nen Wahr­neh­mun­gen bie­tet aber An­lass zu wei­ter­füh­ren­den Fra­gen, die einen Leit­fa­den ab­ge­ben kön­nen, um die in Frage ste­hen­den Si­tua­tio­nen einer ge­naue­ren Ana­ly­se zu un­ter­zie­hen und so letzt­lich die ei­ge­ne Wahr­neh­mung einer noch­ma­li­gen Prü­fung zu un­ter­wer­fen.

In dem Bau­stein Ana­ly­sie­ren set­zen sich die SuS zen­tral mit an­spruchs­vol­len phi­lo­so­phi­schen Tex­ten aus­ein­an­der, in denen ver­schie­de­ne Auf­fas­sun­gen von Men­schen­wür­de ent­wi­ckelt wer­den. Das Ver­ste­hen von Tex­ten, das kon­trol­liert und der Über­prü­fung zu­gäng­lich sein soll, hat zur Vor­aus­set­zung, dass sich die In­ter­pre­ten ihrer Vor-Ur­tei­le über die Sache be­wusst wer­den. Dem dient ein ers­ter Schritt, in dem die SuS ge­mein­sam mög­li­che Be­stim­mun­gen von Men­schen­wür­de aus der dif­fe­ren­zier­ten Wahr­neh­mung der Fälle ent­wi­ckeln. Für die dabei auf­tre­ten­den Fra­gen sind in einem zwei­ten Schritt die Texte Dia­log­part­ner. Die Ar­beit mit den phi­lo­so­phi­schen Tex­ten hat also den Cha­rak­ter des Pro­blem­lö­sens. Sie for­dern die SuS auf, ei­ner­seits die Klä­rung von Pro­ble­men in ihre Auf­fas­sung von Men­schen­wür­de zu über­neh­men; an­de­rer­seits ma­chen sie auf neue Pro­blem­stel­lun­gen auf­merk­sam, die bis­her von den SuS nicht ge­se­hen wur­den. Dabei wird von den SuS nicht nur ver­langt, bis­her schon Ver­stan­de­nes in den Tex­ten zu iden­ti­fi­zie­ren und wei­ter­füh­ren­de In­for­ma­tio­nen zu ent­neh­men, son­dern das ei­ge­ne Vor­wis­sen soll ge­zielt ein­ge­setzt wer­den, um das Ge­le­se­ne zu be­ur­tei­len und Neues zu er­ken­nen. Me­tho­di­sche Hil­fe­stel­lun­gen sol­len hier nicht zu­letzt zur be­wuss­ten Ver­wen­dung von phi­lo­so­phi­scher Fach­spra­che an­lei­ten.
Zudem gibt die­ser Bau­stein ein Bei­spiel wie über Auf­ga­ben­for­ma­te ver­schie­de­ne Ni­veau­stu­fen ab­ge­bil­det und durch ent­spre­chen­de Me­tho­den ge­för­dert wer­den kön­nen.

Der Bau­stein zum Ar­gu­men­tie­ren er­for­dert im Rah­men einer Trans­fer­leis­tung die Über­prü­fung der ana­ly­sie­rend er­ar­bei­te­ten Men­schen­wür­de­an­sät­zen an neuen Fäl­len und stellt daher hohe An­for­de­run­gen an die Selbst­stän­dig­keit und dis­kur­si­ve Hal­tung des Ein­zel­nen in sei­ner Lern­grup­pe. Die ver­schie­de­nen An­sät­ze und ihre im­pli­zi­ten An­nah­men wer­den von den SuS ar­gu­men­ta­tiv ent­fal­tet und hin­sicht­lich ihrer Über­zeu­gungs­kraft er­probt und kri­tisch über­prüft. Die dis­ku­tier­ten Ge­sichts­punk­te wer­den wei­ter von den SuS über­sicht­lich dar­ge­stellt und so einem Ver­gleich zu­gäng­lich ge­macht.

Die Ent­schei­dung für eine Po­si­ti­on zur Men­schen­wür­de er­for­dert, eine Me­ta­per­spek­ti­ve ein­zu­neh­men. Es geht hier nicht um ein Ur­teil zu kon­kre­ten mo­ra­li­schen Hand­lungs­al­ter­na­ti­ven, son­dern um die Ent­schei­dung für eine theo­re­ti­sche Grund­la­ge zur Be­schrei­bung einer ethisch-mo­ra­li­schen Pro­ble­ma­tik. Die SuS sind nach dem Durch­gang durch die vor­aus­lie­gen­den Bau­stei­ne nun in der Lage, selbst­stän­dig eine Men­schen­wür­de­auf­fas­sung zu ver­tre­ten und diese in einer fall­be­zo­ge­nen Ar­gu­men­ta­ti­on zu ent­wi­ckeln. Dabei kommt es zu einer be­wuss­ten Klä­rung und ggf. Re­vi­si­on der ur­sprüng­lich ver­tre­te­nen Mei­nung. Der ei­ge­ne Stand­punkt wird dabei ge­gen­über den Mit­schü­le­rIn­nen in der Dis­kus­si­on er­läu­tert und ver­tei­digt.

Im Ent­wurf von Hand­lungs­mög­lich­kei­ten bzw. Kon­zep­ti­on von durch­führ­ba­ren Pro­jek­ten zum Thema wird der in der Se­kun­dar­stu­fe noch vor­herr­schen­de Nah­ho­ri­zont der Schü­le­rIn­nen bis hin zum glo­ba­len po­li­ti­schen Raum er­wei­tert.

 

wei­ter: wahr­neh­men

 

Ein­füh­rung in die Un­ter­richts­bau­stei­ne zum Thema "Men­schen­wür­de":
Her­un­ter­la­den [doc][36 KB]

Ein­füh­rung in die Un­ter­richts­bau­stei­ne zum Thema "Men­schen­wür­de":
Her­un­ter­la­den [pdf][74 KB]