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Lö­sung

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.


Auf­ga­be 1

Ori­gi­nal­text: Die Natur des Men­schen und seine Würde

In ei­ge­nen Wor­ten nach­for­mu­lier­ter Text („Dol­met­schen“)  – Lö­sungs­vor­schlag

"Aber es geht die ge­sam­te Frage nach dem rech­ten Han­deln an, immer vor Augen zu haben, wie sehr die Natur des Men­schen über dem Vieh und den üb­ri­gen Tie­ren steht.

Wenn man sich über­legt, wie der Mensch rich­tig han­delt, dann muss man immer im Blick be­hal­ten, dass er sehr hoch über den Tie­ren steht.

Jene emp­fin­den nichts außer der Lust und stür­zen zu ihr mit aller Lei­den­schaft,

Tiere sind in ers­ter Linie trieb­ge­steu­ert.

der Geist des Men­schen aber nährt sich durch Ler­nen und Den­ken, er­forscht oder treibt immer ir­gend etwas und läßt sich durch Freu­de am Sehen und Hören lei­ten.

Der Mensch aber ent­wi­ckelt sich, indem er Neues auf­nimmt, er­forscht, dar­über nach­denkt und dar­aus lernt.

Ja, wenn einer den Ver­gnü­gun­gen ein wenig zu­ge­neigt ist, wenn er nur nicht zur Gat­tung des Viehs ge­hört - man­che sind näm­lich Men­schen nicht der Sache, son­dern nur dem Namen nach -,

Dabei muss man ein­schrän­ken, dass man­che Men­schen sich wie Tiere ver­hal­ten.

aber wenn einer auch nur ein wenig höher steht, ver­birgt er sogar, auch wenn er von der Lust er­faßt wird, es doch und ver­heim­licht den Trieb zur Lust aus Scheu. 

Einer, der auch nur ein biss­chen höher steht, ver­heim­licht den Trieb zur kör­per­li­chen Lust, weil er sich dafür schämt.

Daran er­kennt man, daß kör­per­li­che Lust nicht recht des Vor­ran­ges des Men­schen wür­dig ist und daß man sie ge­ring­schät­zen und zu­rück­wei­sen muß.

Aus die­sem Ver­hal­ten lässt sich ab­le­sen, dass man kör­per­li­che Lust ge­ring­schät­zen und sie ver­drän­gen muss, da sie der Vor­rang­stel­lung des Men­schen nicht wür­dig ist.

Wenn es aber einen gibt, der etwas der Lust ein­räumt, so muß er in ihrem Genuß sorg­sam Maß hal­ten.

Wenn je­mand aber gern Lust emp­fin­det, so darf er dabei nicht über­trei­ben, son­dern muss Maß hal­ten.

Daher soll Le­bens­füh­rung und Pfle­ge des Kör­pers auf die Ge­sund­heit ab­ge­stellt sein und auf die Kör­per­kräf­te, nicht auf die Lust. 

In­fol­ge­des­sen soll­te die Le­bens­füh­rung auf die Er­hal­tung der Ge­sund­heit, und nicht auf das Aus­le­ben der Lust ge­rich­tet sein.

Und wenn wir be­den­ken wol­len, wel­che Aus­zeich­nung und wel­che Würde in (un­se­rer) Natur liegt, wer­den wir auch ein­se­hen, wie häß­lich es ist, in Aus­schwei­fun­gen sich gehen zu las­sen und üppig und weich­lich zu leben,

Wenn wir uns vor Augen füh­ren, wel­che Würde in der Natur des Men­schen liegt, ist es leicht ein­zu­se­hen, wie un­pas­send es ist, sich in Aus­schwei­fun­gen gehen zu las­sen, dabei zu üppig leben und da­durch zu ver­weich­li­chen.

und wie eh­ren­voll, spar­sam, ent­halt­sam, streng und nüch­tern."

Mar­cus Tul­li­us Ci­ce­ro, Vom rech­ten Han­deln
her­aus­ge­ge­ben und über­setzt von Karl Büch­ner, Ar­te­mis Ver­lag, Mün­chen und Zü­rich, 1987, S.91

Spar­sam, ent­halt­sam, streng und nüch­tern zu leben ist da­ge­gen eh­ren­voll.

 

Ori­gi­nal­text: Glei­che und Nicht-Glei­che

In ei­ge­nen Wor­ten nach­for­mu­lier­ter Text („Dol­met­schen“)  – Lö­sungs­vor­schlag

Und es muß […] sich ver­hal­ten.

Wenn es um Gleich­heit geht, dann kommt es nicht nur dar­auf an, dass jedem das Glei­che zu­steht. Es kommt auch dar­auf an, ob die Per­so­nen, denen ein Recht zu­steht, gleich – i.S. von eben­bür­tig - sind.

Sind sie näm­lich […] er­hal­ten.

Wenn sie näm­lich nicht eben­bür­tig sind, so haben sie kei­nen An­spruch auf das Glei­che.

Viel­mehr kom­men Zank […] und ge­nie­ßen.

Viel Zank und Streit kommt genau daher, dass ent­we­der Glei­che nicht Glei­ches oder nicht Glei­che Glei­ches be­kom­men und ge­nie­ßen.

Das er­gibt sich […] Wür­dig­keit.

Eine Ur­sa­che für die­ses Prin­zip der Gleich­heit ist die Wür­dig­keit.

Denn darin, daß […] all­ge­mein über­ein,

Kei­ner be­zwei­felt, dass Wür­dig­keit, also der Stand in der Ge­sell­schaft  bzw. die Ver­diens­te für die Ge­mein­schaft ein Kri­te­ri­um bei einer ge­rech­ten Ver­tei­lung sein muss.

nur ver­steht nicht […] das­sel­be,

Nur ver­steht jeder unter Wür­dig­keit etwas an­de­res.

son­dern die De­mo­kra­ten […] der Tüch­tig­keit.

Aris­to­te­les, Ni­ko­ma­chi­sche Ethik, 60. Ka­pi­tel, über­setzt von Eugen Rol­fes, 1911, Felix Mei­ner Ver­lag, pro­jekt-gu­ten­berg.org

Die De­mo­kra­ten er­bli­cken Wür­dig­keit in der Ge­burt als frei­er Bür­ger Athens, die olig­ar­chisch Ge­sinn­ten in Be­sitz oder Ge­burts­a­del, die Aris­to­kra­ten in der Tüch­tig­keit.

 

zu­rück: Mar­cus Til­li­us Ci­ce­ro

wei­ter: Franz-Josef Wetz

 

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