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Sta­ti­on 4: Zweck­ra­tio­na­li­tät

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.


Grund­la­gen:

Die Grund­la­ge un­se­res Ar­gu­men­tie­rens bil­det der sog. „Syl­lo­gis­mus“, der aus Prä­mis­sen (Vor­aus­set­zun­gen) und einer Kon­klu­si­on (Schluss­fol­ge­rung) auf­ge­baut ist.

Der prak­ti­sche Syl­lo­gis­mus be­steht aus einem nor­ma­ti­ven Ober­satz (= 1. Prä­mis­se), einem de­skrip­ti­ven (nicht nor­ma­ti­ven) Un­ter­satz (= 2. Prä­mis­se) und einer nor­ma­ti­ven Kon­klu­si­on.

Bei der For­mu­lie­rung und Prü­fung von Ar­gu­men­ten ist dar­auf zu ach­ten, dass ver­deck­te nor­ma­ti­ve Prä­mis­sen for­mu­liert wer­den. Ein Schluss al­lein aus de­skrip­ti­ven Prä­mis­sen / Tat­sa­chen („Ist“-Satz) auf eine Hand­lungs­an­wei­sung („Soll“-Satz) be­geht einen Sein-Sol­len-Fehl­schluss.

Der zweck­ra­tio­na­le Schluss:

Eine wei­te­re Form der prak­ti­schen Syl­lo­gis­men ist der prag­ma­ti­sche oder zweck­ra­tio­na­le Schluss. Zweck­ra­tio­nal han­delt eine Per­son, die ihr Han­deln nach einem ge­wähl­ten Ziel aus­rich­tet und dabei über­legt, wel­ches Mit­tel ge­eig­net ist, den Hand­lungs­zweck am bes­ten zu er­rei­chen. Man spricht des­halb auch von einer Zweck-Mit­tel-Ra­tio­na­li­tät. Ob ein Mit­tel zur Er­rei­chung eines be­stimm­ten Zwe­ckes ge­eig­net ist, ent­schei­det sich an den Fol­gen und Ne­ben­fol­gen, die der Ein­satz die­ses Mit­tels in un­se­ren Hand­lun­gen wahr­schein­lich haben wird.

Das Sche­ma eines zweck­ra­tio­na­len Schlus­ses:

  1. Nor­ma­ti­ve Zweck­idee: X be­ab­sich­tigt, p her­bei­zu­füh­ren.
  2. Em­pi­ri­sches Mit­tel: X glaubt, dass er p (am bes­ten) her­bei­füh­ren kann, wenn er q tut.
  3. Also: X tut q.

Ein Bei­spiel hier­für wäre:

  1. Felix möch­te Arzt wer­den.
  2. Felix weiß, dass er dafür ein sehr gutes Ab­itur braucht.
  3. Also lernt Felix auf die nächs­te Klau­sur.

Prü­fung der Le­gi­ti­mi­tät des Schlus­ses:

Die­ser Schluss er­scheint auf den ers­ten Blick zwin­gend. Bei nä­he­rer Be­trach­tung er­ge­ben sich aber eine Reihe von Fra­gen, die sich so­wohl auf den Zweck, als auch auf die ein­ge­setz­ten Mit­tel rich­ten. So kann man z.B. fra­gen, ob es wirk­lich für Felix sinn­voll ist, dass er Arzt wird – so kann z.B. Felix kein Blut sehen und er ar­bei­tet am liebs­ten mit dem Com­pu­ter. Wei­ter kön­nen wir uns die Frage stel­len, ob es sinn­voll für Felix ist, auf diese Klau­sur zu ler­nen, da er das Fach even­tu­ell nicht an­rech­nen las­sen muss. Auch gibt es für Felix weit aus bes­ser ge­eig­ne­te Al­ter­na­ti­ven zum guten Ab­itur: Er kann z.B. eine Pfle­ge­aus­bil­dung an die Schul­zeit an­schlie­ßen, für den Me­di­zi­ner­test ler­nen und so zum Stu­di­um kom­men.

Die Prü­fung eines zweck­ra­tio­na­len Schlus­ses muss also zwei­er­lei be­den­ken: Zum einen muss die Wer­tent­schei­dung über­prüft wer­den, die sich in den an­ge­streb­ten Zwe­cken aus­drückt. Ist das Ziel mei­nes Han­delns wirk­lich sinn­voll? Gibt es hier­zu Al­ter­na­ti­ven? Zum an­de­ren müs­sen die be­ab­sich­tig­ten Mit­tel zur Er­rei­chung des an­vi­sier­ten Zwe­ckes dar­auf­hin über­prüft wer­den, ob sie  wirk­lich ge­eig­net sind. Ist das Mit­tel über­haupt taug­lich, den Zweck zu er­rei­chen? Wel­che (un­güns­ti­gen) Fol­gen und Ne­ben­fol­gen gibt es beim Ein­satz die­ses Mit­tels? Gibt es Al­ter­na­ti­ven?

 

Übung:

Darf man in ein Land mi­li­tä­risch in­ter­ve­nie­ren, um Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen zu ver­hin­dern (z.B. Li­by­en, Sy­ri­en)?

Über­le­gen Sie, wel­che Kri­te­ri­en Sie zur Prü­fung der Le­gi­ti­mi­tät an das fol­gen­de Bei­spiel an­le­gen wür­den.

 

⇒ Die Lö­sun­gen zu die­ser Lern­sta­ti­on fin­den Sie im Down­load.

 

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Sta­ti­on 4: Zweck­ra­tio­na­li­tät: Her­un­ter­la­den [doc][34 KB]

Sta­ti­on 4: Zweck­ra­tio­na­li­tät: Her­un­ter­la­den [pdf][77 KB]