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Fragekompetenz fördern


Das Stellen von historischen Fragen:

Wahrnehmung motivieren und Fragehaltung fördern:

  • Historische Fragen in der Gegenwart und im Lebensumfeld erkennen
    • Schlagzeilen / Zeitungsberichte, Vergleiche zu historischen Situationen in der politischen Diskussion (WWK und Wirtschafts- und Finanzkrise), (sich wiederholende) Erklärungsmuster und ihre Berechtigung (Sarrazin), Vergleiche von Ereignissen (Antiatomkraftdemonstrationen, Bürgerbewegungen – Stuttgart 21)
      → Orientierungsbedürfnis in der Gegenwart
    • Bauten, Denkmäler, Gedenktafeln (Schule), Personen und Ereignisse im Nahraum
      → Selbstreflexion
    • Zeitzeugen (Wie kann ein überlebender Jude vergeben?), entsprechende Quellen
      → Fremderfahrungen ermöglichen
    • Materialien, mit denen die SuS in ihrem Alltag konfrontiert werden (→ Geschichtskultur): Mittelalterfeste, (Stadt-)Jubiläen, Literatur / Film (Der Vorleser, Dan Brown), Überreste, z.B. Geld, alte Stadtansichten, alte Zeugnisse, Schulfotos… 
      → Geschichtsinteresse, Triftigkeitsprüfungen
  • mit anderen Fächern zusammenarbeiten / deren Themen auf historische Fragen prüfen

Fragen einordnen:
  • Vorwissen und Interesse erfragen / diskutieren:
    SuS bringen grundsätzlich Geschichtswissen und ein Geschichtsbild mit in den Unterricht. Erfolgreiches Lernen bedeutet, Kompetenzen zu erlernen, durch die dieses Vorwissen erweitert und überprüft werden kann. Ziel ist ein (selbst-)reflexives Geschichtsbewusstsein. Auf der Basis des Vorwissens werden einerseits Fragen gestellt, andererseits eröffnen auf das Vorwissen bezogene Fragen auch die Möglichkeit zu Assimilation und Akkomodation, also die Möglichkeit zur Verarbeitung von neuem Wissen und Umarbeitung bereits vorhandenen Wissens. Die Verbindung von Vorwissen und Fragen ist innerhalb des historischen Denkprozesses notwendig.
  • Fragen kategorisieren:
    Da historische Fragen sich grundsätzlich auf Vergangenheit/Geschichte beziehen, muss immer eine sachliche Einordnung der Frage erfolgen (Überlappungsbereich Sachkompetenz). Auch der Wahrheitsgehalt einer Narration kann nicht überprüft werden, wenn unklar bleibt, auf welche Kategorie die Frage zugreift, welche Vergleichsmaterialien zur Prüfung ausgewählt werden müssen etc.
  • Fragemotivation klären:
    SuS müssen die verschiedenen Fragebereiche bekannt sein, so dass sie bestimmen können, in welche Richtung ihre Frage zielt, z.B.
    • Wahrheitsgehalt überprüfen → Methodenkompetenz
    • Handlungsmuster nachvollziehen und vergleichen → Sach- und Orientierungskompetenz
    • Ereignisse und Abläufe verstehen → Sachkompetenz

Fragen motivieren und fördern:
  • Advance Organizer mit Vorwissen und Fragen gestalten
  • Schülerfragen in die Unterrichtsplanung und -gestaltung einbeziehen
  • Fragen provozieren (vgl. problemorientierter Geschichtsunterricht)
    • Plakat: Hitler unsere letzte Rettung vs. Bauplan für Germania / Halle des Volkes
      → kognitive Dissonanz
    • Hanns Ludin war Schüler des Berthold-Gymnasiums, sein Vater Direktor des Rottecks
      → Betroffenheit
    • 1848/49 und Kaiserreich: Kann es jetzt nicht doch zu einem Ausgleich von demokratischen, liberalen und konservativen Interessen kommen? Wie könnten sich die einzelnen Gruppen verhalten?/ Marxismus-Leninismus in Deutschland 1945: Gäbe es nicht doch einen Weg, damit mehr Gerechtigkeit und Frieden zu schaffen?
      → Antizipation und Hypothesenbildung


Lösungswege erarbeiten:

Teilaspekte einer Frage geben den Lösungsweg vor. Selbst erarbeitete Lösungswege trainieren daher immer im Umkehrschluss die Fähigkeiten, Fragen zu stellen oder zu verstehen.

  • Fragen einordnen (s.o.)
  • Lösungswege skizzieren: Teilfragen, mögliches Material
  • Lösungen an die Fragen rückbinden


Das Verstehen von historischen Fragen:

Die Analyse von historischen Fragen setzt bei der Fragemotivation an, muss den Schwerpunkt der Vorgehensweise (d.h. die Überlappungsbereiche) klären und die Bezugskategorien klären.

Bereits vorliegende Fragestellungen müssen v.a. in vorliegenden Narrationen erkannt werden. Z.B. kann ein Auszug aus einem Geschichtsschulbuch des Kaiserreiches verdeutlichen, dass

  • kein reflexives Geschichtsbild, sondern eine kollektiv verbindliche Orientierung angestrebt wird
  • bestimmte Sachbereiche zur Verdeutlichung dieses Geschichtsbildes ausgewählt und in der Regel nur aus einer Perspektive dargestellt werden
  • eine methodische Auswertung der Quellen in unserem Sinne nicht erfolgt

Die der Narration zugrunde liegende Frage heißt also: Wie beweist die Geschichte Deutschlands Größe?

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