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Dialog über Limes/Mauer


Im Jahre 97 n. Chr. treffen sich ein römischer Kaufmann und ein chinesischer Seidenhändler in der Oasenstadt Merv (im heutigen Turkmenistan) an der berühmten Seidenstraße. Mit Hilfe eines Dolmetschers finden sie heraus, dass sie beide ehemalige Soldaten sind: der Römer Gaius Caddimarus diente am Limes und der Chinese Bing an der großen chinesischen Mauer. Am Abend unterhalten sie sich über ihre Erfahrungen:

Gaius: Eigentlich sagen wir Römer, dass unsere Herrschaft keine Grenze kennt. Flüsse und Gebirge betrachten wir dann als natürliche Hindernisse für unsere Gegner, uns anzugreifen. Wo ich aber stationiert war, in Germanien, haben wir eine schnurgerade Palisade aus Holz und sogar Stein gebaut, um die wilden Germanen abzuschrecken und abzuwehren. Wir haben dabei keine Rücksicht auf das Gelände genommen und ganz gerade 500 km über Berg und Tal gebaut. So großartig ist die römische Technik!

Bing: Du bist ja ein ganz schöner Angeber! Auch wir Chinesen glauben, dass unsere überlegene Herrschaft und Kultur keine Grenze kennt: Entlang unserer nördlichen Grenze wohnen aber Völker zu Pferde – diese Leute sind mehr Tiere als Menschen – die unser Reich bedrohen und plündern wollen. Daher haben unsere erhabenen Kaiser eine großartige Mauer gebaut, 6000 km lang und bis zu 3m hoch und 2m breit!

Gaius: Das kann ich nicht glauben! Soviel Holz und Stein gibt es doch in ganz China nicht, außerdem braucht man da ja Millionen von Menschen für den Bau!

Bing: Glaube es wohl! Wir setzen aber nicht Holz oder Stein, sondern aus Erde gepressten Lehm ein, den gibt es überall. Und natürlich passen wir uns an das Gelände an, d.h. wir nutzen Berge und Anhöhen. Mit einem aber hast Du Recht: Hunderttausende mussten an dem Bau mitarbeiten, auch ich. Man wurde nicht gefragt, sondern dazu verpflichtet. Und teilweise waren die Arbeitsbedingungen so hart, dass die Menschen starben.

Gaius: Und das habt Ihr Euch gefallen lassen? Ich bin freiwillig in die Armee gegangen: Von Geburt  her bin ich eigentlich Kelte, daher mein Name Caddimarus, was soviel wie großer Kämpfer heißt. Nach 25 Jahren Dienst erhält man aber das römische Bürgerrecht, und so bin ich jetzt ein römischer Kaufmann mit dem Vornamen Gaius.

Bing: Oh! So eine Karriere wäre bei uns nicht möglich. Ich bin gebürtiger Chinese und musste 10 Jahre an der Mauer ganz im Westen dienen. Ich war Armbrustschütze auf einem Wachturm, 10m hoch, mit 4 Kameraden. Eisig waren die Nächte, staubig und trocken die Tage in dieser Einöde. Wenn wir Feinde sahen, schlossen wir den Zugang zum Erdgeschoss und gaben Signale.

Gaius: Genau wie bei uns! Tagsüber mit Rauch, und nachts...

Bing: ... mit Feuer, ganz genau. Manchmal gab es auch Meldeboten, die zwischen den Wachtürmen hin und her rannten.

Gaius: Die Wachtürme waren bis zu 2km voneinander entfernt und Jupiter sei Dank war immer eine Truppe mit 50 oder 100 Soldaten in der Nähe in einem Kastell stationiert, die die Feinde wieder vertreiben konnte.

Bing: Ich glaube, ihr habt beim Grenzbau von uns abgeschaut: Auch in der Nähe meines Turms lag zum Glück eine Einheit mit 100 Soldaten, die uns  mehrfach das Leben rettete. Im schlimmsten Fall konnte sogar das große Heer aus unserer Hauptstadt Chang'an herbeigerufen werden: Diese lag zwar 1000km entfernt, konnte aber durch die Feuersignale in einem Tag benachrichtigt werden!

Gaius: Sag nur! Das war bei uns nicht möglich.  Die Römer haben versucht, römisches Leben in die Provinz zu tragen: Die Armee lag bei uns in der Nähe der Grenze, und mit den Soldaten kam auch die römische Kultur zu uns: Auch meine keltische Familie baut nun Wein an, badet in großen Thermen und betet die gleichen Götter an wie die Römer in Rom.

Bing : Pah, das gibt es bei uns nicht: Die Barbaren im Norden sind unfähig unsere Kultur zu übernehmen, unsere Schriften und unsere Sprache. Diese Unmenschen werden NIEMALS echte Chinesen, deshalb bleibt unsere Kultur und unser erhabener Kaiser in seiner prächtigen Hauptstadt. Ein paar von den Wilden haben sich im Schutz der Mauer angesiedelt, sie müssen uns aber Sklavendienste leisten und hohe Steuern zahlen.

Gaius: Jetzt bist Du aber der überhebliche Angeber. Wie seht Ihr Chinesen denn dann uns Römer? Sind wir für Euch auch nur dumme Unmenschen?        

Wachturm des Limes bei Mainhardt
Rekonstruktion des Limes
Wachturm der Großen Mauer
Reste der erhaltenen Mauer der Han-Dynastie
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Arbeitsauftrag:

  1. Markiere in dem Dialog Unterschiede (rot) und Gemeinsamkeiten (grün) zwischen dem römischen Limes und der chinesischen Mauer.
  2. Ordnet zu zweit diese den Vergleichsaspekten auf Eurem Ergebnisblatt zu und tragt sie dort ein.
  3. Findet weitere Vergleichsaspekte.

 

Dialog über Limes/Mauer: Herunterladen [odt][3,8 MB]

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