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Station 2 - Das Haupthaus

Haupthaus der villa rustica

Dies ist das Haupthaus der villa rustica. Es entstand am Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. und wurde im Laufe der nächsten 100 Jahre zu einer prächtigen Anlage ausgebaut. Kennzeichnend sind die beiden nach vorne ragenden Ecktürme, die mit einem offenen Säulengang verbunden sind. Hinten schließen sich ein Innenhof, mehrere Zimmer mit Fußbodenheizung und eine Küche an.

Doch wer war der Besitzer dieser prächtigen villa? Wer konnte sich einen solchen Besitz leisten?

 

Oben : Im Haupthaus der villa rustica wohnte der Besitzer mit seiner Familie.
© Freilichtmuseum villa rustica Hechingen-Stein


Hintergrund:

Leider wissen wir über den Eigentümer dieser prächtigen villa rustica fast gar nichts, wir können aber aus anderen Beispielen einiges erschließen:

Viele Gutshöfe in unserer Region gehörten Leuten, die eigentlich gar keine Römer waren, sondern die nach der Ableistung von 25 Jahren Militärdienst in der römischen Armee das römische Bürgerrecht verliehen bekamen. Diese entlassenen Soldaten, man nennt sie Veteranen, mussten sich bereit erklären, 25 Jahre treu dem römischen Kaiser zu dienen und in alle Gegenden des römischen Reiches aufzubrechen und zu kämpfen, wenn es verlangt wurde.

Der Einsatz war gefährlich, manchmal auch tödlich. Trotzdem lohnte sich die Mühe für viele Germanen, wenn sie in der römischen Armee dienten und eine Karriere machten:  Mit der Entlassung aus der Armee und dem Erhalt des römischen Bürgerrechts  veränderten diese Menschen, die z.B. gebürtige Kelten oder Germanen waren, nicht nur ihren Namen, sondern sie kamen auch in den Genuss vieler Rechte, die nur die römischen Bürger hatten. Dazu zählte zunächst das Recht, in örtlichen Versammlungen zu wählen und nur wenige Steuern zahlen zu müssen. Im Falle einer Verhaftung oder einer Anklage durften römische Bürger auf ein besonderes Gerichtsverfahren hoffen, bei drohender Todesstrafe sogar den Senat in Rom um Hilfe bitten.  Den größten Vorteil hatten die römischen Bürger aber beim Kauf von Waren und Grundbesitz. Mit Kaufurkunden konnte man sich seines Eigentums sicher sein und dieses sogar vor Gericht einklagen, was z.B. bei den Germanen vorher nicht der Fall war.

Caesar berichtet z.B. über die germanischen Sueben und deren Verhältnis zu Besitz und Eigentum:

Besonderen Privatbesitz gibt es bei ihnen nicht; auch darf niemand denselben Fleck länger als ein Jahr bebauen. Auch hat niemand ein feststehendes oder bestimmt abgegrenztes Grundeigentum; vielmehr verteilen die Behörden und Fürsten das Land an die Geschlechter und geschlossenen Sippschaften nach Gutbefinden auf je ein Jahr und lassen dann das Jahr darauf einen Wechsel des Besitzes eintreten. “ (Caesar, De bell. Gall., VI, 22)

Für die Kelten und Germanen, die das römische Bürgerrecht nach 25 Jahren Militärdienst erhielten, war dies so wichtig, dass sie die Urkunde dafür in das beste Material einarbeiten ließen, das damals bekannt war: in Bronze. So konnten auch ihre Nachfahren noch später beweisen, dass ihre Familie das römische Bürgerrecht hatte. Diese Bronze ist so dauerhaft, dass wir sie heute noch finden und über diese Bürgerrechtsverleihungen Bescheid wissen. In der Umgebung von Hechingen-Stein wurden auch derartige Urkunden gefunden, ob aber der Besitzer von Hechingen-Stein auch ein römischer Neubürger war, wissen wir nicht, wir können es aber mit großer Sicherheit vermuten.


Aus solchen und ähnlichen Fundstücken haben Archäologen ihre Informationen über die Besitzer von Gutshöfen erschlossen:

Militärdiplom

Aufgeklappte Außenansicht eines römischen Militärdiploms, mit dem das römische Bürgerrecht verliehen wurde.

Die beiden Bronzeplatten werden durch Draht zusammengehalten, darüber befindet sich eine runde Metallkapsel mit den Siegeln von sieben Zeugen. Die Namen dieser sieben Zeugen sind ebenfalls festgehalten.

 

„RMW - Militärdiplom 2“ von Wolfgang Sauber - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:RMW_-_Milit%C3%A4rdiplom_2.jpg#mediaviewer/File:RMW_-_Milit%C3%A4rdiplom_2.jpg

                                  

Bild : Migrationsgesellschaft? Die Punkte in der Karte bezeichnen die Herkunftsorte der in Süddeutschland stationierten römischen Soldaten

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