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Tem­pel­be­zirk


© Frei­licht­mu­se­um Hechin­gen Stein

Am nach Süden ab­fal­len­den Rande der villa rusti­ca be­fin­det sich der Tem­pel­be­zirk, der durch eine hohe Mauer vom Rest des Hofes ab­ge­trennt ist. In ihm be­fin­den sich 10 klei­ne Tem­pel­chen (sog. ae­di­cu­la ). Zwi­schen dem Tem­pel­be­zirk und dem Haupt­ge­bäu­de sind Reste einer so­ge­nann­ten Ju­pi­ter­gi­gan­ten­säu­le ge­fun­den wor­den.

Aber wel­che Göt­ter wur­den hier ver­ehrt, und vom wem? Und was ist über­haupt eine Ju­pi­ter­gi­gan­ten­säu­le?

 

Hin­ter­grund:

Die ge­naue Zu­ord­nung der Tem­pel­chen zu ein­zel­nen Göt­tern ist heute nicht mehr mög­lich, man weiß al­ler­dings aus Fund­stü­cken, dass so­wohl rö­mi­sche Göt­ter, wie z.B. die Lie­bes­göt­tin Venus, als auch kel­ti­sche Gott­hei­ten wie die Pfer­de­göt­tin Epona und die Erd­müt­ter (ma­tres cam­pestres) dort ver­ehrt wur­den.

Der Tem­pel­be­zirk ist daher ty­pisch für die rö­mi­sche Re­li­gi­on, die an­de­re Gott­hei­ten neben den ei­ge­nen to­le­rier­te und sogar mit la­tei­ni­schen Namen ver­sah. Kel­ti­sche und ger­ma­ni­sche Gott­hei­ten durf­ten also wei­ter ver­ehrt wer­den, auch wenn die Römer nun das Sagen in die­sen Ge­bie­ten hat­ten. 

Eine Ju­pi­ter­gi­gan­ten­säu­le zeigt einen Blit­ze schleu­dern­den Rei­ter, der über einen schlan­gen­ar­ti­gen Rie­sen hin­weg rei­tet. Weil der Rei­ter den auch für das Blit­ze Schleu­dern zu­stän­di­gen rö­mi­schen Him­mels­gott Ju­pi­ter dar­stel­len soll, der über einen rie­si­gen Geg­ner – einen Gi­gan­ten – hin­weg rei­tet, wird diese Säule Ju­pi­ter­gi­gan­ten­säu­le ge­nannt. Die frei­ste­hen­de Säule war mit ver­schie­de­nen Göt­ter­bil­dern ge­schmückt.

Man weiß heute, dass diese Ju­pi­ter­gi­gan­ten­säu­len Misch­for­men aus der rö­mi­schen und der kel­ti­schen Re­li­gi­on sind: Der Sieg über die Gi­gan­ten und die Blit­ze in der Hand ver­wei­sen auf den rö­mi­schen An­teil, der rei­ten­de Gott zu Pfer­de auf den kel­ti­schen.  Weil sich in die­sen Ju­pi­ter­gi­gan­ten­säu­len Vor­stel­lun­gen eines kel­ti­schen Him­mels­got­tes mit denen des rö­mi­schen Wel­ten­herr­schers Ju­pi­ter auf ei­gen­stän­di­ge Art und Weise ver­mischt haben, spricht man heute auch von einer  „gallo­rö­mi­scher“ Mi­sch­re­li­gi­on am Limes. Die Römer tra­ten also durch­aus groß­zü­gig ge­gen­über der ein­hei­mi­schen Re­li­gi­on auf und ver­such­ten diese in ihre ei­ge­nen re­li­giö­sen Vor­stel­lun­gen ein­zu­bin­den.

 
Und so könn­te der Tem­pel­be­zirk aus­ge­se­hen haben:

Farb­li­che Re­kon­struk­ti­on einer Ju­pi­ter­gi­gan­ten­säu­le von Lo­kil­ech (Ei­ge­nes Werk)
[GFDL (http://​www.​gnu.​org/​co­py­left/​fdl.​html), CC-BY-SA-3.0 (http://​cre​ativ​ecom​mons.​org/​li­cen­ses/​by-​sa/​3.​0/) oder CC BY-SA 2.5-2.0-1.0 (http://​cre​ativ​ecom​mons.​org/​li­cen­ses/​by-​sa/​2.​5-​2.​0-​1.​0)], via Wi­ki­me­dia Com­mons

 

© von Muss­klprozz (Ei­ge­nes Werk) [GFDL (http://​www.​gnu.​org/​co­py­left/​fdl.​html) oder CC BY-SA 4.0-3.0-2.5-2.0-1.0 (http://​cre​ativ​ecom​mons.​org/​li­cen­ses/​by-​sa/​4.​0-​3.​0-​2.​5-​2.​0-​1.​0)], via Wi­ki­me­dia Com­mons

So wie die­ses Epona-Re­li­ef aus Frei­berg am Ne­ckar könn­te auch das in Hechin­gen-Stein aus­ge­se­hen haben. Man sieht oben in einer mu­schel­för­mi­gen Ni­sche die Göt­tin mit einem Fut­ter­korb für die Pfer­de thro­nen.

Im un­te­ren Teil kehrt ein Rei­se­wa­gen von einer Reise zu­rück, wofür als Dank ein Schwein ge­op­fert wird. Der Op­fern­de trägt ein mit einem Tuch ver­hüll­tes Haupt, was bei den Rö­mern – al­ler­dings nicht bei den Kel­ten – vor­ge­schrie­ben war. Eine ähn­li­che Szene könn­te sich auch im Tem­pel­be­zirk der villa rusti­ca zu­ge­tra­gen haben.

 

Die­ser Kopf der Venus wurde in Hechin­gen-Stein ge­fun­den und ge­hör­te wohl zu einer Ganz­kör­per­sta­tue der Göt­tin Venus.
© Frei­licht­mu­se­um Hechin­gen-Stein

 

 

 

 

 

Tem­pel­be­zirk (leicht): Her­un­ter­la­den [odt][2 MB]

Tem­pel­be­zirk: Her­un­ter­la­den [odt][3,2 MB]

Wei­ter