Station 3 - Badeanlage
Die Badeanlage war durch einen überdachten Säulengang mit dem Hauptgebäude verbunden. Sie verfügte über alle typischen Räume eines römischen Bades: Umkleideraum, Gymnastikraum, Kaltbad, Heißbad und Dampfbad.
Hypokaustheizung in Hechingen-Stein
© Freilichtmuseum villa rustica Hechingen-Stein
Aber wozu diente dieses aufwändige Bad und wie wurde es beheizt?
Hintergrund:
Mit den Römern kamen auch Gewohnheiten nach Hechingen-Stein, die man zuvor nur im Mittelmeerraum gekannt hatte, unter anderem das ausgiebige Baden in großräumigen Badeanlagen mit Fußbodenheizung, den sogenannten Hypokaustheizungen .
Die Konstruktion besteht aus einem Brennofen (lat. praefurnium ), einem unter dem Fußboden liegenden Heizraum (lat. hypocaustum ) und Abzügen für die heiße Luft und die Abgase. Der Brennofen lag meist im Freien. Der Heizraum bestand aus im Abstand von etwa 30 bis 40 cm aufgeschichteten, etwa 30 bis 60 cm hohen Ziegeltürmchen aus quadratischen oder runden Platten, die zunächst eine größere Deckplatte trugen. Auf dieser Platte lag die große Tragplatte, auf der der Estrich aufgebracht war. Die gesamte Konstruktion des Fußbodens war etwa 10 bis 12 cm dick und benötigte mindestens mehrere Stunden, wenn nicht ein oder zwei Tage bis zur völligen Durchwärmung. Von dem unter dem beheizten Raum gelegenen Heizraum strömte die heiße Luft in die Wandkanäle (tubuli) , die auf diese Weise auch die Wände beheizten. Erst dann trat die Luft ins Freie aus.
Hypokaustheizungen waren zwar für die Badenden sehr angenehm und förderten die Hygiene, hatten aber einen ausgesprochen hohen Energieverbrauch. Man geht davon aus, dass eine Anlage wie die in der villa rustica in Hechingen-Stein im Jahr 200 Tonnen Holz verbrauchte, das entspricht einer Fläche Wald von zwei Fußballfeldern! Die in der Nähe gelegene römische Stadt Sumelocenna (Rottenburg) dürfte für Heizung und Material im Jahr etwa 200 Hektar Wald, also etwa die Fläche von 400 Fußballfeldern, verbraucht haben. Dieser riesige Verbrauch von Wäldern hat sogar Nachwirkungen bis heute: Die Gebiete entlang der Flüsse Neckar oder Rhein waren vor der Ankunft der Römer dicht von Auenwäldern bedeckt. Nach den knapp 200 Jahren römischer Herrschaft waren diese Gebiete weitgehend kahl geschlagen und für den Ackerbau gerodet worden, bis heute ist der Wald dorthin nicht zurückgekehrt.
Und so funktioniert eine Hypokaustheizung:
Dieses Bild zeigt die Rekonstruktion einer römischen Badeanlage wie sie auch in Hechingen-Stein ausgesehen haben dürfte.
„Badehaus-hypokaustum (1)“ von Arent aus der deutschsprachigen Wikipedia. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Vicimedia Communia
So dürfte ein Badender im Warmbad gelegen haben. Zwischen dem Wasserbecken und dem Feuer muss man sich eine Wand denken.
„Section of Hypocauste“ von Jean-Pierre Adam - Jean-Pierre Adam, La Construction romaine : matériaux et techniques, Paris, Picard, coll. « Grands manuels Picard », 1984, 1re éd., in-quarto (28 cm), 756 ill., 367 p.. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons
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