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2.-3. In­halts- und Kom­pe­tenz­ana­ly­se

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

2. Ex­em­pla­ri­sche Ana­ly­se am Bei­spiel der Axel Sprin­ger AG

Wir ent­schie­den uns für die Wahl die­ses Un­ter­neh­mens, da es aus di­dak­ti­scher Sicht eine Reihe wich­ti­ger Kri­te­ri­en in fast idea­ler Weise er­füllt:

  • Die Kom­ple­xi­tät des Ge­gen­stands, den der zwei­stu­fi­ge Stan­dard Wirt­schaft 8.6.4 mit sich bringt, macht eine ex­em­pla­ri­sche Ana­ly­se ge­ra­de­zu zwin­gend. Nach Mög­lich­keit soll­te auch ein Wech­sel des Ge­gen­stands zwi­schen dem ers­ten und zwei­ten Teil­stan­dard (Auf­ga­ben eines Un­ter­neh­mens – nach­hal­ti­ges Pro­du­zie­ren) ver­mie­den wer­den.

  • Ori­gi­nal­quel­len er­hal­ten den Vor­zug vor Au­to­ren­tex­ten. Die Quel­len müs­sen eine Dich­te auf­wei­sen, die eine an­schau­li­che Do­ku­men­ta­ti­on für den Un­ter­richt er­mög­licht.

  • Die Quel­len müs­sen einer kri­ti­schen Über­prü­fung (Ge­gen­re­cher­che) zu­gäng­lich sein und die­ser stand­hal­ten.

  • Die Ma­te­rie muss für Laien ver­ständ­lich sein. Dabei ist nicht nur an die Schü­le­rin­nen und Schü­ler der Klas­sen­stu­fe 8 zu den­ken, son­dern auch an die Lehr­per­so­nen, die in der Regel keine na­tur­wis­sen­schaft­lich-tech­ni­schen Kennt­nis­se mit­brin­gen.

  • Das Un­ter­neh­men muss nach­hal­ti­ges Pro­du­zie­ren in über­zeu­gen­der, um nicht zu sagen vor­bild­li­cher Weise prak­ti­zie­ren.

  • Das Un­ter­neh­men soll­te „vor­zugs­wei­se“ in der Re­gi­on, d.h. im Bun­des­land Baden-Würt­tem­berg an­ge­sie­delt sein.

Die Axel Sprin­ger AG er­füllt alle An­for­de­run­gen mit Aus­nah­me der letz­ten. Wir haben uns ent­schie­den, in­so­fern einen Kom­pro­miss ein­zu­ge­hen. Wer möch­te, soll­te daher die Wirt­schaft im Bun­des­land Baden-Würt­tem­berg ein­ge­hend stu­die­ren, um Un­ter­neh­men zu fin­den, die den o.g. Kri­te­ri­en ent­spre­chen.

3. Kom­pe­tenz­ori­en­tier­te Ana­ly­se der Lern­chan­cen

Der ex­em­pla­risch zu ana­ly­sie­ren­de Ge­gen­stand – im vor­lie­gen­den Un­ter­richts­mo­dell die Axel Sprin­ger AG – er­füllt in zwei­fa­cher Hin­sicht eine die­nen­de Funk­ti­on: Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler er­wer­ben ana­ly­ti­sche und me­tho­di­sche Kom­pe­ten­zen, die trans­fe­rier­bar, d.h. auf an­de­re Ge­gen­stän­de und Auf­ga­ben­kon­tex­te an­wend­bar sind. Die De­tails im Ma­te­ri­al­dos­sier zur Axel Sprin­ger AG haben daher die Funk­ti­on von Ar­beits­wis­sen, nicht von Merk­wis­sen. Die Quel­len­la­ge ist ge­ra­de­zu üppig 4 , und nur des­we­gen ist die Axel Sprin­ger AG als Lern­ge­gen­stand so er­gie­big. Der Lern­er­trag selbst be­steht aus kom­pe­tenz­ori­en­tier­ter Sicht nicht aus dem De­tail­wis­sen zum Sprin­ger-Ver­lag, son­dern aus der Fä­hig­keit, Leit­fra­gen zur Un­ter­neh­mens­ana­ly­se und zur Quel­len­kri­tik bzw. De­kon­struk­ti­on me­di­al er­zeug­ter Rea­li­täts­kon­struk­te zu stel­len und an­zu­wen­den.

Der Fra­ge­ka­ta­log „Leit­fra­gen zur Ana­ly­se eines Un­ter­neh­mens“ fasst der­ar­ti­ge Fra­gen mo­dell­haft zu­sam­men; in die­sem of­fe­nen Fra­ge­set, das den Schü­le­rin­nen und Schü­lern zu einer kri­ti­schen Fra­ge­hal­tung und dem Ver­mö­gen, selbst Fra­gen zur Ana­ly­se von Un­ter­neh­men und Pro­duk­ti­ons­ab­läu­fen, nach­hal­ti­ger Pro­duk­ti­on bzw. zur Quel­len­kri­tik zu stel­len, be­steht der „harte Kern“ kom­pe­tenz­ori­en­tier­ten Ler­nens im vor­lie­gen­den Um­set­zungs­bei­spiel. 5

Das Um­set­zungs­bei­spiel trägt somit zum einen den An­for­de­run­gen des Stan­dards Wirt­schaft 8.6.4 Rech­nung, und geht dort dar­über hin­aus, wo der Ge­gen­stand ein­ma­lig er­gie­bi­ge Lern­chan­cen bie­tet (Nach­hal­ti­ge Be­schaf­fung, Quel­len­kri­tik).

Ana­ly­se­kom­pe­ten­zen

Zum einen er­wei­tern die Schü­le­rin­nen und Schü­ler ihre ana­ly­ti­schen Kom­pe­ten­zen. Sie er­wer­ben drei grund­le­gen­de Be­grif­fe zur Be­schrei­bung des Pro­duk­ti­ons­pro­zes­ses eines Gutes oder einer Dienst­leis­tung in der Markt­wirt­schaft: Be­schaf­fung, Pro­duk­ti­on und Ab­satz. Zum zwei­ten er­ar­bei­ten sie sich eine Vor­stel­lung nach­hal­ti­ger Be­schaf­fung und Pro­duk­ti­on – in­so­fern mehr als vom Stan­dard ver­langt – und ver­fü­gen über Kri­te­ri­en zur Über­prü­fung bzw. Ein­for­de­rung nach­hal­ti­ger Res­sour­cen­zu­grif­fe und Pro­duk­ti­ons­wei­sen.

Me­tho­den­kom­pe­ten­zen

Der ge­wähl­te Ge­gen­stand ist eben­so „span­nend“ hin­sicht­lich der Lern­chan­cen, die er im Be­reich des Er­werbs me­tho­di­scher Kom­pe­ten­zen bie­tet. Die Axel Sprin­ger AG wurde im Jahre 2008 mit dem Deut­schen Nach­hal­tig­keits­preis aus­ge­zeich­net unter der Ru­brik „Deutsch­lands nach­hal­tigs­ter Ein­kauf“ (Be­schaf­fung von Druck­pa­pier) 6 . U.a. hebt die Jury die Trans­pa­renz her­vor, wel­che die Axel Sprin­ger AG durch ihre In­for­ma­ti­ons­po­li­tik her­stellt und es der Öf­fent­lich­keit er­mög­li­che, die Her­kunft des Druck­pa­piers bis zum nach­hal­tig wirt­schaf­ten­den Holz­lie­fe­ran­ten in Russ­land zu­rück zu ver­fol­gen – bei einem Alt­pa­pier­an­teil von 66 Pro­zent.

Das In­for­ma­ti­ons­an­ge­bot der Sprin­ger AG steht im In­ter­net als Down­load zur Ver­fü­gung. In die­sem Falle han­delt es sich um pro­fes­sio­nell auf­be­rei­te­te Me­di­en­pro­duk­te, die wie alle me­di­al ver­mit­tel­ten In­for­ma­tio­nen Kon­struk­te der Rea­li­tät sind. Der Pro­du­zent der Nach­richt ver­bin­det damit ein In­ter­es­se; in die­sem Falle sind die Ma­te­ria­li­en Mit­tel der Öf­fent­lich­keits­ar­beit eines gro­ßen Me­di­en­un­ter­neh­mens. Die Le­ser­schaft soll vom Nach­hal­tig­keits­en­ga­ge­ment der Sprin­ger AG über­zeugt wer­den und ein po­si­ti­ves Bild des Un­ter­neh­mens und sei­ner Pro­duk­te ge­win­nen:

„Axel Sprin­ger be­kennt sich zu sei­ner Ver­ant­wor­tung für die Um­welt. Denn es schreibt sich bes­ser und glaub­wür­di­ger über Um­welt­fra­gen, wenn sich auch das Un­ter­neh­men aktiv für den Schutz der Um­welt ein­setzt.“ 7

Hin­sicht­lich sei­ner An­for­de­run­gen an die Me­tho­den­kom­pe­ten­zen, die von den Schü­le­rin­nen und Schü­lern ver­langt wer­den, ist die­ses In­for­ma­ti­ons­an­ge­bot ex­em­pla­risch. Wir leben in einer me­di­al ver­mit­tel­ten, über das In­ter­net glo­bal ver­netz­ten Ge­sell­schaft. Die Dich­te des In­for­ma­ti­ons­an­ge­bots und un­se­re Ab­hän­gig­keit vom Zu­gang zu die­sen In­for­ma­tio­nen recht­fer­tigt die These, dass wir in einer me­di­al ge­präg­ten Kul­tur leben. Es geht also nicht mehr um kri­ti­sche Me­di­en­nut­zung in dem Sinne, dass wir die Op­ti­on des Ver­zichts hät­ten, son­dern um den an­ge­mes­sen Um­gang mit dem In­for­ma­ti­ons­an­ge­bot.

Zur Me­di­en­kom­pe­tenz 8 in die­sem Sinne ge­hört die Fä­hig­keit, von Me­di­en ge­ne­rier­te Kon­struk­te der Rea­li­tät zu de­kon­stru­ie­ren, d.h. durch Ge­gen­re­cher­che auf ihren Rea­li­täts­be­zug zu über­prü­fen und die Ab­sicht des Sen­ders zu er­ken­nen. Un­se­re Schü­le­rin­nen und Schü­ler sind um so drin­gen­der auf diese Kom­pe­ten­zen an­ge­wie­sen, da sie das In­ter­net als pri­mä­re, wenn nicht sogar aus­schließ­li­che In­for­ma­ti­ons­quel­le nut­zen, wie die Ma­te­ri­al­lis­ten von GFS und Schü­ler­re­fe­ra­ten be­zeu­gen.

Im vor­lie­gen­den Un­ter­richts­mo­dell sind Leit­fra­gen ent­hal­ten, die eine ele­men­ta­re An­lei­tung zur Ge­gen­re­cher­che und Quel­len­kri­tik bie­ten. Das Ma­te­ri­al­an­ge­bot selbst um­fasst Quel­len der Axel Sprin­ger AG sowie von Drit­ten, die eine teil­wei­se Über­prü­fung der Selbst­dar­stel­lung der Axel Sprin­ger AG er­mög­li­chen.

Wei­ter: 4. Kom­pe­tenz­be­schrei­bung


4 Vgl. dazu die Quel­len­an­ga­ben im Link­ver­zeich­nis bzw. im Ma­te­ri­al­teil.

5 Diese Les­art des Kom­pe­tenz­be­griffs ori­en­tiert sich an der Di­men­si­on for­ma­ler Bil­dung. Vgl. dazu Peter Krapf, Kom­pe­tenz­ori­en­tier­te Un­ter­richts­pla­nung im Fach Ge­mein­schafts­kun­de (PPt-Prä­sen­ta­ti­on, 16.12.2009); Wer­ner Jank/Hil­bert Meyer, Di­dak­ti­sche Mo­del­le. Ber­lin 1991, S. 213.

6 Vgl. dazu die Be­grün­dung der Jury in M 1 im Ma­te­ri­al­teil.

7 „Fra­gen und Ant­wor­ten“, unter: http://​www.​axe​lspr​inge​r.​de/​ar­ti­kel/​Ser­vice_​249406.​html

8 Vgl. Anja Be­sand, Me­di­en­er­zie­hung, in: Wolf­gang San­der (Hrsg.): Hand­buch po­li­ti­sche Bil­dung. Schwal­bach/Ts., 3. Auf­la­ge 2005, S. 419 – 429. – Grund­le­gend zum Thema der me­dia­len Nach­rich­ten­kon­struk­ti­on und ihrer De­kon­struk­ti­on durch den Leser (in eng­li­scher Spra­che): http://​www.​me­dia­lit.​org/ – Eine vor­züg­li­che Ma­te­ri­al­samm­lung (in eng­li­scher Spra­che) fin­det sich unter http://​www.​media-​awa­ren­ess.​ca/