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Inhalt

Der mittellose junge Ich-Erzähler Peter Schlemihl nimmt nach einer beschwerlichen Seefahrt in einer Hafenstadt Quartier und begibt sich tags drauf mit einem Empfehlungsschreiben zum wohlhabenden Bürger Thomas John, von dem er sich Unterstützung erhofft, um materiell im Leben festen Boden unter die Füße zu bekommen. Doch anstatt in die wohlhabende Festgesellschaft bei John eingeführt zu werden, bleibt er Außenstehender und bestaunt das luxuriöse Ambiente und den Reichtum der Bürgergesellschaft. Besonders bewundert er dabei die Fähigkeiten eines grau gekleideten unscheinbaren Dieners, der alles verfügbar macht, wonach die Gäste verlangen, und der deren materielle Wünsche unverzüglich erfüllt, indem er die Dinge aus seinem großen Sack zaubert. Als dieser sich Schlemihl zuwendet und ihn auffordert, ihm seinen Schatten zu verkaufen, lässt sich der junge Mann auf einen Handel ein und überlässt dem Grauen den Schatten gegen ein magisches ‚Glückssäckel‘, das unbegrenzt Goldstücke produziert und so raschen Reichtum garantiert. Nach anfänglicher Freude über den ihm unverhofft zuteil gewordenen Wohlstand muss Schlemihl jedoch schnell feststellen, dass er aufgrund seiner Schattenlosigkeit von seinen Mitmenschen angefeindet, verhöhnt und ausgestoßen oder bestenfalls bemitleidet wird. Es beginnt seine Leidensgeschichte: Die zunehmende und schmerzliche soziale Isolation kann durch unbegrenzte Geldmittel nicht kompensiert werden, letztere münden lediglich in heillosen Verschwendungsanfällen und umso größerer Verzweiflung. Auf dem Weg in die wachsende Einsamkeit, Unfreiheit und seelische Zerrüttung lebt er zurückgezogen mit seinem Diener und Vertrauten Bendel, versucht sich an untauglichen Gegenmaßnahmen (gemalter Schatten, Bendel als Schattenspender hinter ihm etc.) und hofft, durch Lügengeschichten über seinen Schattenverlust (Krankheit, Diebstahl) Akzeptanz bei seinen Mitmenschen zu erzeugen, was ihm aber nicht gelingt. Der Versuch, Liebesbande zu knüpfen und sich der Auserwählten (Fanny) anzuvertrauen, resultiert ebenso in einer Katastrophe wie der Versuch eine Scheinexistenz als wohlhabender Graf zu führen und die Forstmeister-Tochter Mina für sich zu gewinnen. Durch seinen abundanten Reichtum führt er nebenbei sämtliche Wettbewerber auf dem freien Markt in den Ruin. Alle Versuche, ein respektiertes Mitglied der Gesellschaft zu werden, scheitern mit der Entdeckung, dass Schlemihl keinen Schatten vorzuweisen hat. Dies löst jedes Mal Stürme der Entrüstung aus. In seiner Verzweiflung wendet sich Schlemihl an den Grauen, dem er immer wieder begegnet. Dieser schlägt ihm nun vor, seinen Schatten im Tausch gegen seine Seele zurückzubekommen. Er setzt ihn zusätzlich unter Druck, indem er ihm ein Leben in Reichtum und Anerkennung ausmalt. Nach heftigem innerem Ringen um Mina, die er dadurch vor einer Heirat mit dem Schurken Rascal bewahren könnte, weist Schlemihl das Angebot entschieden von sich. Zu wertvoll ist ihm seine seelische Integrität, der Kern seiner Identität. Nach der Zerstörung seines Hauses durch den bösartigen, ihn ausnutzenden zweiten Diener Rascal, trennt sich Schlemihl von seinem bisherigen Leben, nicht ohne den treuen Bendel fürstlich zu entlohnen. Nach weiteren Verlockungsversuchen des Grauen und dessen Enthüllung, dass auch Herr John in seiner Gewalt ist (er hat seine Seele im Sack), vollzieht Schlemihl die endgültige Loslösung von dessen Einfluss, indem er das Geldsäckel weit von sich wirft, den Grauen wütend verstößt und in der Folge mittellos, aber frei, ein Leben für die Wissenschaft führt. Dabei helfen ihm zufällig erworbene Siebenmeilenstiefel, die es ihm ermöglichen, fast alle Weltregionen zu erreichen, um diese dann anhand von Hemmschuhen, die seine Geschwindigkeit verlangsamen, im Detail zu erforschen. Als Privatgelehrter führt er ein Leben in Zufriedenheit und vermacht zuletzt seine botanischen Studien und Forschungsergebnisse der Berliner Universität. Während eines Genesungsaufenthalts in einem Sanatorium (dem sog. Schlemihlium) kann er zufrieden feststellen, dass Bendel als Gründer desselben ebenso seine humane Bestimmung gefunden hat wie die barmherzige, gottesfürchtige Witwe Mina, die ihm dort begegnet, ohne ihn zu erkennen. In einem abschließenden Appell, im Leben erst seinen Schatten, danach das Geld zu verehren, beauftragt er den Erzähler Chamisso, seine Geschichte in die Welt zu bringen.

Textausgaben:

Adalbert von Chamisso: Peter Schlemilhls wundersame Geschichte. Mit Reproduktionen der Kupferstiche von George Cruikshank; Berlin 1981

Adelbert von Chamisso: Peter Schlemihls wundersame Geschichte. Mit 25 zweifarbigen Illustrationen von Franziska Walther. Mannheim 2011

Adelbert von Chamisso: Peter Schlemihls wundersame Geschichte. Stuttgart 2003

Chamisso: „Schlemihl“: Herunterladen [pdf][198 KB]