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Ludwig Tieck: Der blonde Eckbert (1797)

Empfehlung für das Basisfach und das Leistungsfach

Kurzinformation

Zeichnung von Franz Kaisermann mit dem Titel Waldinneres aus dem Jahr 1976

Franz Kaisermann: [Waldinneres] (1796). © Freies Deutsches Hochstift [CC BY-NC-SA 4.0] via Graduiertenkolleg „Modell Romantik“

Ludwig Tiecks Der blonde Eckbert steht wie kaum ein anderes Werk für die Geburtsstunde der Romantik. In seiner Märchennovelle experimentiert Tieck zum ersten Mal mit narrativen Strukturen, die man später als epochentypisch erachtet wird. So verknüpft er die um 1800 für die Literatur neu entdeckte Thematik der Kindheit eng mit Problemfeldern der Identitätsbildung und der (weiblichen) Sozialisation. Eröffnet wird die Novelle mit einem Kamingespräch. Bertha, eine Frau mittleren Alters, erzählt auf Bitte ihres Mannes einem guten Freund die tragische „Geschichte ihrer Jugend“. Als Achtjährige ist Bertha vor ihren gewalttägigen Eltern in ein geheimnisvolles Bergparadies geflohen und dort in die Obhut einer wunderlichen Alten geraten, die sie wie eine Tochter aufgenommen hat. Nach sechs Jahren voller Zufriedenheit verlässt sie die idyllische „Waldeinsamkeit“ und kehrt ins heimatliche Dorf zurück, wo sie vom Tod ihrer Eltern erfährt. Mit Hilfe eines magischen Vogels, den sie der alten Frau gestohlen hat, kann sie sich in einer nahe gelegenen Stadt eine Existenz aufbauen. Sie begegnet Eckbert; beide heiraten kurz darauf. Unmittelbar nachdem Bertha ihre Erzählung beendet hat, reut es das Ehepaar, den Freund zum Mitwisser gemacht zu haben. Denn er kennt eigentümlicherweise ein Detail der Geschichte, an das sich Bertha zuvor nicht mehr erinnern konnte. Misstrauisch geworden ergreift beide große Unruhe. Bertha ist bis ins Mark erschüttert. Sie erkrankt so schwer, dass sie bald darauf stirbt. Der verzweifelte Eckbert tötet den Freund und verlässt die Burg. Einige Zeit später erfährt er, dass Bertha seine Schwester gewesen ist. Weil er mit dem Wissen um den Inzest nicht umzugehen weiß, stürzt er in geistige Umnachtung. Am Schluss bleibt offen, ob er sich die Geschichte um Bertha und Walther nicht im Wahn erdacht hat.

Textausgaben:

Tieck, Ludwig: Der blonde Eckbert / Der Runenberg. Hamburger Leseheft Nr. 228. Hamburg 2011

Tieck, Ludwig: Der blonde Eckbert / Der Runenberg. Textausgabe mit Kommentar und Materialien: Reclam XL – Text und Kontext. Hg. v. Uwe Jansen, Stuttgart 2018

Tieck: „Der blonde Eckbert“: Herunterladen [pdf][228 KB]

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