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E.T.A. Hoffmann Der Sandmann (1816)

Empfehlung für das Basisfach und das Leistungsfach

Kurzinformation

Zeichnung von E.T.A Hoffmann zu seiner Erzählung

Hoffmann sandmann.png von E. T. A. Hoffmann [gemeinfrei, PD-US] via Wikimedia

E.T.A. Hoffmanns Erzählung Der Sandmann gilt als ein Höhepunkt romantischer Literatur. Ausgelöst durch die Begegnung mit einem Wetterglashändler namens Coppola berichtet der Protagonist Nathanael eingangs in einem Brief an seinen Freund Lothar von einem Kindheitstrauma, dem die Ammengeschichte vom bedrohlichen Sandmann zugrunde liegt, der Kindern die Augen rauben will. In Nathanaels Perspektive verschwimmt Coppola mit der fiktiven Figur des Sandmanns sowie mit dem Advokaten Coppelius, der mit seinem Vater alchimistische Versuche betreibt. Diesen zerstörerisch wirkenden Figuren schreibt er nicht nur den Tod seines Vaters zu, sondern er macht sie für seine aufkeimende innere Verzweiflung verantwortlich. Da fälschlicherweise seine Verlobte Clara den Brief liest (und nicht ihr Bruder Lothar), erhält Nathanael ihren Antwortbrief. In diesem vertritt sie die Sichtweise, dass Nathanael sich die dunklen Mächte und Gestalten nur einbilde. Ein Erzähler stellt im weiteren Verlauf den sich zuspitzenden Konflikt zwischen der überwiegend vernünftigen, die Geschehnisse rationalisierenden Clara, die indes durchaus auch Antennen für Nathanaels düstere Ahnungen besitzt, im Kontrast zum wahnsinnig werden Nathanael dar. Anlass für Nathanaels weitere geistige Zerrüttung ist der Kauf eines Perspektivs von Coppola, womit er die Tochter seines Physikprofessors Spalanzani namens Olimpia, einen Automaten, mit liebenden Augen zu betrachten beginnt. Seine narzisstische Spiegelung in der mechanischen Holzpuppe Olimpia wird erst durch die Zerstörung der Holzpuppe durch Coppola / Coppelius desillusioniert. Nachdem Nathanael kurzzeitig von seinen unheimlichen Einbildungen geheilt zu sein scheint und sich wieder Clara liebevoll zuwendet, endet die Erzählung mit dem neuerlichen Einbruch des Wahnsinns, der letztlich zu Nathanaels Suizid führt.

Die perspektivenreiche Erzählung thematisiert eine für die Romantik typische Entdeckung des Kindheitstraumas sowie die Vermischung von (scheinbarer) Realität und übersteigerter Fantasie bis zum Ausbruch des Wahnsinns im Blick auf eine überreizte Künstlerfigur. Sie hat bemerkenswerterweise eine ebenso facettenreiche Forschungsvielfalt hervorgebracht, die nahezu alle methodischen Zugänge zur Interpretation erproben lässt.

Textausgaben:

E.T.A. Hoffmann: Der Sandmann. Herausgegeben von Rudolf Drux. Stuttgart 1991, bibliographisch ergänzte Ausgabe 2019 (= Reclams Universal-Bibliothek 230).

E.T.A. Hoffmann: Der Sandmann. In: E.T.A. Hoffmann: Nachtstücke. Herausgegeben von Hartmut Steinecke unter Mitarbeit von Gerhard Allroggen. Frankfurt am Main, 11-49.

Hoffmann: „Sandmann“: Herunterladen [pdf][196 KB]

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