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Franz Kafka: Der Process (1925, verf. 1914/15)

Empfehlung für das Leistungsfach

Kurzinformation

Anfang des Manuskripts von Der Process in der Handschrift von Franz Kafka

Kafka process.png von Franz Kafka (Quelle: Literaturarchiv Marbach aus Louis Begley: Die ungeheure Welt, die ich im Kopf habe. Pantheon 2009, ISBN 978-3-570-55095-3, S. 268) [PD-US] via Wikimedia

In seiner vielbeachteten Rezension für die Zeitschrift Die Weltbühne schreibt Kurt Tucholsky mit Blick auf Kafkas 1925 posthum publiziertes Romanfragment Der Process voller Bewunderung: „Kafka hat Bücher geschrieben, einige wenige, unerreichbare, niemals auszulesende Bücher (Die Weltbühne, 9.3.1926, Nr. 10, 383). Tucholsky war mit seiner Einschätzung in der Mitte der 20er Jahre nicht allein. Gerade die literarische Elite (u. a. R. Musil, C. Sternheim, Th. Mann) erkannte schon früh die Ausnahmestellung Kafkas in der deutschsprachigen Literatur. Den Ruhm als Autor mit weltliterarischer Bedeutung erlangte er jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als er durch die Rezeption der französischen Existentialisten und amerikanischer Filmschaffender wie Orson Welles oder David Lynch einem internationalen Publikum bekannt wurde. Im Zentrum der Kafka-Begeisterung stand immer wieder der Process, Kafkas Opus Magnum. Der Roman zentriert sich um den Gerichtsprozess des Bankangestellten Josef K., der – wie es im berühmten ersten Satz heißt – „ohne dass er etwas Böses getan hätte, [...] eines Morgens verhaftet“ wird. Bis zur theatralen Hinrichtung des Protagonisten im Schlusskapitel des Romans bleiben jedoch der Grund für seine Verhaftung wie auch die Beschaffenheit des geheimnisvollen Gerichts im Dunklen. Episodenhaft schildert Kafka, wie Josef K. immer neue Anläufe unternimmt, um über die Hintergründe seiner Anklage Auskünfte zu erlangen und das Gerichtsverfahren zu beeinflussen. Dabei folgt der Roman nur an der Oberfläche realistischen Begebenheiten. Tatsächlich schafft Kafka eine bedrückende, fast surreale Welt. Gerichtskanzleien befinden sich auf Dachböden, der Zugang zum Gerichtssaal des Untersuchungsgerichts erfolgt über einen Waschraum, der Maler Titorelli malt immer dieselbe Heidelandschaft. All dies müsste irritieren, auch weil Kafkas besondere Erzählweise sich jeder Erhebung des Prozessgeschehens ins Allegorische oder Symbolische entgegenstellt. Bei Kafka – so Tucholsky in seiner Rezension – stellt sich jedoch die Frage gar nicht, ob es das alles gebe – „das gibt es, das ist so wahr, wie in der Strafkolonie eine Tötemaschine steht, so wahr, wie sich der Geschäftsreisende damals in einen Käfer verwandelte … das ist so.“

 

Textausgaben (Hinweis: Textausgaben sind nur dann im Unterricht verwendbar, wenn sie der Fassung der Kritischen Kafka-Ausgabe (Hg. Koch, Neumann, Pasley,) folgen.):

Franz Kafka: Der Process: Roman. Textausgabe mit Anhang, Anmerkungen und Nachwort von Michael Müller. Stuttgart 1998 (Reclams Universal-Bibliothek)

Franz Kafka: Der Proceß: Roman (Originalfassung),‎ Frankfurt/M., 2011 (Neuausgabe TB)

Franz Kafka: Der Prozeß. Text und Kommentar. Frankfurt/ M. November 2009 (TB SBB 18)

Kafka: „Prozess“: Herunterladen [pdf][252 KB]

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