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Ein­lei­tung in den Bau­stein

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Durch­füh­rung der Un­ter­richts­ein­heit

Kom­pe­ten­zen und Ziele

Pro­blem­fel­der der Moral: Kon­sum

Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler [1] kön­nen:

  • For­men des Kon­sums und in­di­vi­du­el­les Kon­sum­ver­hal­ten be­schrei­ben
  • Mög­lich­kei­ten kri­ti­schen und ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ten Kon­sum­ver­hal­tens er­ör­tern

Mo­ra­lisch- ethi­sches Ar­gu­men­tie­ren

Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler kön­nen:

  • mo­ra­li­sche Phä­no­me­ne an Bei­spie­len be­schrei­ben
  • ein­fa­che ethi­sche re­le­van­te Fälle be­schrei­ben und ana­ly­sie­ren .

Her­me­neu­tisch und kom­mu­ni­ka­ti­ve Di­men­si­on

Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler­kön­nen:

  • ihr Selbst­ver­ständ­nis und ei­ge­ne Er­fah­run­gen und Vor­stel­lun­gen ver­ständ­lich ma­chen
  • ar­gu­men­ta­tiv einen ei­ge­nen Stand­punkt ver­tre­ten

Über­ge­ord­ne­te Ziele der UE:

Die SuS neh­men Ge­gen­sät­ze wahr zwi­schen ihrem Vor­wis­sen zum Thema Scho­ko­la­de und der Si­tua­ti­on der Ka­kao­ern­te in Afri­ka mit Kin­der­ar­beit, Kin­der­skla­ven etc. 

Sie ana­ly­sie­ren Be­din­gun­gen, Ur­sa­chen und Fol­gen von Kin­der­ar­beit und über­prü­fen mit die­sen ver­tief­ten Kennt­nis­sen ihr ei­ge­nes Vor­wis­sen sowie die Sinn­haf­tig­keit ver­schie­de­ner Lö­sungs­vor­schlä­ge  (z. B. Boy­kott von Pro­duk­ten, ge­ne­rel­les Ver­bot von Kin­der­ar­beit).

 

Die Kom­pe­tenz Ana­ly­sie­ren

Im Zen­trum des vor­lie­gen­den Bau­steins steht der Aus­bau der Ana­ly­se­kom­pe­tenz. Die SuS sol­len dabei ge­schult wer­den, einen kom­ple­xen Sach­ver­halt oder einen ethi­schen Fall – hier die Kin­der­ar­beit in der Ka­kao­pro­duk­ti­on – durch ge­ziel­te und gute Fra­gen auf­zu­schlüs­seln und in einer an­schlie­ßen­den Re­fle­xi­on ihr Vor­ge­hen aus­zu­wer­ten und zu sys­te­ma­ti­sie­ren. Dem­zu­fol­ge steht hier nicht im Zen­trum die Kom­pe­tenz Texte, Bil­der oder Filme zu ana­ly­sie­ren.

Be­reits bei der Wahr­neh­mung eines Sach­ver­hal­tes be­wer­ten wir in­tui­tiv [2] . Als Ein­stieg sol­len zu­nächst die As­so­zia­tio­nen und Vor­stel­lun­gen der SuS zum Be­griff „Scho­ko­la­de“ ge­sam­melt wer­den (z. B. in Form einer Mind­map). Mit Hilfe eines Film­bei­tra­ges über die Ka­kao­ern­te in Afri­ka wer­den sie nun mit dem Thema „Kin­der­ar­beit“ kon­fron­tiert, das sie, wie zu er­war­ten ist, zu­nächst nicht mit dem Be­griff „Scho­ko­la­de“ as­so­zi­iert haben.

Mög­li­che Fra­gen hier­zu könn­ten z. B. sein:

  • Was ist mir (bei dem Film) auf­ge­fal­len?
  • Wie sahen die Kin­der aus?
  • Wie waren sie ge­klei­det?
  • Wer sagt etwas, das be­son­ders be­tont wird? / Wo wird nicht die Wahr­heit ge­sagt?

Die SuS wer­den da­nach auf­ge­for­dert spon­tan auf die Frage zu ant­wor­ten: Soll Kin­der­ar­beit ab­ge­schafft wer­den? Die er­ar­bei­te­te Mind­map und das Spon­tanur­teil kön­nen spä­ter als Grund­la­ge einer kri­ti­schen Selbst­re­fle­xi­on her­an­ge­zo­gen wer­den. Für die meis­ten SuS wird es nicht nach­voll­zieh­bar sein, dass El­tern ihre Kin­der zum Ar­bei­ten „weg­schi­cken“ bzw. ihre Kin­der als Kin­der­skla­ven ver­kau­fen müs­sen. Sie wer­den des­halb spon­tan für ein Ver­bot von Kin­der­ar­beit plä­die­ren.

Ziel die­ser Phase ist es die spon­ta­ne Be­ur­tei­lung der Si­tua­ti­on durch die SuS zu er­fas­sen und mit ihnen, durch die Ein­for­de­rung eines be­grün­de­ten Ur­teils, die ethi­sche Pro­ble­ma­tik von Kin­der­ar­beit wahr­zu­neh­men  ( Wahr­neh­mungs­kom­pe­tenz ). Um die Si­tua­ti­on vor Ort ver­ständ­lich zu ma­chen, muss die Wahr­neh­mung über­prüft wer­den. Dafür wer­den im Ple­num Ana­ly­se­fra­gen ge­sam­melt ( Ana­ly­se­kom­pe­tenz).

Fol­gen­de Fra­gen könn­ten hier­zu hilf­reich sein:

  • Wel­che Fra­gen stel­le ich mir jetzt / nach dem Film?
  • Wie funk­tio­niert die Ka­kao­ern­te (wirk­lich)? / Wieso ist das so?
  • Gibt es (keine) recht­li­chen Nor­men oder Be­stim­mun­gen? / In­wie­fern sind Rech­te und Pflich­ten an­ge­spro­chen?
  • Was kommt mir ethisch re­le­vant vor?
  • Wo wurde/wird ge­han­delt?
  • Wie hätte man an­ders han­deln kön­nen?
  • Wer ist be­tei­ligt?
  • Wel­che (in­sti­tu­tio­nel­len) Struk­tu­ren sind zu be­rück­sich­ti­gen?
  • Wieso ma­chen El­tern das?
  • Was muss ich über das Land, die Leute, die Fa­mi­lie etc. wis­sen?
  • Sind Hand­lun­gen er­laubt, ge­bo­ten, ver­bo­ten?
  • Wel­che Chan­cen und Ri­si­ken hat das für die Be­tei­lig­ten?
  • In­wie­fern ist meine/un­se­re Le­bens­kon­zep­ti­on an­ge­spro­chen?
  • Wel­che und wes­sen Pro­ble­me mit wel­chem mo­ra­li­schen Stel­len­wert soll eine Tech­nik lösen?  

In ar­beits­tei­li­gen Klein­grup­pen oder Tan­dems re­cher­chie­ren die SuS an­schlie­ßend die not­wen­di­gen In­for­ma­tio­nen, um die ge­sam­mel­ten Ana­ly­se­fra­gen be­ant­wor­ten und die (Le­bens-) Si­tua­ti­on der Fa­mi­li­en bes­ser ver­ste­hen zu kön­nen (siehe Link­lis­te).

Es bie­ten sich ab­schlie­ßend meh­re­re Mög­lich­kei­ten der Er­geb­nis­prä­sen­ta­ti­on an. Für die Phase der Aus- bzw. Be­wer­tung ist es sinn­voll, z. B. durch ein Plan­spiel, er­neut die Frage zu dis­ku­tie­ren, ob Kin­der­ar­beit ab­ge­schafft wer­den soll. Aus der ihnen zu­ge­teil­ten Rolle her­aus (z. B. Ma­na­ger einer Scho­ko­la­den­fir­ma, Ka­kao­plan­ta­gen­be­sit­zer, ar­bei­ten­des Kind o.ä.) soll bei den SuS das Ar­gu­men­tie­ren aus einer frem­den Per­spek­ti­ve ge­schult wer­den ( Ar­gu­men­ta­ti­ons­kom­pe­tenz ). In der Dis­kus­si­on sol­len ver­schie­de­ne Lö­sungs­vor­schlä­ge (z. B. Boy­kott von Pro­duk­ten, ge­ne­rel­les Ver­bot von Kin­der­ar­beit) re­flek­tiert und kri­tisch be­trach­tet wer­den. Denk­bar ist es auch die SuS noch­mals mit ihrem Spon­tanur­teil zu Be­ginn der Un­ter­richts­ein­heit zu kon­fron­tie­ren und sie er­neut Stel­lung neh­men zu las­sen.

Am Ende der Ein­heit kann die Re­fle­xi­on der Vor­ge­hens­wei­se, be­glei­tet von fol­gen­den Fra­ge­stel­lun­gen, ste­hen:

  • Wieso hat sich unser Spon­tanur­teil ver­än­dert?
  • Was kön­nen wir dar­aus fest­stel­len / ler­nen?
  • Wie sind wir vor­ge­gan­gen?
  • Wel­che Fra­gen haben uns ge­hol­fen / uns wei­ter­ge­bracht, wel­che nicht? Warum?
  • Mit wel­chen Fra­gen kann man eine Si­tua­ti­on ana­ly­sie­ren? 

Durch die ge­naue Ana­ly­se eines Sach­ver­hal­tes sol­len die SuS ein Ori­en­tie­rungs­wis­sen er­wer­ben, das nun in die Über­le­gun­gen mit ein­flie­ßen kann, wie zu han­deln ist. Die Ana­ly­se­kom­pe­tenz bil­det somit eine ent­schei­den­de Basis dafür, eine re­flek­tier­te und be­gründ­ba­re Ent­schei­dung zu tref­fen. Ent­schei­dungs­kom­pe­tenz   ist somit als Grund­la­ge für  Hand­lungs­kom­pe­tenz zu sehen - in un­se­rem Bei­spiel das (ei­ge­ne) Kon­sum­ver­hal­ten.



[1] Im Fol­gen­den ab­ge­kürzt mit SuS.

[2] Siehe auch Vol­ker Pfei­fer: Di­dak­tik des Ethik­un­ter­richts , Kohl­ham­mer 2003,  S.157.


Ein­lei­tung in den Bau­stein: Her­un­ter­la­den [doc][763 KB]