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Entwurf einer Argumentationsgeschichte

Infobox

Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.


Entwurf einer möglichen tugendhaften Argumentationsgeschichte zum Thema Neuroenhancement:

Personen  
Schülerin Anna: Hat große Schwierigkeiten beim Vokabeln lernen.
Schülerin Sophie: Annas Freundin, fällt das Lernen leicht.
Schüler Paul: Mittelmäßiger Schüler, sehr guter Leichtathlet.
Frau Meyer-Spehling: Biologie- und Chemielehrerin, Ehemann arbeitet in der Pharmaindustrie
Herr Moralin: Ethiklehrer


Ausgangspunkt
Anna, Sophie und Paul sitzen in der Mittagspause in der Schulkantine und reden über die Englischarbeit, die für den nächsten Tag angesetzt ist.
Anna Ich habe gestern angefangen Englisch zu lernen, ich kriege die Vokabeln einfach nicht in meinen Kopf.
Sophie Ich habe da keine Probleme, aber neulich habe ich da was gelesen. Es gibt da neue Medikamente, die da helfen können. So eine Art Hirndoping.
Paul Sag mal, das ist doch jetzt wirklich keine gute Idee. Im Sport wird ein Antidopingkampf geführt, und Du würdest Doping noch auf die Schule ausweiten. Das Wörter lernen kann man doch trainieren. Mich strengt das auch an, aber ich habe mir von meiner Mutter da eine Technik beibringen lassen, die recht gut funktioniert.
   
Problemfrage und Behauptung
Sophie Warum sollte Anna sich da nicht helfen lassen, wenn die Medizin das entwickelt hat?
Paul Weil es unmoralisch und unfair ist.
Sophie Warum unfair? Annas Eltern können ihr da nicht helfen, so wie Deine Mutter Dir hilft. Die arbeiten den ganzen Tag, brauchen das Geld und haben selbst eben auch keine Sprachen gelernt. Man könnte auch sagen, dass es unfair ist, dass deine Mutter selbst Lehrerin ist.
Anna Also ehrlich, ich glaube auch nicht, dass ich mich dabei wohl fühlen würde, wenn ich da so etwas einwerfen würde. Das hat doch auch bestimmt Nebenwirkungen.
Paul Doping ist für die Sportler ja auch gefährlich.
Sophie Fragen wir doch mal Frau Meyer-Spehling.
   
Nach der nächsten Biologiestunde sprechen die drei die Lehrerin an, was diese von Gehirndoping hält.
Meyer-
Spehling
Ja, wisst Ihr, das ist nicht so einfach. Da steht die Forschung no Anfang. Aber die Medikamente, die auf dem Markt sind, sind ge Zugelassen. Da werden mögliche Nebenwirkungen angegeben.
Paul Würden sie ihrem Kind, wenn es Lernschwierigkeiten hat, so etwas geben?
Meyer-
Spehling
Nicht in jedem Fall. Ich würde erstmal schauen, was die Ursachen sind, Faulheit? Falsche Zeiteinteilung? Arbeitsplatz? Usw. Erst wenn ich zu dem Schluss komme, dass es medizinisch bedingte Störungen sind, würde ich zum Arzt gehen und etwas verschreiben lassen.
Anna Aber, wenn man dann besser wird, dann ist das ja nicht die eigene Leistung, da kann man ja gar nicht stolz auf sich sein.
Meyer-
Spehling
Warum denn nicht? Die Menschen trinken ja auch Kaffee um sich besser konzentrieren zu können und kein Mensch käme auf die Idee, dass das nicht mehr seine Leistung wäre, was er dann tut. Ich muss jetzt aber in die nächste Klasse. Vielleicht können wir da noch ein andermal darüber reden.
   
Anna, Sophie und Paul müssen auch in ihren nächsten Unterricht. In die Ethikstunde bei Herrn Moralin. Das trifft sich gut. Da können sie vielleicht ihr moralisches Problem klären.
Moralin Es hat schon vor drei Minuten geklingelt, wo kommt ihr jetzt her.
Sophie Wir hatten da noch ein Gespräch mit Frau Meyer-Spehling über eine Frage, die auch für Ethik interessant wäre.
Moralin Wenn ihr es ernst meint und hier nicht nur eine faule Ausrede auftischt, dann können wir ja mal ein paar Minuten darüber sprechen und sehen, ob wir das klären können.
Paul Das ist kein Quatsch! Sophie will Anna Hirndoping verpassen und ich Finde das genauso Scheiße wie Doping im Sport.
Moralin Jetzt mal langsam Paul mit Deinen Ausdrücken, wir sind hier nicht auf dem Pausenhof. Also worum geht es genau?
Paul Also, Anna hat erzählt, es falle ihr sehr schwer Vokabeln zu lernen. Da hat Sophie vorgeschlagen, sie solle doch entsprechende Medikamente nehmen, was ich aber wiederum als Doping ablehne.
Sophie Frau M.Sp. meint aber, dass es durchaus vertretbar sei, in bestimmten Fällen so etwas zu nehmen.
Moralin Dann müssen wir uns jetzt erst einmal darüber klar werden, worüber wir streiten und unsere Argumente betrachten.
Anna Darf man mit Medikamenten seine Leistungsfähigkeit steigern?
Sophie Ja, ich sehe da keinen Unterschied zu Nachhilfe oder anderen Formen der Unterstützung.
Paul Nein, das ist Doping, wie im Sport, und keine ehrliche Leistung. Nachhilfe Ist intensives Training mit Hilfe eines Trainers, da strenge ich mich mehr an. Wenn ich eine Pille nehme, dann strenge ich mich nicht mehr an.
Moralin Das ist eine recht gute Unterscheidung, Paul. Wie definieren wir also Leistung in Schule und Sport?
Anna Als etwas, was wir aus uns selbst heraus durch Anstrengung erbringen.
Sophie Wenn jetzt aber der eine reiche Eltern hat, die einen teuren Trainer bezahlen können, dann ist das doch ungerecht, dann ist das doch auch nicht seine Leistung.
Moralin Ja, aber das ist in der Tat eine Frage der Chancengleichheit und nicht die Frage,ob es gerechtfertigt ist Medikamente zu nehmen. Die Chancengleichheit müsste mit anderen Maßnahmen hergestellt werden, z. B.mit Förderunterricht durch die Schule. Medikamente dagegen sind eigentlich nur gerechtfertigt zur Behandlung von Krankheiten, wenn also die Lernstörung auf einer krankhaften Störung beruht, die ich durch Eingriffe in den Stoffwechsel heilen kann.
Sophie Ja, so ähnlich sieht es auch Frau M.Sp.
Moralin Das Problem wird aber sicherlich sein, das genau zu diagnostizieren und Grenze zu bestimmen.