Zur Haupt­na­vi­ga­ti­on sprin­gen [Alt]+[0] Zum Sei­ten­in­halt sprin­gen [Alt]+[1]

Kom­pe­tenz­ori­en­tier­ter Un­ter­richt: Ethik, Se­kun­dar­stu­fe I

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Kompetenzorientierter Unterricht

Mo­ra­lisch-ethi­sches Ar­gu­men­tie­ren

Spirale


In der di­dak­ti­schen Dis­kus­si­on im Fach Ethik las­sen sich die un­ter­schied­li­chen Po­si­tio­nen ver­ein­facht als vier Ziele zu­sam­men­fas­sen: Le­bens­hil­fe, Mo­r­a­l­er­zie­hung, prak­ti­sche Phi­lo­so­phie und ethi­sche Ur­teils­bil­dung.

Der baden-würt­tem­ber­gi­sche Bil­dungs­plan legt den Schwer­punkt auf die ethi­sche Ur­teils­bil­dung vor dem Hin­ter­grund von Grund­kennt­nis­sen der prak­ti­schen Phi­lo­so­phie. Auf die­ser Grund­la­ge wird mit­tel­bar auch Mo­r­a­l­er­zie­hung und Le­bens­hil­fe ge­leis­tet.
Die Be­son­der­heit des Ethik­un­ter­richts be­steht darin, dass be­stimm­te In­hal­te im Bil­dungs­plan wie z. B. „Mo­ral­phi­lo­so­phie“ mit der Kom­pe­tenz „Mo­ra­lisch-ethi­sches Ar­gu­men­tie­ren“  in eins fal­len, in­so­fern die Grund­stra­te­gi­en mo­ral­phi­lo­so­phi­scher Be­grün­dung the­ma­ti­siert wer­den. In der Se­kun­dar­stu­fe I ge­schieht dies eher in­di­rekt, indem die Schü­le­rin­nen und Schü­ler Ar­gu­men­ta­ti­ons­stra­te­gi­en ver­wen­den, die in der Kurs­stu­fe ex­pli­zit als sol­lens­ethi­sche, fol­ge­nethi­sche und tu­gen­de­thi­sche Ar­gu­men­ta­ti­ons­mo­del­le the­ma­ti­siert wer­den.

Ethi­sche Ur­teils­bil­dung lässt sich als Pro­zess be­grei­fen, in dem ver­schie­de­ne Pha­sen in­ein­an­der grei­fen. In An­leh­nung an Julia Diet­rich 1 und Anita Rösch 2 haben wir in die­sem Pro­zess fünf un­ter­schied­li­che Pha­sen iden­ti­fi­ziert, in denen die fol­gen­den Teil­kom­pe­ten­zen re­le­vant sind:

  • Wahr­neh­men
  • Ana­ly­sie­ren
  • Ar­gu­men­tie­ren
  • Ent­schei­den
  • Han­deln

Ethi­sche Ur­teils­bil­dung setzt vor­aus, dass zu­nächst ein Phä­no­men als mo­ra­li­sches Pro­blem wahr­ge­nom­men wird. Der zwei­te Schritt er­for­dert eine Über­prü­fung und ge­naue­re Ana­ly­se der Si­tua­ti­on, um an­schlie­ßend die Er­geb­nis­se der Ana­ly­se ar­gu­men­tie­rend zu über­prü­fen und zu ge­wich­ten. Auf die­ser Basis kann eine be­grün­de­te Ent­schei­dung ge­trof­fen wer­den, die in ein Han­deln mün­det.

Die hier dar­ge­stell­ten Un­ter­richts­vor­schlä­ge sol­len An­re­gun­gen geben, sich die­ser fünf Schrit­te noch ein­mal be­wusst zu wer­den und mit den Schü­le­rin­nen und Schü­lern ge­zielt ein­zu­üben. Dabei be­inhal­ten alle fünf Un­ter­richts­vor­schlä­ge trotz der Schwer­punkt­set­zung auf je­weils eine Teil­kom­pe­tenz alle, da der Pro­zess im Voll­zug nicht seg­men­tier­bar ist.

Die Vor­schlä­ge wer­den zudem als ex­em­pla­risch be­grif­fen und sind als Mo­del­le auf an­de­re In­hal­te über­trag­bar.


1 Julia Diet­rich, Wis­sen­schaft­li­che Pro­ble­me er­ken­nen und struk­tu­rie­ren - wie geht das ei­gent­lich? In ZDPE 2/2001, S. 147-157

2 Anita Rösch, Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung im Phi­lo­so­phie- und Ethik­un­ter­richt, Ver­lag: Lit Ver­lag 2010