Zur Haupt­na­vi­ga­ti­on sprin­gen [Alt]+[0] Zum Sei­ten­in­halt sprin­gen [Alt]+[1]

M 2 Un­ter­schied­li­che Arten von Nor­men

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

 

Art der Norm

Bei­spiel

Fol­gen bei Re­gel­ver­let­zung

Recht­li­che Nor­men (Ge­set­ze)

Fah­ren ohne Fahr­kar­te ist ver­bo­ten!

„er­höh­tes Be­för­de­rungs­ent­gelt“ , Straf­an­zei­ge

Pfeil

recht­li­che Maß­nah­men

Mo­ra­li­sche Nor­men

Bie­ten Sie ge­brech­li­chen Per­so­nen einen Sitz­platz an!

Tadel

Miss­trau­en

Ver­ach­tung

Pfeil

so­zia­le Äch­tung (Au­ßen­sei­ter)

Kon­ven­tio­nen

Hal­ten Sie sich beim Gäh­nen die Hand vor den Mund!

Stirn­run­zeln

Schimp­fen

u. a. For­men des Aus­drucks der Ge­ring­schät­zung

Pfeil

so­zia­le Miss­bil­li­gung

Ar­beits­an­wei­sung: Ordne Ver­kehrs­re­geln die­ser Ein­tei­lung der Nor­men zu!

An­mer­kung

Die Ein­tei­lung der Arten von Re­geln er­folgt nach Gün­ther Pat­zig. Zur Ein­ord­nung von Re­geln der Höf­lich­keit – Pat­zig be­zeich­net sie als „Takt“, stellt er fest, dass sie - je nach dem – ent­we­der den mo­ra­li­schen Nor­men oder den Kon­ven­tio­nen zu­zu­schla­gen seien. Als Bei­spiel für eine Höf­lich­keits­re­gel die einer mo­ra­li­schen Norm ent­spricht nennt er, sei­nen Mit­men­schen un­nö­ti­ges Leid zu er­spa­ren. Die Regel, dass Her­ren nach 18 Uhr schwar­ze Schu­he zu tra­gen haben, rech­net er den Kon­ven­tio­nen zu.

Eine Mög­lich­keit zu über­prü­fen, ob es sich bei einer Höf­lich­keits­re­gel um eine mo­ra­li­sche Norm oder um eine Kon­ven­ti­on hand­le, be­steht nach Pat­zig in einem Ge­dan­ken­ex­pe­ri­ment. Wenn man sich vor­stel­le, ob man einen Frem­den aus einer an­de­ren Kul­tur einen Vor­wurf ma­chen würde, wenn er die be­tref­fen­de Regel ver­let­ze, dann könne man ent­schei­den, ob es sich um eine mo­ra­li­sche Norm (Vor­wurf) oder eine Kon­ven­ti­on (kein Vor­wurf) hand­le.

vgl. Gün­ther Pat­zig, Ge­sam­mel­te  Schrif­ten, Bd.4, Theo­re­ti­sche Phi­lo­so­phie, S. 142 f.

Auf der an­de­ren Seite kann je­doch der Fokus auch auf den Han­deln­den selbst ge­legt wer­den. Höf­li­ches Ver­hal­ten kann der Aus­druck einer grund­sätz­li­chen mo­ra­li­schen Hal­tung ge­gen­über Men­schen sein, aber auch bloß kon­ven­tio­nel­le Ver­hal­tens­wei­se in einem be­stimm­ten ge­sell­schaft­li­chen Kon­text, die aus Ei­gen­nutz ohne Re­spekt für den an­de­ren durch­ge­führt wird. Höf­lich im Sinne einer mo­ra­li­schen Norm ist man zum Bei­spiel nicht aus dem Grund, um ei­ge­ne Vor­tei­le zu er­rei­chen.