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Von den Standards zur Unterrichtsplanung: ein Bündelungsansatz

Infobox

Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.

Gemeinschaftskunde Kursstufe 4­stündig
Schwerpunktthema Wirtschaftliche Dynamik und Wirtschaftspolitik

2.1 Markt und Staat
2.2 Aufgaben der Stabilisierungspolitik
2.3 Globalisierung und Strukturwandel

Bildungsplan Lesehilfe / Strukturierung:

2. Wirtschaftliche Dynmaik und Wirtschaftspolitik

2.1 Markt und Staat

Die Schülerinnen und Schüler können

die Dynamik der Marktwirtschaft anhand einzelner Aspekte beschreiben;

ökologische und gesellschaftliche Folgeprobleme erläutern;

zu Grundpositionen in der Debatte über die Rolle des Staates in der Marktwirtschaft Stellung nehmen.

2. Wirtschaftliche Dynmaik und Wirtschaftspolitik

2.1 Markt und Staat

Welche Aspekte bestimmen die Dynamik einer Marktwirtschaft? (Marktprinzipien, Ordnungsmodelle)

Welche ökologischen und gesellschaftlichen Folgeprobleme können erläutert werden? (Marktversagen)

Soll (In welcher Weise soll) der Staat in die MW eingreifen? (Rolle des Staates)

2.2 Aufgaben der Stabilisierungspolitik

Die Schülerinnen und Schüler können

Verlauf und aktuellen Stand der wirtschaftlichen Entwicklung mithilfe ausgewählter Indikatoren darstellen;

daraus den aktuellen wirtschaftspolitischen Handlungsbedarf ableiten und erklären;

die Diskussion um die Erweiterung des wirtschaftspolitischen Zielkatalogs (Magisches Viereck) erläutern und dazu Stellung nehmen;

Aufgabenbereiche der Stabilisierungspolitik (Wachstumspolitik, Konjunkturpolitik, Strukturpolitik) unterscheiden;

Leistung und Reichweite der Instrumente der Wirtschaftspolitik analysieren und bewerten;

Zielvorgaben und Zielerfüllung in der Geld- und Fiskalpolitik darstellen.

2.2 Aufgaben der Stabilisierungspolitik

Welche Indikatoren beschreiben die wirtschaftliche Situation? (Indikatoren des magischen Vierecks + x)

Wie soll der Staat darauf reagieren? (Instrumente der Wirtschaftspolitik: vgl. Übersicht)

Wann gerät der Staat an seine Grenzen?

2.3 Globalisierung und Strukturwandel

Die Schülerinnen und Schüler können

anhand von Tabellen beziehungsweise Grafiken Entwicklungen der Weltwirtschaft darstellen;

in einem Überblick Dimensionen und Erscheinungsformen des Globalisierungsprozesses erläutern;

Erklärungsansätze für Globalisierung vergleichen und beurteilen;

die Chancen und Risiken einer zunehmenden Verflechtung und Interdependenz der Weltwirtschaft darstellen und erörtern;

Gestaltungsmöglichkeiten nationaler und internationaler Politik erörtern und dabei die Rolle der Nationalstaaten beurteilen.

2.3 Globalisierung und Strukturwandel

Wie weit und in welchen Formen ist die weltwirtschaftliche Verflechtung vorangeschritten (Stand der Globalisierung)?

Warum hat sich die Weltwirtschaft globalisiert? (Ursachen der Globalisierung)?

Wo liegen die Grenzen und Risiken der Globalisierung?

Soll und kann nationale und internationale Politik Globalisierung gestalten?

Grundidee:

Exemplarische Erarbeitung der wirtschaftlichen Situation in der Schlaglichter Unterrichtszeit (z. B. Frühjahr 2013) mit dem Ziel einer zeit- und situationsveränderten Übertragung unter der Leitfrage:

Wirtschaftliche Krisen: wie soll sich der Staat verhalten?

Ziel:

Die Schülerinnen und Schüler sollen Wirtschaft als ein komplexes System begreifen, bei dem auf Problemlagen entsprechend akteursdifferenziert und abhängig von normativen Zielen reagiert werden kann.

Die Schüler/-innen sollen am Ende der Einheit das weltwirtschaftliche System und dessen Problemlagen unter interdependenter Perspektive beurteilen können.

Wir gehen von der aktuellen wirtschaftlichen Situation des jeweiligen Jahres / Quartals / Monats aus, analysieren diese und diskutieren Konsequenzen unter den Bedingungen marktwirtschaftlicher Prinzipien (2.1 Markt und Staat) und globaler Zusammenhänge (2.3 Globalisierung und Strukturwandel).

Zentrales Material:

Schlaglichter der Wirtschaftspolitik (Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie / Monatsberichte): http://www.bmwi.de/DE/Mediathek/

Alternative: Herbst- bzw. Frühjahrsgutachten u. ä.

Schritt 1: Analyse der aktuellen Situation (Was ist?)

1.1 Präkonzept der Schüler: In welcher wirtschaftlichen Situation befinden wir uns?

1.2 Wirtschaftliche Lage an Hand der Analyse des Wirtschaftsministeriums? Erarbeitung von unbekannten Begriffen

1.3 Strukturierte Datenanalyse anhand der vorhandenen Tabellen in den Bereichen Wirtschaftswachstum, Arbeitsmarkt, Preisentwicklung und außenwirtschaftliche Situation, dabei Erarbeitung der Indikatoren

1.4 Beurteilung der aktuellen Situation mit Hilfe von Pressespiegeln und aktuellen Karikaturen

Schritt 2: Staatliche Gestaltung (Was ist möglich? Was soll sein?)

1.1 Präkonzept der Schüler: Soll der Staat eingreifen? Wenn ja, wie?

1.2 Hintergrundwissen: Wie funktioniert ein Markt modellhaft? (Diskussion über das Modell ökonomischen Verhaltens, Preisbildung). Daraus ableitend:

1.3 Ordnungsmodelle der Marktwirtschaft sowie Diskussion über kontroverse Indikatoren (Soziale Gerechtigkeit, Ökologische Nachhaltigkeit)

1.4 Wie kann der Staat eingreifen? Darstellung von Politikformen (Instrumente der Prozesspolitik (vgl. Übersicht) gekoppelt an die Analyse von Schritt 1

1.5 Grenzen der Politik: Lassen sich Akteure und Systeme steuern? (Bezug zum Verhaltensmodell in Hinblick auf Komplexität (z.B. Wechselwirkungen wie Staatsverschuldung vs. staatliche Impulse) und globaler Interdependenzen

Schritt 3: Staatliche Gestaltung bei strukturellem Wandel unter globalen Aspekten (Fallstudie „Zuckermarkt“)

1.1 Analyse der weltwirtschaftlichen Lage

1.2 Erarbeitung der Ursachen und Formen weltwirtschaftlicher Verflechtung

1.3 Möglichkeiten und Grenzen staatlicher Gestaltung

Beschreibung des Ablaufs:

Unter der Überschrift „Wirtschaftliche Dynamik und Wirtschaftspolitik“ sind Standards aufgeführt, welche sich mit einer kompetenzorientierten Gesamtzielbeschreibung zusammenfassen lassen können: Die Schülerinnen und Schüler sollen Wirtschaft als ein komplexes System begreifen, bei dem auf ökonomische Problemlagen entsprechend akteursdifferenziert und abhängig von normativen Zielen reagiert werden kann. Beispielsweise sollte die Problemlage Arbeitslosigkeit aus den unterschiedlichen Perspektiven der beteiligten Akteure (Arbeitnehmer, Arbeitgeber, ...) und unter Kenntnis unterschiedlicher wirtschaftspolitischer Positionen (z.B. angebots- oder nachfrageorientiert) differenziert beurteilt werden können.

Am Ende der Einheit sollten das weltwirtschaftliche System und dessen Problemlagen unter interdependenter Perspektive beurteilt werden können. So ist es z. B. wichtig zu erkennen, dass es Wechselwirkungen staatlicher Maßnahmen geben kann, insbesondere bei Betrachtung globaler Mechanismen („Abwrackprämie“).

Methodisch wird vorgeschlagen von einer aktuellen Analyse der wirtschaftlichen Situation auszugehen. Dazu eignen sich z.B. die Monatsberichte des Bundeswirtschaftsministeriums. Dieses Material kann als „roter Faden“ für die Strukturierung der Einheit dienen.

Didaktisch folgt der Vorschlag zum einen den analytischen Schlüsselfragen: Was ist? (Analyse der aktuellen Situation), Was ist möglich? Was soll sein? (Frage der staatlichen Gestaltung). Im dritten Schritt unseres Vorschlags werden die Erkenntnisse dieser Analyse in einem Fallbeispiel auf die globale Ebene übertragen. Hier werden die Standards aus 2.3 (Globalisierung und Strukturwandel) integriert. Inhaltliche Leitfrage könnte sein: Wirtschaftliche Krisen: Wie soll sich der Staat verhalten?

In Schritt 1 (In welcher wirtschaftlichen Situation befinden wir uns?) folgt die Analyse der aktuellen wirtschaftlichen Situation aus drei Perspektiven: Schülerperspektive / Wissenschaftsperspektive / Perspektive der öffentlichen Meinung.

Das heißt, zunächst wird das Präkonzept der Schüler erhoben. Dieses wird im Anschluss mit den Daten der Wissenschaft (z.B. Monatsbericht) verglichen. Dabei erfolgt die strukturierte Auswertung von Daten (Methodentraining). Auch eine Klärung der Grundbegriffe zur Beschreibung einer wirtschaftlichen Situation wird hier integriert. Anschließend erfolgt ein Abgleich mit der öffentlichen Meinung (Pressespiegel, Karikaturen, Wirtschaftsclips, z. B. n-tv Wirtschaft). Damit erkennt der Schüler, wo Differenzen zwischen seiner Wahrnehmung, der realen Situation (durch Analyse von Daten) und der öffentlichen bzw. veröffentlichten Meinung liegen. Zudem soll die Motivation gestärkt werden, der Komplexität und Widersprüchlichkeit, welche die Meldungen vermitteln, nachzugehen.

In Schritt 2 werden nun, ausgehend von den ermittelten Problemlagen, Lösungsansätze diskutiert. Auch hier wird empfohlen, vom Präkonzept der Schüler auszugehen, wenn es um die Frage geht, ob der Staat in die Problemlösung eingreifen soll. Entsprechend kann der folgende Unterrichtsgang gesteuert werden. Unabdingbar ist dann vor der Diskussion der Frage die Vermittlung von ökonomischem Hintergrundwissen. Um beurteilen zu können, ob der Markt oder der Staat Instrumente anbieten soll, um Probleme zu lösen, ist es notwendig, die dem Marktmodell zu Grunde liegenden Gesetzmäßigkeiten zu kennen und mit der Kenntnis des Analyseinstruments des „homo oeconomicus“ Steuerungsmöglichkeiten einschätzen zu können. Die bekannten Ordnungsmodelle (Freie Marktwirtschaft, Soziale Marktwirtschaft) sind dadurch analytisch besser zu reflektieren (z.B. Bedeutung von Wettbewerbspolitik) und deren Grenzen zu analysieren (externe Effekte, öffentliche Güter). Die Formen von Wirtschaftspolitik können an den Problemlagen des „magischen Vierecks“ anknüpfen. Die Auseinandersetzung mit der Frage, ob sich Akteure und System überhaupt steuern lassen, bildet den Abschluss der Analyse. Dabei sind Grenzen der Politik aufzuzeigen, insbesondere in Hinblick auf globale Wechselwirkungen. Diese Erkenntnis bildet den Ausgangspunkt für Schritt 3.

In Schritt 3 sollen zunächst Aspekte des Handels in einer globalisierten Welt betrachtet und dann die Frage, warum sich die Weltwirtschaft globalisiert hat („Erklärungsansätze Globalisierung“), gestellt werden. Diese wirtschaftliche Perspektive soll abschließend durch weitere „Erscheinungsformen und Dimensionen des Globalisierungsprozesses“ erweitert werden.

Die anschließende Fallstudie wird die Frage „Wie sollen wir den Zuckermarkt gerecht und / oder effizient gestalten?“ in den Mittelpunkt des gemeinsamen Arbeitens stellen.

In einer Informationsphase sollen die Schüler/-innen u. a. die noch bis 2015 geltende Zuckermarktordnung der EU und mit Hilfe eines WebQuests die Interessen der Akteure analysieren. Daran anschließend sollen die Schüler in einer Gruppenarbeitsphase einen eigenen Marktgestaltungsvorschlag erarbeiten. Die gewählte Methode erlaubt mit Blick auf die Bedürfnisse der Lerngruppe unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte. Durch die inhaltlichen Schnittstellen (vgl. erster und zweiter Schritt) kann in geeigneten Arbeitsphasen zudem ein wiederholtes Üben oder auch ein vertiefender Kompetenzerwerb für einzelne Schüler möglich sein.

Die am konkreten Fall gewonnenen Erkenntnisse werden nach Präsentation und Diskussion der Marktentwürfe gemeinsam reflektiert (Chancen und Risiken des Freihandels, Gestaltungsmöglichkeiten nationaler und internationaler Politik, Rolle der Nationalstaaten) und bezüglich ihrer Verallgemeinerbarkeit hinterfragt.

Grundkonzeption: Herunterladen [pdf] [3,1 MB]