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M 25 Las­sen sich Sys­te­me und Ak­teu­re in mo­der­nen Ge­sell­schaf­ten steu­ern?

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

In­wie­weit lässt sich ein Sys­tem wie die Markt­wirt­schaft steu­ern? Las­sen sich Ak­teu­re in der Markt­wirt­schaft steu­ern oder in ihrem Ver­hal­ten be­ein­flus­sen? Eine Gesell­schaft, deren Ent­wick­lun­gen oder deren Ak­teu­re sich jeg­li­cher Steue­rung ent­zie­hen, gilt als un­re­gier­bar.

§ 1 des Sta­bi­li­täts­ge­set­zes von 1967 gibt vier Ziele vor – das sog. Ma­gi­sche Vier­eck. Ganz of­fent­sicht­lich waren die Po­li­ti­ker von CDU und SPD, die da­mals in der ers­ten gro­ßen Ko­ali­ti­on zu­sam­men re­gier­ten, ganz zu­ver­sicht­lich, dass jene vier Ziele sich auch durch­set­zen lie­ßen, denn sonst würde ein sol­ches Ge­setz wenig Sinn ma­chen.

Die po­li­ti­sche Wis­sen­schaft ist sich da weit we­ni­ger si­cher. Der Sys­tem­theo­re­ti­ker Ni­k­las Luh­mann z.B. be­zwei­fel­te, dass sich mo­der­ne Ge­sell­schaf­ten, in denen sich ein­zel­ne Be­rei­che, z.B. die Wirt­schaft, das Ge­sund­heits- oder Bil­dungs­we­sen sich zu Sub­sys­te­men ent­wi­ckel­ten, die ihren je ei­ge­nen Ge­set­zen ge­horch­ten, über­haupt steu­er­bar seien.

An­de­rer­seits wird von den Re­gie­run­gen, die von der Mehr­heit der Wäh­ler ein Man­dat er­halten haben, er­war­tet dass sie die Pro­ble­me der Ge­sell­schaft lösen kön­nen, die in bzw. durch sol­che Sub­sys­te­me her­vor­ge­ru­fen wer­den kön­nen, z.B. Ar­beits­lo­sig­keit, Kli­ma­wan­del, Kos­ten­ex­plo­si­on im Ge­sund­heits­we­sen, oder die un­glei­che Ver­tei­lung von Bil­dungs­chan­cen.

In mo­der­nen Ge­sell­schaf­ten, schreibt Uwe Schi­mank, tut sich eine Kluft auf zwi­schen zu­nehmenden Steue­rungs er­for­der­nis­sen und der po­li­ti­schen Steue­rungs fä­hig­keit . Das hängt damit zu­sam­men, dass die Pro­ble­me, mit denen sich po­li­ti­sche Ak­teu­re kon­fron­tiert sehen, zu­neh­mend kom­ple­xer wer­den.

Der Po­li­tik­wis­sen­schaft­ler Paul Ke­ven­hörs­ter be­schreibt diese wach­sen­den Anforderun­gen an po­li­ti­sche Steue­rung indem er zwi­schen zwei For­men po­li­ti­scher Steue­rung un­ter­schei­det, die er als ne­ga­ti­ve und po­si­ti­ve Steue­rung be­zeich­net. Nega­tive Steue­rung be­steht darin, einen Rah­men zu set­zen, in der sich etwas entwi­ckeln kann. Po­si­ti­ve Steue­rung be­deu­tet, ein kon­kre­tes Ziel um­set­zen zu wol­len. Die po­si­ti­ve Steue­rung ge­winnt an Ge­wicht, je mehr sich die Auf­ga­ben und Zuständigkei­ten des Staa­tes in einer mo­der­nen Ge­sell­schaft er­wei­tern. In­wie­weit po­li­ti­sche Steue­rung ge­lingt, so Ke­ven­hörs­ter, hängt ent­schei­dend davon ab, ob die po­li­ti­schen Ak­teure Zu­gang zu den not­wen­di­gen In­for­ma­tio­nen haben und diese an­ge­mes­sen fil­tern und ver­ar­bei­ten kön­nen.

Autor: Peter Krapf

Li­te­ra­tur

Ke­ven­hörs­ter, Paul: Po­li­tik­wis­sen­schaft. Band 1: Ent­schei­dun­gen und Struk­tu­ren der Po­li­tik. 3. Auf­lage, Wies­ba­den 2008; hier : S. 365 – 367.

Land­wehr, Clau­dia: Ge­sund­heits­po­li­tik, in: Die­ter Noh­len / Flo­ri­an Grotz (Hrsg.): Klei­nes Le­xi­kon der Po­li­tik. Bonn 2011, S. 219 – 221.

Lange, Ste­fan / Diet­mar Braun: Po­li­ti­sche Steue­rung zwi­schen Sys­tem und Ak­teur: Eine Ein­füh­rung. Op­la­den 2000

Noh­len, Die­ter / Bern­hard Thi­baut: Po­li­ti­sches Sys­tem, in: Die­ter Noh­len (Hrsg.): Wör­ter­buch Staat und Po­li­tik. Bonn 1995, S. 610 – 613.

Schi­mank, Uwe: Ein­lei­tung, in: Lange/Braun, a.a.O, S. 11 ff.


Wei­ter: M 26 Was leis­tet der Bün­de­lungs­an­satz zur In­te­gra­ti­on der Bil­dungs­stands?


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