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Preis­bil­dung

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

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Wie der Markt mo­dell­haft funk­tio­niert und an die Rea­li­täts­gren­zen kommt

Stun­de: Der Bre­zel­markt in der gro­ßen Pause, Schü­ler und Bä­cker als homo oe­co­no­mi­cus?
Von der in­di­vi­du­el­len Nach­fra­ge zur Ge­samt­nach­fra­ge
Pha­sen Ma­te­ri­al Ar­beits­auf­trag Lö­sung / Hin­wei­se
  Schritt 1: Vom in­di­vi­du­el­len Be­dürf­nis zur Ge­samt­nach­fra­ge    
1. Ta­bel­le1
Preis in € In­di­vi­du­el­le Schü­ler­nach­fra­ge / Menge (in Stück) Ge­samt­sum­me in der Klas­se
0,00    
0,20    
0,40    
0,60    
0,80    
1,00    
1,20    
1,40    
1,60    
1,80    
2,00    
Wie viele But­ter­b­re­zeln wür­den Sie heute nach­fra­gen, wenn der Preis x- Euro (zwi­schen 0 und 2 € in 0,20- cent-Schrit­ten) be­tra­gen würde? Schrei­ben Sie die Zahl in die erste Spal­te. Er­mit­teln Sie die Er­geb­nis­se der an­de­ren Schü­ler und be­rech­nen Sie für jeden Preis die Ge­samt­sum­me. Es er­gibt sich eine je­wei­li­ge Ge­samt­sum­me, wel­che stei­gend ist.
2. Grafik 1 Über­tra­gen Sie die Werte aus der Spal­te Ge­samt­sum­me in das Schau­bild: y-Achse: Preis (Ur­sa­che) x-Achse: Menge (Wir­kung) Würde man die Punk­te ver­bin­den ent­stün­de in der Regel keine Ge­ra­de, des­halb müs­sen die Schü­ler in­ter­po­lie­ren, das heißt, eine „ge­dank­li­che“ Linie in der Rich­tung der Punk­te zie­hen. Die Werte im un­te­ren Preis­seg­ment wer­den viel höher sein, des­halb muss die x-Achse un­ter­bro­chen wer­den.

Fra­gen zum ent­stan­de­nen Bild:

Wel­che Grund­rich­tung lässt sich er­ken­nen?

Wovon hing die Ent­schei­dung für die An­zahl der Bre­zeln ab?

Wer­den die Schü­ler Bre­zeln für 0,20 € be­kom­men?

 

Stei­gen­der Preis führt zu sin­ken­der Nach­fra­ge.

In­di­vi­du­el­le Be­dürf­nis­se / Nut­zen­ein­schät­zung, Ein­kom­mens­si­tua­ti­on, Er­satz­gü­ter

Da wir die An­ge­bots­si­tua­ti­on nicht ken­nen, kann dar­über keine Aus­kunft ge­macht wer­den. Des­halb be­nö­ti­gen wir Schritt 2.

  Schritt 2: Die An­ge­bots­funk­ti­on: wie die Nach­fra­ge­funk­ti­on, nur an­ders herum? Ver­set­zen Sie sich in die Rolle eines Bä­ckers. Su­chen Sie Ant­wor­ten auf fol­gen­de Fra­gen:  
  Grafik 2

Warum ver­läuft im Mo­dell die An­ge­bots­funk­ti­on von links unten nach rechts oben?

Warum schnei­det in einer rea­lis­ti­schen Dar­stel­lung die An­ge­bots­ge­ra­de nicht die y- Achse.

Zeich­nen Sie in das Bild den po­ten­ti­el­len Um­satz bei einem be­lie­big an­ge­nom­me­nen Preis ein.

Die An­ge­bots­kur­ve ver­läuft von links unten nach rechts oben, weil bei einem hö­he­ren Preis ins­ge­samt mehr Bre­zeln an­ge­bo­ten wer­den kön­nen. Warum ist dem so? Je höher der Preis, desto mehr An­bie­ter sind in der Lage, Bre­zeln ge­winn­brin­gend an­zu­bie­ten.

Aus die­sem Grund schnei­det die An­ge­bots­ge­ra­de in einem rea­lis­ti­schen Mo­dell auch nicht die y- Achse, da un­ter­halb einer be­stimm­ten Preis­gren­ze kein An­bie­ter einen Ge­winn er­zie­len würde.

Der Um­satz aller An­bie­ter lässt sich in der Gra­phik im Recht­eck zwi­schen dem po­ten­ti­el­len Preis und der dar­aus re­sul­tie­ren­den Menge dar­stel­len (Preis x Menge).

   

Fra­gen, Nach­fra­gen, Be­din­gun­gen

Grund­sätz­lich ist zu be­ach­ten, dass wir nur das An­ge­bot be­trach­ten (also die Sicht der An­bie­ter (Un­ter­neh­men). Es gibt noch kei­nen Markt­preis, son­dern wir un­ter­su­chen, bei wel­chem Preis die Summe der An­bie­ter wie viel Menge an­bie­ten könn­te.

Zum zwei­ten be­nö­ti­gen wir eine Grund­kennt­nis: Ge­winn = Um­satz (Preis x Menge) – Kos­ten (fixe Kos­ten (die immer ent­ste­hen) + va­ria­ble Kos­ten (Kos­ten pro Ein­heit). Das heißt, je nach Kos­ten­si­tua­ti­on (Lohn­hö­he, Ein­kaufs­prei­se...) des Bä­ckers kann die­ser die Bre­zel nur bis zu einem be­stimm­ten Preis an­bie­ten, um Ge­winn zu ma­chen.

Wir un­ter­stel­len un­se­ren Über­le­gun­gen eben­falls das Mo­dell des homo oe­co­no­mi­cus: in un­se­rem Fall also, dass das Ziel des An­bie­ters Ge­winn­ma­xi­mie­rung ist.

  Schritt 3: An­ge­bot und Nach­fra­ge tref­fen auf­ein­an­der (Leh­rer gibt An­ge­bots­funk­ti­on vor)    
  Grafik 3

Wer in der Klas­se hätte Bre­zeln bei die­ser Markt­si­tua­ti­on er­hal­ten?

Wel­che Markt­si­tua­ti­on haben wir im Schnitt­punkt?

Alle Schü­ler, die be­reit waren, bei einen Bre­zel­preis nach­zu­fra­gen, der im und über dem Markt­preis liegt.

A = N, das heißt, der Markt wird ge­räumt, das heißt, keine Über­schüs­se oder Lü­cken

Höchs­ter Um­satz

 

Prä­mis­sen des Bei­spiels

Grund­si­tua­ti­on: Auf Ihrem Schul­hof ver­kau­fen 5 Bä­cker zeit­gleich in der Pause Bre­zeln.

Be­schrei­bun­gen Sie die Aus­wir­kun­gen fol­gen­der Bei­spie­le auf An­ge­bots- und Nach­fra­gesi­tua­ti­on und damit auf die Funk­ti­ons­wei­se des Mark­tes.

I: Be­din­gun­gen des voll­kom­me­nen Mark­tes

Si­tua­ti­on Lö­sung
Ein Stand ver­kauft Bre­zeln ohne Salz, die an­de­ren ver­kau­fen Bre­zeln mit Salz. Die Güter sind nicht ho­mo­gen, das heißt, es müss­ten zwei ver­schie­de­ne Märk­te ab­ge­bil­det wer­den; einer mit Salz­bre­zeln einer ohne.
Sven kennt den Ver­käu­fer eines Bre­zel­stan­des aus dem Fuß­ball­ver­ein und will un­be­dingt bei ihm ein­kau­fen. Der Käu­fer hat per­sön­li­che Prä­fe­ren­zen, das heißt, er würde zu jedem Preis bei sei­nem Freund ein­kau­fen.
Ein be­lieb­ter Treff­punkt der Schü­ler liegt neben Bre­zel­stand 2. Des­halb kau­fen sie dort ein. Die Käu­fer haben räum­li­che Prä­fe­ren­zen, das heißt, sie ma­chen ihre Kauf­ent­schei­dung von der Lage des Bre­zel­stan­des ab­hän­gig.
Ein Schü­ler will in der Pause noch für die an­ste­hen­de Klas­sen­ar­beit ler­nen. Des­halb will er schnell an seine Bre­zel kom­men. Der Käu­fer hat zeit­li­che Prä­fe­ren­zen, das heißt, er wählt den Stand aus, von dem aus er am schnells­ten zu sei­ner Schul­ta­sche kommt.
Nicht bei jedem Bre­zel­an­bie­ter sieht man auf den ers­ten Blick, was eine Bre­zel kos­tet. Für die Käu­fer gibt es keine Markt­trans­pa­renz, das heißt, sie haben nicht alle für die Kauf­ent­schei­dun­gen not­wen­di­gen In­for­ma­tio­nen.
Schluss­fol­ge­rung: Ein ein­heit­li­cher Markt­preis ent­steht nur, wenn es sich um einen voll­kom­me­nen Markt han­delt, das heißt, die Güter müs­sen ho­mo­gen sein, es darf keine per­sön­li­chen, räum­li­chen oder zeit­li­che Prä­fe­ren­zen geben und die Markt­trans­pa­renz muss ge­ge­ben sein. Die Markt­teil­neh­mer tre­ten als homo oe­co­no­mi­cus auf.

II. Markt­ver­sa­gen

Si­tua­ti­on Lö­sung
Die Stadt ver­fügt, dass eine Bre­zel nicht mehr als 30 Cent kos­ten darf. Die Fest­set­zung eines Höchst­prei­se unter dem Markt­preis führt zu einem Nach­fra­ge­über­schuss bzw. einer An­ge­bots­lü­cke, das heißt, es be­kom­men we­ni­ger Schü­ler Bre­zeln als in der frei­en Si­tua­ti­on.
Der Staat ver­fügt, dass der er­mä­ßig­te Mehr­wert­steu­er­satz für Le­bens­mit­tel von 7 auf 14 % an­ge­ho­ben wird. Die An­bie­ter wer­den zu den je­wei­li­gen Prei­sen we­ni­ger an­bie­ten kön­nen (Links­ver­schie­bung der An­ge­bots­kur­ve). Da­durch er­höht sich der Bre­zel­preis.
Na­tha­lie hat nur 40 Cent zur Ver­fü­gung. Da sie unter dem Markt­preis liegt, kann sie sich eine Bre­zel nicht leis­ten. Damit auch sie sich eine Bre­zel leis­ten kann gibt es drei Mög­lich­kei­ten: ent­we­der staat­li­cher Zu­schuss (Bre­zel­geld als Wohl­fahrt), Na­tha­lie be­kommt ein Zu­schuss aus der Klas­sen­kas­se (Zi­vil­ge­sell­schaft) oder ihre Freun­din Stef­fi kauft ihr eine Bre­zel (in­di­vi­du­el­le Hilfe).
Schluss­fol­ge­rung: Staat­li­che Ein­grif­fe ver­än­dern die Mark­t­er­geb­nis­se.

Schluss­fol­ge­run­gen für die Markt­wirt­schaft: (Er­geb­nis­si­che­rung)

  • Die Markt­wirt­schaft ba­siert auf einem Mo­dell, wel­ches ver­sucht zu er­klä­ren, wie durch Auf­ein­an­der­tref­fen von Nach­fra­ge und An­ge­bot ein Preis ent­steht, wel­cher unter den un­ter­stell­ten in­di­vi­du­el­len Be­din­gun­gen op­ti­mal ist.
  • Das Mo­dell un­ter­stellt ein Men­schen­bild (homo oe­co­no­mi­cus), wel­ches davon aus­geht, dass das In­di­vi­du­um grund­sätz­lich nut­zen­ori­en­tiert han­delt (Kon­su­ment will also seine Be­dürf­nis­se ego­is­tisch be­frie­di­gen und der Pro­du­zent eben­falls, indem er ge­winn­ma­xi­mie­rend wirt­schaf­tet). Auf­grund der Ego­is­men kommt es dem Mo­dell zu­fol­ge zur ma­xi­ma­len Be­dürf­nis­be­frie­di­gung bei­der Ak­teurs­grup­pen („un­sicht­ba­re Hand“).
  • Des Wei­te­ren geht das Mo­dell von einem voll­kom­me­nen Markt aus, das heißt u.a. dass die Ak­teu­re über eine voll­kom­me­ne räum­li­che und zeit­li­che Ver­füg­bar­keit sowie über Markt­trans­pa­renz ver­fü­gen.
  • Das Mo­dell ne­giert zu­nächst Markt­stö­run­gen wie man­geln­de Kon­kur­renz (Mo­no­po­le und oli­go­po­le Märk­te) und staat­li­che Ein­grif­fe.
  • Das Mo­dell gibt keine Ant­wor­ten auf „Markt­ver­sa­gen“ wie bei öf­fent­li­chen Gü­tern oder ex­ter­nen Kos­ten.

In­halt­li­che und me­tho­di­sche Hin­wei­se zur Um­set­zung:

  • Vor­lie­gen­der Ab­lauf­plan ist ein in­halt­lich struk­tu­rier­ter Plan, der es er­mög­licht me­tho­disch un­ter­schied­lich vor­zu­ge­hen.
  • In­halt­lich be­schränkt er sich auf das Grund­ver­ständ­nis des Preis­bil­dungs­mo­dells. We­sent­li­che Idee ist es, zu­nächst von der Ent­ste­hungs­wei­se der Ein­zel­funk­tio­nen aus­zu­ge­hen (und damit zu­nächst vom In­di­vi­dual­in­ter­es­se), um zu ver­deut­li­chen, dass es erst durch die Kom­bi­na­ti­on der Ein­zel­in­ter­es­sen (A- und N-In­ter­es­sen) zu einem Markt­preis kommt.
  • Me­tho­disch emp­foh­len wird zu­nächst eine schü­ler­ori­en­tier­te Her­an­ge­hens­wei­se:
  1. Die in­di­vi­du­el­le Be­dürf­nis­struk­tur der Schü­ler wird er­ho­ben ( Ta­bel­le 1/ Spal­te 2 )
  2. Die Be­dürf­nis­struk­tur der ge­sam­ten Klas­se wird durch Ad­di­ti­on er­ho­ben (Si­mu­la­ti­on eines Nach­fra­ge­mark­tes): Ent­we­der geben dazu die Schü­ler ihre In­di­vi­du­al­bö­gen ab und an­schlie­ßend wer­den sie vom Schü­ler / Leh­rer in der Summe be­rech­net oder die Summe wird im Blitz­licht­ver­fah­ren ad­di­tiv er­mit­telt. ( Ta­bel­le 1 / Spal­te 3 )
  3. Die Ge­samt­nach­fra­ge wird in ein Ko­or­di­na­ten­sys­tem ein­ge­tra­gen. Ent­we­der gibt der Leh­rer eine Kopie aus oder er lässt die Schü­ler selbst ein Ko­or­di­na­ten­sys­tem zeich­nen. Emp­foh­len wer­den eine y-Achse von 10 cm und eine x-Achse von 20 cm. Die x- Achse soll­te im hin­te­ren Be­reich un­ter­bro­chen wer­den, weil mit hohen Wer­ten zu rech­nen ist. Da die Ein­zel­punk­te keine Ge­ra­de er­ge­ben wer­den muss eine ge­dank­li­che ge­zo­gen wer­den („In­ter­po­la­ti­on“).
  4. Das Ge­samt­an­ge­bot wird vom Leh­rer vor­ge­ge­ben. Nach Kennt­nis der Schü­ler­da­ten soll­te eine An­ge­bots­ge­ra­de ge­wählt wer­den, die einen Schnitt­punkt bei z.B. 0,80 € zeigt. Dies er­leich­tert die spä­te­re Ar­gu­men­ta­ti­on. Diese ist zu­nächst je­doch wie­der­um iso­liert zu be­trach­ten ( Gra­fik 2 ), damit deut­lich wird, wo­durch die An­ge­bots­funk­ti­on be­stimmt wird. Erst nach die­ser Kennt­nis kommt es zum Auf­ein­an­der­tref­fen der bei­den Funk­tio­nen ( Gra­fik 3 ).
  5. Die Prä­mis­sen des Mo­dells kön­nen mit Hilfe der Bei­spie­le in Ein­zel-, Part­ner- oder Grup­pen­ar­beit er­ar­bei­tet wer­den ( Si­tua­tio­nen der The­men I – III ). Am Ende las­sen sich dar­aus Schluss­fol­ge­run­gen über die Gül­tig­keit des Mo­dells zie­hen (Er­geb­nis­si­che­rung). Im An­schluss daran ist es mög­lich Markt­mo­del­le (Freie Markt­wirt­schaft, So­zia­le Markt­wirt­schaft) vor­zu­stel­len.

 

Wie funk­tio­niert ein Markt mo­dell­haft? Preis­bil­dung (ein di­dak­tisch re­du­zier­ter Lern­gang):
Her­un­ter­la­den [pdf] [236 KB]