Entwicklungsstand der SuS in der Klassenstufe 5/6
2.4 Das Denken von Komplementarität nach Oser
Hintergrund von Osers Forschung ist die Überlegung, ob es bei Piaget noch eine Stufe über der formalen Operation gebe, welche das komplementäre Denken, das Denken in Widersprüchen, beinhalte. Diese Stufe würde über eine kontextabhängige, eigene Logik verfügen, die über die binäre „entweder“-„oder“-Logik hinausgehe. Oser entwarf anhand einer kleinen Studie mit nur 24 Probanden fünf zu unterscheidende Niveaus bei der Entwicklung komplementärer Denkweisen:
1
6 – 10 Jahre | 11-14 Jahre | |
Niveau I: Denken in starren Alternativen Zwei Alternativen werden für sich alleine betrachtet. Wissensstand und Sozialisation bestimmen die Lösung. Werden beide Alternativen gewählt, geschieht dies ohne Begründung. |
ca. 70% |
ca. 25% |
Niveau II: Zweifel an Absolutheit Die Wahrheit beider Alternativen wird angedacht. Zweifel, ob die andere Alternative nicht doch auch teilweise wahr sein könnte. |
ca. 30% |
ca. 35% |
Niveau III: Nebeneinanderstellung von Alternativen Beide Alternativen werden als notwendig anerkannt und angedacht. Es findet jedoch noch kaum Zuordnung statt, sondern sie bleiben nebeneinander stehen. |
- |
ca. 35% |
Niveau IV: Zusammengehörigkeit von Alternativen (erste Komplementarität) Beide Alternativen werden als richtig und als sich ergänzend erkannt: sie gehören zusammen, um das Gesamte zu beschreiben. |
- |
ca. 25% |
Niveau V: Voll ausgeprägte Komplementarität Das Verständnis von Komplementarität ist voll ausgeprägt und wird auf der Metaebene reflektiert. |
- |
- |
(Zum komplementären Denken kann auch das
Kapitel 4.2.2
in „Aufbauendes Lernen durch vertikale Vernetzung“ herangezogen werden.)
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1 Oser, F./ Reich, K. H.: Erklärungen, S. 220-222.