Zur Haupt­na­vi­ga­ti­on sprin­gen [Alt]+[0] Zum Sei­ten­in­halt sprin­gen [Alt]+[1]

Ent­wick­lungs­stand der SuS in der Klas­sen­stu­fe 5/6


3.3 Die Ent­wick­lung des Chris­to­lo­gie-Kon­zep­tes vom Kin­der­gar­ten bis zur Pu­ber­tät 1


Vor­schul- und Kin­der­gar­ten­al­ter

Jesus er­scheint hier zu­nächst in einer Reihe mit an­de­ren Ge­stal­ten wie Weih­nachts­fi­gu­ren und Mär­chen­per­so­nen. Ty­pisch er­scheint der Aus­ruf eines 5½ -jäh­ri­gen Kin­des: „Ich hab‘ 4 un­sicht­ba­re Freun­de, Maria, Jesus, Gott und den Hei­li­gen Geist.“ 2

Es fällt Jesu Nähe zu Gott und die Ge­fahr von Ver­wechs­lun­gen auf. Zu­neh­mend ge­lingt es den Kin­dern, v.a., wenn sie im christ­li­chen Um­feld (Fa­mi­lie, Kin­der­gar­ten) auf­wach­sen, in ihren Zeich­nun­gen Jesus im Kon­text sei­ner bi­bli­schen Ge­schich­ten dar­zu­stel­len.


Grund­schul­al­ter

Die Ent­wick­lungs­pha­se ist durch den my­thisch-wört­li­chen Glau­ben ge­kenn­zeich­net. Die­ser ist ver­bun­den mit der Fä­hig­keit, lo­gisch zu den­ken und Vor­stel­lun­gen zu über­prü­fen, sowie mit der Fä­hig­keit, die Per­spek­ti­ve eines an­de­ren ein­zu­neh­men. Die Sicht­wei­se von Grund­schul­kin­dern in den ers­ten drei Jah­ren fasst Gold­mann mit dem Satz zu­sam­men: „Jesus ist ein guter, hel­fen­der und from­mer Mann.“ 3 Zum einen deu­tet dies auf eine Chris­to­lo­gie hin, die auf die ir­disch-kon­kre­te Le­bens­welt be­zo­gen ist, zum an­de­ren haben Kin­der in der Grund­schul­zeit kein Pro­blem damit, dass Jesus bei sei­ner Hilfe für an­de­re die Gren­zen des Na­tür­li­chen über­schrei­tet. Das ent­spricht einem Ar­ti­fi­zia­lis­mus („Jesus macht, dass der Sturm weg­geht“). Dabei kommt der Be­zie­hung Jesu zu Gott eine große Be­deu­tung zu.


Se­kun­dar­stu­fe I

Für die Be­schrei­bung des Chris­to­lo­gie-Kon­zep­tes am Ende der Kind­heit und dem Be­ginn der Ju­gend­zeit eig­net sich Fow­lers Stufe des syn­the­tisch-kon­ven­tio­nel­len Glau­bens (vgl. 1.2.2). Neue geis­ti­ge Fä­hig­kei­ten er­lau­ben es, mit der Kon­struk­ti­on der Vor­stel­lung des Selbst zu be­gin­nen. Dabei wird der Bezug zu den si­gni­fi­kant an­de­ren ( si­gni­fi­cant others ) ent­schei­dend. Dies kön­nen zu­nächst die engs­ten Be­zugs­per­so­nen sein, El­tern, äl­te­re Ge­schwis­ter, aber auch Men­schen aus dem Ver­ein, der Kir­che oder die Re­li­gi­ons­leh­re­rin. Das Je­sus­bild hängt dabei sehr stark vom Mi­lieu ab, in dem Kin­der auf­wach­sen.

Dabei lässt sich bei den Her­an­wach­sen­den eine kon­sis­ten­te Chris­to­lo­gie nach­wei­sen, so­fern sie über ein ent­spre­chen­des Vor­wis­sen ver­fü­gen. Auf­fäl­lig ist bei Her­an­wach­sen­den in die­ser Frage zwei­er­lei: zum einen spielt für die Aus­bil­dung von Re­li­gio­si­tät Jesus eine un­ter­ge­ord­ne­te Rolle. Zum an­de­ren ist die Ein­stel­lung zur Per­son Jesu am­bi­va­lent, es fällt bei em­pi­ri­schen Un­ter­su­chen die Viel­zahl ne­ga­ti­ver Nen­nun­gen auf.

Dabei steht die Sin­gu­la­ri­tät Jesu als his­to­ri­scher Per­son nicht in Frage. Sie wird zu­neh­mend mit theo­lo­gi­scher Be­griff­lich­keit aus­ge­drückt. Auf­fäl­lig ist eine Ten­denz zur Sub­jek­ti­vie­rung. Das zeigt sich am Um­gang mit Wun­der­ge­schich­ten, die auch dann, wenn sie nicht für wahr ge­hal­ten wer­den, doch ein­zel­nen Men­schen Trost spen­den kön­nen.


Zu­sam­men­ge­fasst lässt sich das Chris­to­lo­gie-Kon­zept nach Bütt­ner/Die­te­rich (2013,199) für die Klas­sen 1-9 so dar­stel­len:

Al­ters­grup­pe

Ent­wick­lungs­psy­cho­lo­gi­scher Be­fund

Theo­lo­gisch re­le­van­te Be­ob­ach­tun­gen

1. - 3. Klas­se

Jesus hilft in kon­kre­ten Not­la­gen
(ar­ti­fi­zia­lis­ti­sche bzw. fi­na­lis­ti­sche Sicht­wei­se)

Gott und Jesus sind eng ver­bun­den (Vater und Sohn); mit­un­ter Ver­wechs­lung bei­der Per­so­nen

4 .- 7. Klas­se

Über­gang von ar­ti­fi­zia­lis­ti­schem zu na­tur­ge­setz­li­chem und wei­ter zu sub­jekt­ori­en­tier­tem Han­deln Jesu (er gibt Mut, Kraft etc.)

Jesus und Gott sind deut­lich ge­trennt. Jesus bit­tet Gott um Bei­stand, Gott gibt Jesus Macht und Kraft (aber nicht in jeder Si­tua­ti­on).

8. + 9. Klas­se

Sub­jekt­ori­en­tier­te Chris­to­lo­gie, ori­en­tiert an der in­di­vi­du­el­len Er­fah­rung

Be­deu­tung des „be­son­de­ren Men­schen“ Jesus als Re­prä­sen­tant Got­tes (z.B. Dar­stel­ler Got­tes)

 

Li­te­ra­tur


Ent­wick­lungs­stand der SuS in der Klas­sen­stu­fe 5/6: Her­un­ter­la­den [docx] [300 KB]

Ent­wick­lungs­stand der SuS in der Klas­sen­stu­fe 5/6: Her­un­ter­la­den [pdf] [830 KB]



1   Vgl. zum Fol­gen­den Bütt­ner/Die­te­rich 2013, S.193ff
2   Hull 1997, S. 39
3   Gold­mann 1964, S. 137