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Aufbauendes Lernen durch vertikale Vernetzung

4.2.3. Vorbereitung religiöser Wirklichkeitsdeutung durch „Alphabetisierung in religiöser Sprache“

In den Leitgedanken des Bildungsplans Evangelische Religionslehre 2016 werden im Zusammenhang mit unserem konkreten Beispiel aufbauenden Lernens „Wirklichkeitsdeutung durch Glaube und Natur-wissenschaft“ folgende Aufgaben und Ziele ausgewiesen:

Der Evangelische Religionsunterricht

  • hilft die religiöse Dimension des Lebens zu erschließen
  • bringt den christlichen Glauben und seine Traditionen ins Gespräch und unterstützt die Heranwachsenden dabei, den Glauben als Möglichkeit zu entdecken, die Wirklichkeit zu deuten und ihr Leben zu gestalten
  • unterstützt die Entwicklung religiöser Sprach- und Gestaltungsfähigkeit
  • bietet altersgemäße Zugänge zur biblisch-christlichen Tradition und befähigt die Kinder und Jugendlichen zum Verständnis biblischer Texte

Religionsunterricht erschließt somit die religiöse Perspektive auf die Wirklichkeit.

„Wirklichkeit eröffnet sich durch Sprache und in der Sprache. Zum Bildungsauftrag gehört daher unverzichtbar ein Vertraut-Machen mit der Sprache und ihrer Wirklichkeit erschließenden Kraft. (… Die Vermittlung biblischer Inhalte bieten) so die Chance, ein eindimensionales Welt- und Sprachverständnis aufzubrechen: Die Welt lässt sich nicht auf einen berechenbaren und messbaren Nenner bringen, in eine faktizistische Sprache. Biblische Texte bergen das ganze Spektrum existentieller Erfahrungen. Die Wahl verschiedener Redemodi (symbolisches, bildhaftes, mythisches, rituelles Sprechen) ist Ausdruck eines Ringens um eine angemessene sprachliche Gestalt dieser Erfahrungen. Biblische Sprache ist der Versuch, die Wirklichkeit in ihrer Fülle und den hinter ihr geahnten unaussprechlichen Grund ins Wort zu heben, wohl wissend, dass diesem nie voll entsprochen werden kann. Lernen an und mit biblischen Texten erweitert also die Sprachkompetenz und das Verständnis von Wirklichkeit. Es stellt sprachliche Formen zur Verbalisierung eigener Lebenserfahrungen und Emotionen zur Verfügung. Dies gilt vor allem für religiöse Erfahrungen. Biblisches Lernen steht vor der Aufgabe, eine Alphabetisierung in der religiösen Sprache zu leisten.“ 1

SuS werden bereits in der Grundschule narrativ und symboldidaktisch an religiöse Sprache herangeführt. Es gilt dies in Klassenstufe 5/6 aufzunehmen und behutsam fortzuführen. So sollten biblische Inhalte in den beginnenden Unterrichtssequenzen zunächst narrativ (vgl. im vorliegenden Themenverteilungsplan „Neues wagen“ und „Exilgeschichten – Aus der Not eine Bibel machen“) vermittelt und metaphorische Sprache anhand von Gottesbildern in den Psalmen eingeübt werden (vgl. im vorliegenden Themenverteilungsplan „Mit Gott in Kontakt kommen“), bevor man dann, möglichst erst in Klasse 6, die symbolische und bildhafte Rede von Gott in den Gleichnissen Jesu angeht (vgl. im vorliegenden Themenverteilungsplan „Von Gott reden“). Das in einem aufbauenden Lernprozess erworbene Verständnis für religiöse Sprache (vgl. Check-ups als Evaluation der Unterrichtssequenzen zu Psalmen und Gleichnissen) ist Voraussetzung dafür, dass die SuS auch bei den biblischen Schöpfungstexten nach deren Intention fragen, sie in Beziehung zu sich und ihrer Lebenswelt setzen und sie nicht als wortwörtlich missverstehen.


4.2.4. Anbindung an den Bildungsplan 2016

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1   Zit. n. G. Hilger, Biblisches Lernen, in: G. Hilger / W. H. Ritter, Religionsdidaktik Grundschule. Handbuch für die Praxis des evangelischen und katholischen Religionsunterrichts, München 2006, S. 198.