Entwicklungsstand der SuS in der Klassenstufe 5/6
Entwicklungspsychologische Aspekte
Ergebnisorientierter Unterricht beginnt mit der Frage, welche kognitiven Fertigkeiten (Inhalte), wie auch welche methodisch-prozessualen Fertigkeiten Schülerinnen und Schüler am Ende des Unterrichts vertieft haben sollten. Dabei muss man sich die Frage stellen, wie realistisch die Zielsetzung im Hinblick auf die Verstehens- und Entwicklungsvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler ist.
Die Entwicklungspsychologie ist auf dem Gebiet der kognitiven Entwicklung stark geprägt durch die Forschungen des Schweizer Psychologen Jean Piaget und des amerikanischen Forschers Lawrence Kohlberg . Diesen gelang es mit ihren Untersuchungen, Verhaltensweisen im Entwicklungszusammenhang empirisch zu fassen und zu beschreiben. Dabei stellte Piaget fest, dass sich ein Kind, abhängig von seinem Alter, in einem bestimmten Entwicklungsniveau befindet (Stufenmodell) .
Dieses Stufenmodell wurde in den Forschungen von Fritz Oser/Paul Gmünder, Erik H. Ericson und James W. Fowler insbesondere im Hinblick auf die religiöse Entwicklung überprüft, ergänzt und korrigiert.
Dagegen setzt die moderne Entwicklungspsychologie ein Nebeneinander von Bereichen intuitiven Wissens, sogenannten Privilegierten Wissensdomänen ( core domains ).
Im Gegensatz zu Fowlers hierarchischer Stufenabfolge spricht Heinz Streib von sogenannten Religiösen Stilen, und betont damit, dass religiöse Entwicklung multifaktoriell bedingt und damit nicht nur kognitiv zu betrachten ist.
Für die Gestaltung und Planung des Unterrichts ist die Relevanz aller Theorien nicht zu vernachlässigen: Die Stufentheorien schärfen den Blick auf einen entwicklungspsychologisch differenzierten und differenzierenden Umgang mit Religion und verweisen auf grundlegende Erkenntnisse des Verhaltes des Menschen. Selbst die Öffnung in Domänen und die Einführung der religiösen Stile nach Streib übergeht nicht diese Entwicklungsstufen, da sowohl Stile wie auch Domänen von Heranwachsenden sukzessive erworben werden und damit an einer sequentiellen Abfolge festgehalten wird. Zum anderen jedoch zeigt sich, dass erworbene Stile und auch die Domänen nebeneinander und auch mit unterschiedlichen Ausprägungen stehen können.
Für den Religionsunterricht kann die Beschäftigung mit entwicklungspsychologischen Aspekten zu folgenden Konsequenzen führen:
- Es ist eine Entlastung hinsichtlich der verantwortlichen Planung von Stunden, da es wohl kaum möglich sein wird, alle Entwicklungsstufen/Stile bei der Unterrichtsplanung zu berücksichtigen. Zugleich zeigen die Modelle jedoch auf, dass eine Differenzierung im Unterricht , z.B. im Hinblick auf Interessen (denn hier wirken sich die unterschiedlichen Entwicklungsstile sekundär aus) oder Zugangswege, wieder zentraler in die Unterrichtsplanung rücken sollten.
- Nach Oser/Gmünder ist die Entwicklung der Religiosität im Unterricht unterstützbar, indem konkret im Unterricht z.B. die Sehnsüchte der Menschen (nach Erikson) behandelt werden.
- Der Unterricht sollte so angelegt sein, dass er immer wieder an zentralen Themen die Anbahnung eines komplementären Denkens begünstigt. Dies kann z.B. durch das Einüben von Perspektivenübernahmen, aber auch durch die Verwendung von geeigneten „Grundvorstellungen“ geschehen, die ein Nachdenken über den Stand von Alternativen ermöglichen.
In den folgenden Kapiteln werden die oben genannten Entwicklungsmodelle in Relevanz für die Klassenstufen 5 und 6 vorgestellt.
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