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Unterrichtsmaterialien


M19 Christian Adam Dann: Ein Leben für den Tierschutz


Er wollte Gutes tun. Er wollte ein Leben führen im Sinne Gottes. Er wollte das Leben achten. Und: er war Pfarrer. Christian Adam Dann, so lautete sein Name, der am Heiligabend vor ca 250 Jahren in Tübingen das Licht der Welt erblickte (1758 – 1837). Er war ein frommer Mann. Er wollte, dass wir Menschen in unserem Leben und Handeln Gott auf dieser Erde hier vertreten.

Dann

Bildquelle: „Christian Adam Dann, Porträt“ by Julius Hartmann: Chronik der Stuttgarter Hospitalkirche. Stuttgart 1888, Seite 43 [PD], via Wikimedia, bearbeitet

Seine Pfarrei war im Zentrum Stuttgarts und aus seinem Arbeitszimmer hatte er einen freien Blick auf die Straße. Und immer wieder empörte es ihn, wenn er einen vorbeifahrenden Kutscher sah, der mit seiner Peitsche auf sein Pferd einschlug. Dann hielt ihn nichts zurück: schnurstracks rannte er auf die Straße, stellte sich dem Wagen in den Weg und stellte den Kutscher kurzerhand zur Rede. In der ganzen Nachbarschaft war der Pfarrer dafür bekannt. Manche belächelten sein Eintreten für die „dummen Tiere“ – sahen doch viele in den Tieren damals reine „fleischliche Maschinen“, ohne Geist und damit auch ohne Anspruch auf eigene „Würde“. Tiere, das waren für sie (Nutz-) Objekte – so wie Gegenstände. Manche wunderten sich, warum er so viel „Herzblut“ zum Schutz der Pferde verwendete. Und wieder manche bewunderten ihn heimlich dafür, dass er seinen Glauben so direkt lebte.

Aber den Glauben so „direkt“ zu leben ist nicht immer so einfach: Im Jahre 1812 sollte Christian Dann eine Trauerpredigt für einen sehr berühmten Stuttgarter Schauspieler halten. Dabei zeigte er Mut und Courage: Ganz unerschrocken kritisierte er in der Predigt den Lebensstil seiner Zeit in der Hauptstadt aufs heftigste und erst recht das „liederliche“ Leben der Theaterspieler.

Mit der Kritik machte er sich viele Feinde. Der württembergische König Friedrich I war so erzürnt, dass er den Pfarrer strafversetzen ließ. Nachdem Christian Dann die erste Stelle ablehnte, sollte er den Zorn nun richtig spüren: Der Pfarrer wurde aus der Stadt Stuttgart in ein kleines Dorf am Rande der Alb (Öschingen) südlich von Tübingen versetzt. Später übernahm er eine Pfarrstelle in Mössingen, einer kleinen Stadt ganz in der Nähe. Seine Predigten waren sehr beliebt: Besonders bei jungen Frauen. Aber auch viele Studenten scheuten sich die Mühe nicht und wanderten sonntags extra aus Tübingen 20 km nach Öschingen, um den Worten des Pfarrers zu lauschen. Zugleich setzte er auch Zeichen durch seine Taten: Er steuerte beim Neubau der Öschinger Kirche sogar ein Sechstel des Gesamtbetrags aus seiner eigenen Kasse bei.

Langsam aber sicher krempelte er das Denken seiner Zeit ganz gründlich um. Und alles begann bei einem Spaziergang im Jahre 1821 …

In Gedanken versunken schlenderte er an einem Tümpel in Mössingen entlang, wie er es oft zu tun pflegte. Da stieß sein Schuh plötzlich gegen einen weißen, leblosen Körper. Erschrocken blieb er stehen und betrachtete den von Schrotkugeln durchlöcherten Körper einer der beiden Störche, die in einem Nest auf dem Mössinger Kirchturm lebten und dort drei kleine Jungen „groß“ zogen.

Dieses Ereignis ließ Christian Adam Dann nicht mehr los: Was brachte jemanden dazu, einen „dorfbekannten“ Storch zu erschießen? Zu oft hatte er beobachtet, wie Tiere aus Mutwillen, aus Nachlässigkeit oder schlechten alten Angewohnheiten geschunden und gequält wurden. Diesmal war es ganz klar: Reine „Tierquälerei“ hatte die Täter angetrieben. Nun blieben die drei Jungstorche unversorgt zurück.

1822 verfasste Pfarrer Dann einen Aufruf an alle Menschen mit dem Titel: „Bitte der armen Thiere, der unvernünftigen Geschöpfe, an ihre vernünftigen Mitgeschöpfe und Herrn, die Menschen.“ In dem dünnen Büchlein forderte er alle dazu auf, Verantwortung für die Schöpfung zu übernehmen.

Tiere, so schrieb er, seien zwar unvernünftig, aber könnten dennoch Schmerz empfinden. „Wenn wir als Christen aber von Gott bestimmt sind, so ist es doch unser eigener Wunsch, den Tieren den Schmerz zu ersparen. Sind wir wirklich Christen – und nicht nur dem Namen nach – so gehen wir auch freundlich mit den anderen Geschöpfen um.“ Und dies erinnerte auch an ein altes schwäbisches Sprichwort: „Wenn sich ein Bauer bekehrt, so merkt es auch sein Vieh im Stall.“

Tierschutz, so war Christian Adam Dann überzeugt, ist auch eine Forderung der Bibel. Dort heißt es nämlich: „Der Gerechte erbarmt sich seines Viehs; aber das Herz des Gottlosen ist unbarmherzig.“ (Sprüche 12, 10)

Sein Eintreten für den Tierschutz durchzog sein ganzes Leben. 10 Jahre später stellte Pfarrer Dann in einer weiteren Schrift fest: Ist jemand Tieren gegenüber ein- und mitfühlsam, wie mehr wird er es dann auch gegenüber den Menschen sein?

Einer seiner Kollegen war von Pfarrer Danns Aufruf so ergriffen, dass er kurz nach seinem Tod im Jahre 1837 den ersten Tierschutzverein Deutschlands gründete. Und wenig später wurde das „Verbot der Tierquälerei“ sogar ins Strafgesetzbuch übernommen.

[Der Pfarrer Christian Adam Dann bewirkte letztendlich, dass bereits direkt nach seinem Tod von einem Kollegen der erste Tierschutzverein Deutschlands gegründet und auch das „Verbot der Tierquälerei“ ins Strafgesetzbuch übernommen wurde.]

Übrigens wurde mit Einführung dieses Gesetzes der Tierschutzverein auch schon wieder geschlossen, da die Menschen dachten, dieser Schutz würde den Tieren genügen. Meinst du das auch?

 

Quellen:
Brucker, Renate/ Bujok, Melanie/ Mütherich, Birgit (Hrsg. )u. a.: Das Mensch-Tier-Verhältnis. Eine sozialwissenschaftliche Einführung; Springer VS; Wiesbaden 2015, S. 5.
Kopp, Eduard: Christian Adam Dann. Der schwäbisch-fromme Pfarrer steht am Anfang der deutschen Tierschutzbewegung; Chrismon 3 (2010); S. 49.
http://www.schwaebische-post.de/10244302 (entnommen am 17.11.2015).
http://www.nwzonline.de/kultur/weser-ems/wie-ein-pfarrer-den-tierschutz-erfand_a_1,0,520642095.html (entnommen am 17.11.2015).
http://www.umwelt.elk-wue.de/themen-a-z/tierschutz/ (entnommen am 17.11.2015).
http://www.gemeinde.oeschingen.elk-wue.de/historisches/pfarrer-seit-der-reformation/chr-adam-dann/ (entnommen am 17.11.2015).

 

 

M20 Warum sind Tiere besonders zu schützen?


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