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Re­zen­si­on

Chris­ti­an-Rai­ner Weis­bach: Pro­fes­sio­nel­le Ge­sprächs­füh­rung.
Ein pra­xis­na­hes Lese- und Übungs­buch, Mün­chen 2003.


Chris­ti­an-Rai­ner Weis­bach, Pro­fes­sor für „The­ra­peu­ti­sche Ge­sprächs­füh­rung“ an der In­ter­na­tio­na­len Hoch­schu­le für Künst­le­ri­sche The­ra­pi­en und Krea­tiv­päd­ago­gik Bad Wild­bad, wählt einen un­or­tho­do­xen Ein­stieg für die pro­fes­sio­nel­le Ge­sprächs­füh­rung; bitte malen Sie […] eine Zeich­nung, deren zen­tra­le Aus­sa­ge lau­tet:  Auf die­ser Seite be­fin­det sich kein Baum . Wie stel­len Sie es dar? Na­tür­lich mit Hilfe eines durch­ge­stri­che­nen Bau­mes. Ge­nau­so ver­hält es sich mit un­se­rer in­ne­ren Vor­stel­lung, wenn Sie auf­ge­for­dert wer­den nicht an einen Ele­fan­ten zu den­ken. Unser Ge­hirn über­springt die Ne­ga­ti­on und bil­det einen Ele­fan­ten ab. Es ist also schwie­rig nicht an einen Ele­fan­ten zu den­ken. Diese Tat­sa­che ist in Bezug auf eine pro­fes­sio­nel­le Ge­sprächs­füh­rung, die sich in ihrer Aus­rich­tung er­heb­lich von All­tags­ge­sprä­chen un­ter­schei­det, zu be­rück­sich­ti­gen. Sie ent­hält für ef­fek­tiv for­mu­lier­te Ziele also die Prä­mis­se po­si­tiv zu for­mu­lie­ren, bei­spiels­wei­se ich werde das Pro­jekt schaf­fen.

Eben­falls ist es wich­tig die ei­ge­ne Ge­sprächs­hal­tung zu re­flek­tie­ren, die von der Per­sön­lich­keit eines jeden Men­schen ab­hängt und den Er­folg eines Dia­logs be­ein­flusst. Weis­bachs An­spruch auf Pra­xis­be­zug durch­zieht das ge­sam­te Buch und wird an die­ser Stel­le durch einen Ge­sprächs­re­ak­ti­ons­test für den Leser ein­ge­löst.

Nicht nur eine ge­schick­te Fra­ge­stel­lung, son­dern auch pro­fes­sio­nel­les Zu­hö­ren ist eine sehr gute Mög­lich­keit, die Füh­rung im Ge­spräch zu be­hal­ten. Non­ver­ba­le Kom­mu­ni­ka­ti­on un­ter­streicht dies. Ein be­son­de­rer As­pekt, der in vie­len Ge­sprä­chen ver­ges­sen wird, ist die Wert­schät­zung des Ge­gen­übers. Eine Si­tua­ti­on kann es­ka­lie­ren, weil sich der an­de­re ge­ring ge­schätzt fühlt. Ähn­lich wir­ken eine un­er­wünsch­te Ein­engung des Ver­hal­tens­spiel­raums und Ge­sprächs­stö­rer in Form von über­re­den, be­feh­len, dro­hen, Vor­wür­fe ma­chen, be­wer­ten, aus­fra­gen sowie von sich reden. Weis­bach zeigt an­hand von Bei­spie­len Wege aus die­sem Di­lem­ma, die er Ge­spräch­för­de­rer nennt. Hier­zu zählt das Pa­ra­phra­sie­ren, also die Äu­ße­run­gen des Ge­gen­übers in ei­ge­ne Worte zu fas­sen und neu­tral zu spie­geln. Zeigt der Ge­sprächs­part­ner einen ver­här­te­ten Stand­punkt, so ist es sinn­voll die­sen über­trie­ben zu be­stä­ti­gen. Weis­bach führt ein Ge­spräch im Au­to­haus an, in dem der Ver­käu­fer den Kun­den fragt, ob er mit dem Fol­ge­mo­dell sei­nes Wa­gens eine Pro­be­fahrt un­ter­neh­men möch­te. Der Kunde ver­neint und der Ver­käu­fer hakt nach: " Das heißt, sie möch­ten weder jetzt noch spä­ter das neue Mo­dell Probe fah­ren."

Theo­re­tisch un­ter­füt­tert der Autor seine Ana­ly­sen und Lö­sun­gen so­wohl per Trans­ak­ti­ons­ana­ly­se als auch durch das Vier-Sei­ten-Mo­dell des Kom­mu­ni­ka­ti­ons­psy­cho­lo­gen Frie­de­mann Schulz von Thun.

Ins­ge­samt be­trach­tet über­zeugt die Lek­tü­re durch le­bens­na­he Bei­spie­le - ja, das kenne ich - so mag der Leser man­ches Mal den­ken und fühlt sich durch die Übun­gen er­mu­tigt auch schwie­ri­ge Ge­sprä­che kon­struk­tiv zu füh­ren.

Bi­an­ca Ma­ring , Aka­de­mie­re­fe­ren­tin