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Kloster Großcomburg - Vikarienbau

Beschreibung

Vikarienbau

Romanisches Bauwerk um 1090 als Kloster umgebaut und im Gegensatz zu dem parallel liegenden Adelmannbau ohne Kellerräume.

Die heute noch zum Teil sichtbaren Wandmalereien am Vikarienbau und anderen Gebäuden stammen aus der Zeit von Erasmus Neustetter, der auch dieses Gebäude renovieren ließ. Dendrochronologische Untersuchungen der Deckenbalken ergaben, dass die Eichen im Winter 1091 geschlagen und die Balken sofort, also ohne Ablagerung, zu einer Decke verzimmert wurden. Das Obergeschoss wurde über die ganze Länge als Schlafsaal der Mönche (Dormitorium) genutzt und das Erdgeschoss diente den Mönchen als Tagesarbeitsraum mit beschränkter Sprecherlaubnis (Parlatorium), der nach benediktinischem Klosterschema gewöhnlich auf den Kapitelsaal folgt. Die Fachwerkwände wurden im 16. Jahrhundert in beiden Geschossen eingebracht, um Wohnungen für die Chorvikare zu schaffen. Im östlichen und westlichen Teil wurden sogar Reste einer Heizungsanlage unter dem Fußboden gefunden. Der Gruppenraum im 1. Stock enthält eine spätgotische Fenster- und Sitznische.

Die ersten Chorvikare werden 1530 schriftlich erwähnt, hatten aber vermutlich schon Jahre zuvor ihren Dienst aufgenommen. Sie waren zuständig für den regelmäßigen Gottesdienst, die Breviergebete, den täglichen Chordienst und die Jahrtagsmessen. Chorvikare waren die bezahlten Stellvertreter der Chorherren. Nachlässigkeit in der Haltung und Ausführung wurde mit einem Abzug von der ohnehin spärlichen Bezahlung bestraft. Von ihren Stiftsherren wurde ihnen "Posseß" gewährt, das war freie Kleidung und freier Tisch mit Stuhl und Himmelbett.

Vikarienbau

Vikarienbau

Im Jahre 1802 wurde das Chorherrenstift aufgelöst, nachdem der König von Württemberg als Entschädigung für den Verlust von Landbesitz auf der linken Rheinseite die Comburg mit allem Besitz (wertvolle Bücher, Kunstgegenstände) und großen Ländereien erhielt. Zu diesem Zeitpunkt bewoh nten der Dekan und zehn Chorherren mit ihrem Personal, dazu zwölf Chorvikare die Burg. Nur die Vikare bekamen Bleiberechte bis zu ihrem Tode; die Chorherren erhielten eine Pension, sie mussten die Comburg verlassen.


Vikarienbau

Blick von der 3. Ringmauer auf die Klostermauer und die Südseite des Vikarienbaus mit dem Kapitelsaal (links), der Josefskapelle und dem Mesnerhaus (rechts mit Turm)

Neben einem Gruppenraum enthält das Gebäude heute 15 Zimmer .  Die Renovierung fand 1995 ihren Abschluss, dabei wurden die Balken der Fachwerkwände wieder in den originalen Gelbanstrich aus dem 16. Jahrhundert gebracht.

Während die einzelnen Gebäude der Comburg in der Regel nach den zuletzt darin wohnenden adeligen Chorherren (Reischach, Gebsattel, Adelmann, Wambold) benannt werden, bildet dieses Haus eine Ausnahme: Der Name stammt von den Vikaren, die hier untergebracht waren.

Weitere Informationen zur Geschichte der Comburg

 

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