Zur Haupt­na­vi­ga­ti­on sprin­gen [Alt]+[0] Zum Sei­ten­in­halt sprin­gen [Alt]+[1]

Wege von der Leit­per­spek­ti­ve zur Fra­ge­kom­pe­tenz?

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.


„An­knüp­fend an die von der Sys­tem­wech­sel­for­schung er­öff­ne­ten Per­spek­ti­ven er­gibt sich eine Fülle von lei­ten­den Fra­gen:

Wie ge­stal­te­ten sich die Über­gän­ge von der Mon­ar­chie zur De­mo­kra­tie, von der De­mo­kra­tie zur Dik­ta­tur und von der Dik­ta­tur zur De­mo­kra­tie?
Was waren die Ur­sa­chen für das Ende des alten Sys­tems?
Wann und wie er­folg­te die In­sti­tu­tio­na­li­sie­rung der neuen Ord­nung?
Worin zeig­te sich die Kon­so­li­die­rung der neuen po­li­ti­schen Ord­nung, so­fern diese über­haupt ge­lang?
Wie ist der Um­bruch zu be­zeich­nen: als Re­vo­lu­ti­on, Re­form, Wan­del, Zu­sam­men­bruch oder Um­sturz?

Wurde der Um­bruch „in­sze­niert“, und falls ja, in wel­cher Form und mit wel­cher Ab­sicht?
In­wie­weit wurde auf frü­he­re Um­brü­che und Sys­tem­wech­sel in der deut­schen Ge­schich­te Bezug ge­nom­men?
Ver­lie­fen die Ent­wick­lun­gen in po­li­tisch-in­sti­tu­tio­nel­ler Hin­sicht auf der einen sowie in so­zio­öko­no­mi­scher und po­li­tisch-kul­tu­rel­ler auf der an­de­ren syn­chron, oder wi­chen diese von­ein­an­der ab?
Wie ver­hiel­ten sich wäh­rend der Trans­for­ma­ti­on mo­der­ni­sie­ren­de und re­stau­ra­ti­ve Ten­den­zen zu­ein­an­der?
Wie be­geg­ne­te die Be­völ­ke­rung (öf­fent­li­che Mei­nung) dem Wan­del – zu­stim­mend, ab­leh­nend oder teil­nahms­los?
Wie zwangs­läu­fig war die je­wei­li­ge Ent­wick­lung?
Wo lie­gen ent­schei­den­de Weg­ga­be­lun­gen?
(Gal­lus 2006, S. 9)

 

Von der Fra­ge­kom­pe­tenz zur Ur­teils­bil­dung?

Wie las­sen sich die Sys­tem­wech­sel cha­rak­te­ri­sie­ren?
Wie stark fie­len die Um­brü­che aus?
Be­stand eine his­to­risch of­fe­ne Si­tua­ti­on?
Wel­che (in­ne­ren oder äu­ße­ren) Kräf­te zeich­ne­ten für den Um­sturz ver­ant­wort­lich?
Spiel­ten ex­tre­mis­ti­sche Be­stre­bun­gen eine tra­gen­de Rolle?
Deck­ten sich die In­ten­tio­nen mit den Aus­wir­kun­gen?
Gab es Zu­sam­men­hän­ge zwi­schen den Sys­tem­wech­seln?
Wel­che Nach­wir­kun­gen hin­ter­lie­ßen sie?
Wie sind sie zu be­wer­ten?

 

Ab­itur 2014: Eine mög­li­che Leit­per­spek­ti­ve?
Zä­su­ren  -  Sys­tem­wech­sel  -  Sys­tem­trans­for­ma­tio­nen?

Sa­mu­el P. Hun­ting­ton 1991: Die drei De­mo­kra­ti­sie­rungs­wel­len

1828 – 1926 (1922: 29 De­mo­kra­ti­en, 35 Dik­ta­tu­ren) ► Deutsch­land: 1918 (nicht: 1848, 1871)

1943 – 1962 (1942: 12 De­mo­kra­ti­en, 49 Dik­ta­tu­ren) ► Deutsch­land: 1945

1974 – 1991 (1973: 30 De­mo­kra­ti­en, 92 Dik­ta­tu­ren) ► Deutsch­land: 1989

(Zah­len ohne Län­der mit einer Be­völ­ke­rung von we­ni­ger als 1 Mio.)

nach: S. Hun­ting­ton, The Third Wave. De­mo­cra­tiza­t­i­on in the Late 20th Cen­tu­ry. Nor­man, Oklah. 1991

 

Nolte 2012: Vier De­mo­kra­ti­sie­rungs­wel­len

1770 - 1800: Nord­at­lan­ti­sche Re­vo­lu­tio­nen (USA, Frank­reich, Haiti)

1820er/30er Jahre: La­tein­ame­ri­ka (Bo­li­var), Juli-Re­vo­lu­ti­on in Frank­reich

1848: Re­vo­lu­tio­nen in Eu­ro­pa mit „Nach­bren­ner“ in den 1860er Jah­ren („Li­be­ra­le Ära“ in Eu­ro­pa, Sieg des Nor­dens im Civil War)

1905 - 1912: Re­vo­lu­tio­nen in Russ­land, im Os­ma­ni­schen Reich, in Por­tu­gal, Me­xi­ko, China

 

Dop­pel­re­vo­lu­ti­on als Sys­tem­wech­sel

„Durch­ge­setzt hat sich … die Ten­denz, den Be­ginn der Mo­der­ne mit der eu­ro­pä­isch-at­lan­ti­schen „Dop­pel­re­vo­lu­ti­on“ zu ver­bin­den, der wirt­schaft­lich-in­dus­tri­el­len, die von Eng­land ihren Aus­gang nahm, und der po­li­tisch-so­zia­len, die in Nord­ame­ri­ka und Frank­reich be­gann.“
(Lo­thar Gall, Von der stän­di­schen zur bür­ger­li­chen Ge­sell­schaft. Mün­chen 2012, S. 53)

Mo­der­ni­sie­rung als Sys­tem­wech­sel: De­fi­ni­ti­on

„Als Mo­der­ni­sie­rung wer­den be­vor­zugt sol­che Pro­zes­se des so­zia­len Wan­dels be­zeich­net, die sich ers­tens be­zie­hen auf Struk­tur­ver­än­de­run­gen, wie sie in der Zeit von 1750 bis 1830 durch die „eng­li­sche“ und Fran­zö­si­sche Re­vo­lu­ti­on ein­ge­lei­tet wur­den, und zwei­tens Struk­tur­ver­än­de­run­gen auf Ma­kro­ebe­ne be­wirk­ten.“
(R.M. Lep­si­us, So­zio­lo­gi­sche Theo­re­me über die So­zi­al­struk­tur der „Mo­der­ne“ und die  „Mo­der­ni­sie­rung“, in: R. Ko­sel­leck (Hg.), Stu­di­en zum Be­ginn der mo­der­nen Welt. Stutt­gart 1977, S. 10-29, hier: S. 12)

Mo­der­ni­sie­rung als „breit an­ge­leg­tes Schwel­le­ner­eig­nis“

„Vor allem im letz­ten Drit­tel des 18. Jahr­hun­derts ent­wi­ckel­te sich eine For­mie­rungs- und Ver­än­de­rungs­dy­na­mik, die die über­kom­me­nen geis­ti­gen und ma­te­ri­el­len Grund­la­gen der Alten Welt in Frage stell­te und so zur bür­ger­li­chen Mo­der­ne über­lei­te­te.“
(Hans Schil­ling, Höfe und Al­li­an­zen. Deutsch­land 1648-1763. 1989, S. 13)

Das Pro­gramm einer „bür­ger­li­chen Ge­sell­schaft“

Im Zen­trum die­ses Ent­wurfs stand das Ziel einer mo­der­nen, sä­ku­la­ri­sier­ten Ge­sell­schaft frei­er, mün­di­ger Bür­ger (ci­toy­ens), die ihre Ver­hält­nis­se fried­lich, ver­nünf­tig und selb­stän­dig re­gel­ten, ohne allzu viel so­zia­le Un­gleich­heit, ohne ob­rig­keits­staat­li­che Gän­ge­lung, in­di­vi­du­ell und ge­mein­sam zu­gleich. Dazu be­durf­te es be­stimm­ter In­sti­tu­tio­nen: des Mark­tes, einer kri­ti­schen Öf­fent­lich­keit, des Rechts­staa­tes mit Ver­fas­sung und Par­la­ment. In die­ser ge­sell­schaft­lich-po­li­ti­schen Ziel­set­zung steck­te ein neuer Da­seins­ent­wurf, der auf Ar­beit, Leis­tung und Bil­dung (nicht auf Ge­burt), auf Ver­nunft und ihrem öf­fent­li­chen Ge­brauch (statt auf Tra­di­ti­on), auf in­di­vi­du­el­ler Kon­kur­renz wie auf ge­nos­sen­schaft­li­cher Ge­mein­sam­keit fußte und sich kri­tisch gegen zen­tra­le Ele­men­te des Alten Re­gimes wand­te: gegen Ab­so­lu­tis­mus, gegen Ge­burtspri­vi­le­gi­en und gegen stän­di­sche Un­gleich­heit, auch gegen kirch­lich-re­li­giö­se Or­tho­do­xie.
(Jür­gen Kocka, Bür­ger und Bür­ger­lich­keit im Wan­del, in: APuZ 9-10/2008, S. 3 - 9, hier: S. 4f.)

Krise der bür­ger­li­chen Mo­der­ne

To­ta­li­tä­re Al­ter­na­ti­ven zum li­be­ra­len Mo­dell:
- Mar­xis­mus-Le­ni­nis­mus
- Fa­schis­mus/Na­tio­nal­so­zia­lis­mus

In­ter­na­tio­na­le Be­zie­hun­gen: Sys­tem­kon­flikt

Ideo­lo­gi­sie­rung der Po­li­tik
Ost-West-Kon­flikt ab 1917
Mar­gi­na­li­sie­rung Eu­ro­pas
Kal­ter Krieg ab 1947

 

Vor­trag: Her­un­ter­la­den [ppt][164 KB]