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Schüler B

Infobox

Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.

Ergebnisse

Aufgabe 1: Erläutern Sie die Ausgangsbedingungen des Industrialisierungsprozesses in England und maßgebliche Unterschiede zu denen in Deutschland.   (12 VP)

England hatte wegen der sehr guten Ausgangsbedingungen einen großen Vorsprung der Industrialisierung gegenüber Deutschland und auch den anderen europäischen Ländern.
In England herrschte Wirtschaftsliberalismus, d.h. der Staat griff weitestgehend nicht in die Wirtschaft ein und das selbstbewusste und wohlhabende Bürgertum konnte so wirtschaftlich beinahe uneingeschränkt agieren, was z. B. in Deutschland nicht der Fall war, wo es zahlreiche politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Einschränkungen gab, wie Kleinstaaterei, Zünfte und Standesschranken.
In England beispielsweise gab es keine strikten Standesgrenzen, d.h. man hatte die Möglichkeit gesellschaftlich zumindest bis zum Bürger aufzusteigen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt waren die natürlichen Gegebenheiten. Es gab Rohstoffe, wie Kohle und Eisen, die ausreichend vorhanden waren und dadurch, dass England eine Insel ist, herrschte von je her ein guter und erfolgreicher Überseehandel. Auch aus den Kolonien konnten günstig Rohstoffe importiert werden, fertige Produkte hingegen konnten in die Kolonien verkauft werden. Deutschland hatte im Vergleich dazu keine so günstigen Transportbedingungen und da es zu dieser Zeit keine Kolonien hatte, war es auch hier im Nachteil gegenüber Großbritannien.
Ganz entscheidend war jedoch die Agrarrevolution, die z. B. durch die sogenannten „Einhegungen“ vorangetrieben wurde. Hierbei wurde ungenutztes Land, das in Gemeindebesitz war, an Privatleute verkauft, somit wurde dieses Land nutzbar zum Anbau. Die Agrarrevolution, also der Übergang von einer traditionellen zu einer industrialisierten Agrargesellschaft, hatte eine Anbauintensivierung und auch das freiwerden von Bauern zur Folge, da diese aufgrund von neuen Geräten und Maschinen teilweise nicht mehr gebraucht wurden. Zu dieser Zeit waren in Deutschland die Bauern noch an ihren Gutsherrn und an ihr Land gebunden; Freizügigkeit gab es nicht.
Die englischen Bauern konnten aber in die Städte wandern und dort in Fabriken arbeiten. Gleichzeitig gab es eine Bevölkerungsexplosion in England, die zusätzlich für viele Arbeitskräfte für die Industrie sorgte.
Zusammen mit dem Aspekt, dass in England die kapitalistische Wirtschaftsideologie herrschte, also das investieren von Gewinnen, Gewinnstreben (Calvinistische Erwerbsethik) und dass der Staat die Wirtschaft förderte, kam es zu einer schnellen Industrialisierung. In Deutschland fehlten diese Aspekte zunächst.
In England wurde die Entwicklung durch die Schrittmacherindustrie der Textilherstellung, die durch den Einsatz der Spinnmaschine (1769 Wasserantrieb, später Dampfantrieb) weiter vorangetrieben wurde. Auch in der Eisenherstellung brachte die von James Watt erfundene Dampfmaschine großen Antrieb, somit fand auch eine Transportrevolution in England früher statt als in Deutschland, d.h. das Schienennetz wurde ausgebaut, somit konnten Waren auf der Insel schneller transportiert werden. In Deutschland wurde der Warentransport durch die territoriale Zersplitterung, die einen gemeinsamen Binnenmarkt, einheitliche Maße und gute Infrastruktur verhinderte und zu hohen Binnenzöllen führte, hingegen erschwert.
Durch die Dampfmaschine und andere Technologien kam es auch in den Fabriken zur Produktionssteigerung, auch durch Rationalisierung.

Insgesamt war England also sowohl gesellschaftlich, technologisch und wirtschaftlich Deutschland und den anderen europäischen Ländern überlegen. Aufgrund seiner besonders guten Ausgangsbedingungen kam es in England bereits um 1800 zum Durchbruch der Industrialisierung, was in Deutschland noch mindestens 50 Jahre dauerte.

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