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Auf­ga­be 3

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.


Ana­ly­sie­ren Sie die Ka­ri­ka­tur M 2 und ver­glei­chen Sie sie mit dem Text M 3.   (18 VP)

Kri­te­ri­en für eine gute Leis­tung: Die Be­schrei­bung der Ka­ri­ka­tur er­scheint prä­zi­se und in Bezug auf die Ein­zel­ele­men­te aus­ge­wo­gen, die am­bi­va­len­te Hal­tung des Kö­nigs – zwi­schen den Kräf­ten der De­mo­kra­tie und des Mi­li­tärs – wird eben­so her­aus­ge­stellt wie die Ent­schlos­sen­heit des Mi­li­tärs und die Ab­sicht der Ab­ge­ord­ne­ten. Die For­mu­lie­rung der Ge­samt­aus­sa­ge der Ka­ri­ka­tur ist grund­sätz­lich nach­voll­zieh­bar, der Ver­gleich mit dem Text ist an As­pek­ten ori­en­tiert und kommt zu einem deut­lich for­mu­lier­ten Er­geb­nis, in des­sen Mit­tel­punkt die (Selbst-)Dar­stel­lung des Kö­nigs steht.

Kri­te­ri­en für eine aus­rei­chen­de Leis­tung: Die Ka­ri­ka­tur wird be­schrie­ben und kor­rekt in den his­to­ri­schen Kon­text der Ab­leh­nung der Kai­ser­kro­ne ein­ge­ord­net. Al­ler­dings er­scheint die Be­schrei­bung an ei­ni­gen Stel­len un­ge­nau oder  un­voll­stän­dig. Die Hal­tun­gen der bzw. die Be­zie­hun­gen zwi­schen den Fi­gu­ren wer­den – auch in we­sent­li­chen As­pek­ten – nicht nach­voll­zieh­bar er­klärt. Eine klar er­kenn­bar for­mu­lier­te Ge­samt­aus­sa­ge fehlt oder ist lü­cken­haft. Der Ver­gleich mit dem Text er­scheint wenig struk­tu­riert und be­zieht sich nur auf re­la­tiv we­ni­ge Ver­gleich­s­as­pek­te.

Ori­en­tie­rungs­hil­fe für die Kor­rek­tur: Mög­li­che As­pek­te der Be­wer­tung und Ge­wich­tung

 

Die Schü­le­rin / Der Schü­ler be­ach­tet die Ope­ra­to­ren. Sie/er ...

Richt­wert

AFB

1

  • nennt
    • den Titel: „Zwi­schen mir und mein Volk soll sich kein Blatt Pa­pier drän­gen“
    • die Ent­ste­hungs­zeit: 1849
    • das Me­di­um und den Ort der Ver­öf­fent­li­chung: Sa­ty­ri­sche Zeit­bil­der , No. 28, ver­legt bei B. S. Be­rend­sohn in Ham­burg
    • wei­te­re An­ga­ben: Li­tho­gra­fie, ko­lo­riert, Maße 355 x 336 mm

1 VP

I

2

  • nennt als Bild­ele­men­te:
    • die bei­den Män­ner im Raum:
      • der eine rund und dick­lich, mit über­gro­ßem Kopf und kur­zen Bei­nen, in blau­em Uni­form­rock (Fried­rich Wil­helm IV.), ein Bein ge­ho­ben, gegen die Tür drü­ckend, ein Tüch­lein in der Hand
      • der an­de­re lang und hager, in wei­ßer Uni­form, mit Pi­ckel­hau­be und Säbel (Graf Wran­gel), ein Bein aus­ge­streckt, eines an­ge­win­kelt, die Arme hin­term Rü­cken an­ge­legt
    • der Raum: prunk­voll aus­ge­stat­tet mit gold­ge­rahm­tem Bild, Por­trait-Büs­ten zwei­er Män­ner, gol­den ge­ran­de­ter Vor­hang, Mö­bel­stück, Tür ist leicht ge­öff­net
    • noch vor der Tür, aber in den Raum hin­ein­drän­gend eine Reihe wei­te­rer Män­ner in Zivil, gut ge­klei­det, äl­te­re Her­ren (Ab­ge­ord­ne­te)
    • in der Hand des ers­ten be­fin­det sich ein Schrift­stück, Über­schrift „Pe­ti­ti­on“

3 VP

I

3

  • be­nennt die Re­la­ti­on und In­ter­ak­ti­on zwi­schen den Män­nern:
    • Fried­rich Wil­helm IV. und Graf Wran­gel ste­hen Rü­cken an Rü­cken
    • wäh­rend der König ver­sucht, die Tür zu­zu­drü­cken und nie­man­den hin­ein­zu­las­sen, ver­stärkt der hin­ter ihm ste­hen­de Wran­gel den Druck, indem er sei­ner­seits den König gegen die Tür drückt
    • die hin­te­ren Ab­ge­ord­ne­ten drän­gen ih­rer­seits den vor­ders­ten gegen die Tür, die ihm al­ler­dings vor der Nase zu­ge­schla­gen wer­den soll – die Ab­ge­ord­ne­ten wer­den nicht ein­ge­las­sen

2 VP

I

4

  • be­zieht die Über­schrift auf den König, der die­sen Satz ein Jahr zuvor (1847) im preu­ßi­schen Land­tag ge­sagt haben soll, als er eine Ver­fas­sung für Preu­ßen zu­rück­ge­wie­sen hat

1 VP

I

 

Summe 1-4

7 VP

I

5

  • er­klärt die Ka­ri­ka­tur im his­to­ri­schen Kon­text:
    • Die Szene spielt im kö­nig­li­chen Schloss: eine De­le­ga­ti­on von Ab­ge­ord­ne­ten will dem König eine Pe­ti­ti­on über­rei­chen, damit ist wohl seine Zu­stim­mung zum Ver­fas­sungs­ent­wurf der Frank­fur­ter Pauls­kir­che ge­meint, die ihn als deut­schen Kai­ser vor­ge­se­hen hat (April 1849)
    • Der König nimmt kei­nen Blick­kon­takt mit die­ser De­le­ga­ti­on auf, er nimmt das Pa­pier nicht ent­ge­gen, son­dern ver­sucht die noch ein Stück weit ge­öff­ne­te Tür voll­ends zu schlie­ßen, wirkt dabei aber un­ent­schlos­sen, stemmt sich nicht mit aller Ge­walt gegen die Tür, son­dern wird von Wran­gel gegen die Tür ge­drückt
    • Wran­gel, stell­ver­tre­tend für das preu­ßi­sche Mi­li­tär, ist ihm dabei be­hilf­lich; die An­stren­gun­gen des Mi­li­tärs, den Ab­ge­ord­ne­ten die Tür vor der Nase zu­zu­schla­gen, schei­nen sogar noch ent­schlos­se­ner als die des – etwas un­be­hol­fen agie­ren­den – Kö­nigs.

3 VP

II

6

  • for­mu­liert die Ge­samt­aus­sa­ge der Ka­ri­ka­tur:
    • Das An­lie­gen der Ab­ge­ord­ne­ten, Fried­rich Wil­helms Zu­stim­mung zum Ver­fas­sungs­ent­wurf zu er­rei­chen und ihm die deut­sche Kai­ser­kro­ne an­zu­tra­gen, er­scheint aus­sichts­los, da der König das An­lie­gen der De­le­ga­ti­on nicht zur Kennt­nis nimmt bzw. neh­men kann, weil das preu­ßi­sche Mi­li­tär den un­ent­schlos­sen wir­ken­den König zu sei­ner Ab­leh­nung re­gel­recht drängt

2 VP

II

 

Summe 5-6

5 VP

II

7

  • ver­gleicht M2 mit M3 hin­sicht­lich:
  • Me­di­um: Ka­ri­ka­tur (auf öf­fent­li­che Wir­kung aus­ge­legt, kri­tisch)  – Text­quel­le (Brief, eher per­sön­lich, zu­min­dest ver­trau­lich, nicht für die Öf­fent­lich­keit be­stimmt)
  • Ver­fas­ser: Zeich­ner der „Sa­ty­ri­schen Zeit­bil­der“, die in Ham­burg er­schei­nen – preu­ßi­scher König, der einem an­de­ren König (dem von Han­no­ver) seine An­sich­ten und sein Ver­hal­ten er­klärt
  • Er­schei­nungs­zeit: 1849, also zeit­lich sehr nah bei­ein­an­der
  • Er­schei­nungs­ort: Ham­burg (liegt au­ßer­halb Preu­ßens) – (ver­mut­lich) Ber­lin / Pots­dam
  • In­ten­ti­on (In der Frage der An­nah­me oder Ab­leh­nung der Krone wirkt der König un­be­hol­fen und (ent­schei­dungs-)schwach; das Mi­li­tär zeigt an­ti­de­mo­kra­ti­sche Ent­schlos­sen­heit und be­nutzt den König, um die Ab­leh­nung end­gül­tig er­schei­nen zu las­sen – der König brüs­tet sich damit, schon im Vor­feld in dras­ti­schen Wor­ten die Ab­leh­nung  deut­lich ge­macht zu haben, ein­zig sein Mi­nis­te­ri­um habe ihn dazu ge­bracht, die De­pu­ta­ti­on zu emp­fan­gen und die Ab­leh­nung höf­li­cher bzw. di­plo­ma­ti­scher zu for­mu­lie­ren – damit will der König hier die per­sön­li­che Ent­schlos­sen­heit und Stär­ke zei­gen, die die Ka­ri­ka­tur ihm ge­ra­de ab­spricht – der König ist in der Ka­ri­ka­tur Ge­dräng­ter und im Brief Drän­gen­der und Ge­stal­ter
  • Dar­stel­le­ri­sche und rhe­to­ri­sche Mit­tel: über­trie­be­ne Dar­stel­lung, v. a. des Kö­nigs (wie auch in der be­kann­ten Ka­ri­ka­tur „Soll ich? Soll ich nicht?...) als über­di­men­sio­nier­tes Klein­kind; im Kör­per-Kon­trast dazu Wran­gel als ei­gent­lich Trei­ben­der – teils ge­ho­be­ner Sprach­stil, teils dras­ti­sche und iro­ni­sche Wen­dun­gen zur Auf­wer­tung der ei­ge­nen Hal­tung und Hand­lungs­wei­se und zur Dis­tan­zie­rung von jeg­li­chem de­mo­kra­ti­schen An­sin­nen
  • fasst die zen­tra­len Ge­mein­sam­kei­ten und Un­ter­schie­de zu­sam­men (Fazit / Er­geb­nis)

6 VP

II

 

zu­rück: Auf­ga­be 2

wei­ter: Auf­ga­be 4

 

Lö­sungs­hin­wei­se: Her­un­ter­la­den [doc][206 KB]