Zur Haupt­na­vi­ga­ti­on sprin­gen [Alt]+[0] Zum Sei­ten­in­halt sprin­gen [Alt]+[1]

Auf­ga­be 2

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Er­geb­nis­se Schü­ler A

Auf­ga­be 2: Stel­len Sie die Pha­sen der in­ner­deut­schen Be­zie­hun­gen zwi­schen 1949 und dem Ende der 1980er Jahre dar.

Die Be­zie­hung der bei­den deut­schen Staa­ten war im Kon­text des Kal­ten Krie­ges und der Block­bil­dung immer wie­der von Pha­sen der An­span­nung bzw. Ent­span­nung ge­kenn­zeich­net. Beide be­weg­ten sich zu­nächst haupt­säch­lich im – von den USA und der So­wjet­uni­on – ab­ge­steck­ten Rah­men des Kal­ten Kriegs.

Man kann die Ent­wick­lung der in­ner­deut­schen Be­zie­hun­gen al­ler­dings grob in vier Pha­sen ein­tei­len: Die erste Phase be­ginnt 1949 mit den Staats­grün­dun­gen. Von die­sem Zeit­punkt an gab Kon­rad Ade­nau­ers Ziel zwar die im Grund­ge­setz fest­ge­schrie­ben Wie­der­ver­ei­ni­gung als pri­mä­res po­li­ti­sches Ziel vor, doch ord­ne­te er sie zu­nächst der weit­aus ding­li­cher er­schei­nen­den West­in­te­gra­ti­on unter. So be­schränk­ten sich die in­ner­deut­schen Be­zie­hun­gen bis Mitte/Ende der 1950er Jahre be­dingt durch die West­in­te­gra­ti­on der BRD bzw. die Ost­in­te­gra­ti­on der DDR auf ein Mi­ni­mum. Un­ter­bro­chen wurde diese Phase kurz­zei­tig 1952 von den Sta­lin­no­ten, die ein schein­ba­res An­ge­bot zur Wie­der­ver­ei­ni­gung ent­hiel­ten, al­ler­dings um den Preis der Neu­tra­li­tät des ver­ei­nig­ten Deutsch­land und des­halb von Ade­nau­er und dem Wes­ten als „Bau­ern­fän­ge­rei“ ab­ge­tan wur­den. Wie „ernst“ oder bes­ser wie wenig ernst die DDR und die UdSSR ihr An­ge­bot, den Kal­ten Krieg zu über­win­den, tat­säch­lich nah­men, zeig­te dann die ge­walt­sa­me Nie­der­schla­gung des Volks­auf­stands vom 17. Juni 1953, in dem sich nicht nur der Unmut über die schlech­te Wirt­schafts­la­ge der DDR, son­dern auch die Frei­heits- und Wie­der­ver­ei­ni­gungs­wün­sche der DDR-Bür­ger Bahn bra­chen. Äu­ßerst ent­schei­dend für das wei­ter­hin fros­ti­ge Klima zwi­schen DDR und BRD war au­ßer­dem das Selbst­ver­ständ­nis der bei­den deut­schen Staa­ten. Wäh­rend die Bun­des­re­pu­blik am Al­lein­ver­tre­tungs­an­spruch fest­hielt, die völ­ker­recht­li­che An­er­ken­nung der DDR ver­wei­ger­te und durch die Hall­stein-Dok­trin (1955) zu ver­hin­dern such­te, be­stand die DDR zu­nächst auf der Zwei-Staa­ten-eine-Na­ti­on-These und auf der völ­ker­recht­li­chen An­er­ken­nung durch die BRD.

Ihren Hö­he­punkt er­reich­te die Kon­fron­ta­ti­on durch den Mau­er­bau im Au­gust 1961. War bis zu die­sem Zeit­punkt we­nigs­tens das „Ber­li­ner Tor“ in den „frei­heit­li­chen Wes­ten“ noch ge­öff­net ge­we­sen, so mau­er­te der ver­meint­li­che „an­ti­fa­schis­ti­sche Schutz­wall“ die DDR-Bür­ger voll­ends in ihrem „Staats­ge­fäng­nis“ ein. Die­ser Hö­he­punkt des Kal­ten Kriegs in Deutsch­land mar­kier­te mit der Kuba-Krise als sei­nem welt­weit be­deut­sams­ten Hö­he­punkt zu­gleich sei­nen Wen­de­punkt: denn nach­dem die Po­li­tik des Kal­ten Krie­ges so knapp an einer Ka­ta­stro­phe vor­bei­ge­schrammt war, be­gan­nen die Su­per­mäch­te sich zu be­sin­nen und all­mäh­lich auf eine Po­li­tik des „Tau­wet­ters“ zu set­zen. Dies gilt nur sehr ein­ge­schränkt für die Hal­tun­gen der bei­den deut­schen Staa­ten wäh­rend der Re­gie­rungs­zei­ten von Lud­wig Er­hard (1963-1966) und Kurt Georg Kie­sin­ger (1966-1969): Zwar gin­gen sie auf die Re­gie­run­gen des Ost­blocks ein Stück weit zu und ver­ein­bar­ten erste Wirt­schafts­ab­kom­men und nah­men sogar mit Ru­mä­ni­en di­plo­ma­ti­sche Be­zie­hun­gen auf, aber die Po­li­tik blieb über­schat­tet von der man­geln­den Kom­pro­miss­be­reit­schaft ge­gen­über der DDR, der wei­te­ren Ver­wei­ge­rung der völ­ker­recht­li­chen An­er­ken­nung und den fort­dau­ern­den Auf­rüs­tungs­pha­sen des Kal­ten Kriegs.

Diese zwei­te (Zwi­schen-)Phase en­de­te erst 1969 mit dem Be­ginn der Kanz­ler­schaft Willy Brandts. Er si­gna­li­sier­te Ver­hand­lungs­be­reit­schaft und den Wil­len, von einem Ne­ben­ein­an­der zu einem Mit­ein­an­der zu kom­men, durch  Be­zie­hun­gen „der be­son­de­ren  Art“. Von Ul­bricht wurde die­ses An­ge­bot po­si­tiv auf­ge­nom­men, und es kam zu ers­ten ge­gen­sei­ti­gen Be­su­chen  in Kas­sel und Er­furt. Die bun­des­deut­sche Au­ßen­po­li­tik setz­te die Hall­stein-Dok­trin außer Kraft und er­setz­te sie durch die Scheel-Dok­trin. Einen Dämp­fer er­hielt die Ent­span­nung im Mai 1971 durch die Er­set­zung Ul­brichts  durch Hone­cker, der einen ra­di­ka­le­ren Kurs in Rich­tung Klas­sen­feind­schaft ein­schla­gen woll­te; ver­hin­dert wurde dies je­doch durch Mos­kau, das sehr an der Ent­span­nung in­ter­es­siert war. So kam es 1971 – im Rah­men der so­ge­nann­ten Ost­ver­trä­ge – zum ers­ten Staats­ver­trag zwi­schen der BRD und der DDR, dem Ver­kehrs­ver­trag. Schließ­lich mar­kier­te der Grund­la­gen­ver­trag (1972), der die Exis­tenz der DDR de facto, aber nicht hat de jure an­er­kann­te, den Hö­he­punkt der wech­sel­sei­ti­gen An­nä­he­rung.

In der vier­ten Phase der in­ner­deut­schen Be­zie­hun­gen führ­ten so­wohl Hel­mut Schmidt (1974-1982) als auch Hel­mut Kohl (1982 ff.) die Ent­span­nungs­po­li­tik fort. Im Laufe der 1. und vor allem der 2. Öl­kri­se un­ter­stütz­te die BRD die DDR durch fi­nan­zi­el­le Hil­fen (in­ner­deut­scher Han­del, Häft­lings­frei­kauf, Strauß-Kre­dit) und ver­tief­te die di­plo­ma­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Be­zie­hun­gen zu allen Ost­block­staa­ten, außer Al­ba­ni­en.

Die „fried­li­che Re­vo­lu­ti­on“ in der DDR, die die Po­li­ti­ker der BRD eben­so über­rasch­te wie die DDR-Füh­rung, sowie die Wie­der­ver­ei­ni­gung nach dem Zu­sam­men­bruch der DDR setz­te schließ­lich den Schluss­punkt unter die gut vier Jahr­zehn­te dau­ern­den deutsch-deut­schen Be­zie­hun­gen.

(……./ 12 VP)

zu­rück: Schü­ler A | Auf­ga­be 1

wei­ter: Auf­ga­be 3

 

Er­geb­nis­se Schü­ler A: Her­un­ter­la­den [docx][23 KB]