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Viet­nam­krieg

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Der Viet­nam­krieg (1964-1973)

  1. Vor­ge­schich­te: Ent­ko­lo­nia­li­sie­rung in In­do­chi­na
    • 1941 Grün­dung der Liga für die Un­ab­hän­gig­keit Viet­nams (Viet Minh); Füh­rer: Ho Chi Minh; Aus­rich­tung: kom­mu­nis­tisch
    • Nach der ja­pa­ni­schen Ka­pi­tu­la­ti­on 1945 kommt In­do­chi­na an die alte Ko­lo­ni­al­macht Frank­reich zu­rück
    • 1945 Aus­ru­fung der un­ab­hän­gi­gen „De­mo­kra­ti­schen Re­pu­blik Viet­nam“ unter Ho Chi-Minh
    • ab 1946 In­do­chi­na­krieg zwi­schen Frank­reich und Viet Minh
    • USA un­ter­stüt­zen F fi­nan­zi­ell; über­neh­men bis 1954 80% der Kriegs­kos­ten

  2. Der Kon­flikt unter Dwight D. Ei­senhow­er (1953-61)
    • Nie­der­la­ge Frank­reichs 1954
    • In­do­chi­na-Kon­fe­renz in Genf: tem­po­rä­re Tei­lung Viet­nams ent­lang des 17. Brei­ten­gra­des
    • USA un­ter­stüt­zen den ka­tho­li­schen Dik­ta­tor Ngo Dinh Diem in Süd­viet­nam: Haupt­stadt Sai­gon, über­wie­gend bud­dhis­ti­sche Be­völ­ke­rung, Re­gie­rung ist kor­rupt, stützt sich auf Armee
      Grün­de:
      • Im­mu­ni­sie­rung Süd­viet­nams gegen den Kom­mu­nis­mus
      • Ver­hin­de­rung des „Do­mi­no-Ef­fekts“: Fällt Süd­viet­nam an die Kom­mu­nis­ten, fal­len wei­te­re Staa­ten wie in einem Do­mi­no­spiel eben­falls.
      • Süd­viet­nam soll ein re­gio­na­les Ge­gen­ge­wicht zu China und der UdSSR wer­den.
      • öko­no­mi­sche In­ter­es­sen v.a. gegen Japan im „pa­zi­fi­schen Rand“.
      • stra­te­gi­sche Be­deu­tung des Lan­des für die Schiff­fahrts- und Han­dels­rou­ten
      Vor­ge­hen:
      • Fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung: ab 1955 ca. 200 Mio. jähr­lich
      • Mi­li­tär­be­ra­ter (1960 ca. 700 in Süd­viet­nam)
    • v.a. ab 1958 ver­folgt Süd­viet­nam mas­siv die Viet Minh, im Ge­gen­zug schickt Nord­viet­nam zu­sätz­li­che Kämp­fer in den Süden.
    • Viet Minh in Süd­viet­nam grün­den 1960 die Na­tio­na­le Be­frei­ungs­front (FNL-Front Na­tio­nal de Li­be­ra­ti­on). Ihr mi­li­tä­ri­scher Arm wird Viet Cong ge­nannt.
    • Ab 1960 kon­trol­liert die FNL drei Vier­tel der länd­li­chen Ge­bie­te in Süd­viet­nam
    • Süden setzt Sa­bo­ta­ge­trupps in Nord­viet­nam ein
    • 1959 par­al­lel Re­vo­lu­ti­on in Kuba: USA er­ken­nen in Viet­nam und Kuba die Ge­fahr, dass Län­der der „Drit­ten Welt“ sich der UdSSR an­schlie­ßen.

  3. Der Kon­flikt unter John F. Ken­ne­dy (1961-1963)
    • Ken­ne­dy will die Ent­schlos­sen­heit der USA be­wei­sen, den Vor­marsch des Kom­mu­nis­mus an der Pe­ri­phe­rie zu stop­pen
    • Ein­satz von wirt­schaft­li­chen, psy­cho­lo­gi­schen und mi­li­tä­ri­schen Mit­teln un­ter­halb der Schwel­le des Krie­ges
    • Ver­stär­kung des Mi­li­tär­per­so­nals zur Be­kämp­fung des Viet Cong
    • 1962 ca. 16000 Mi­li­tär­be­ra­ter; nach An­fangs­er­fol­gen Be­schluss, diese ab 1965 schritt­wei­se wie­der ab­zu­zie­hen
    • ab 1963 Ver­schlech­te­rung der Lage; Zahl der US-Sol­da­ten steigt wei­ter an, Auf­rüs­tung der süd­viet­na­me­si­schen Armee
    • Diems Rück­halt in der Be­völ­ke­rung schwin­det; USA un­ter­stüt­zen Mi­li­tär­putsch gegen Diem am 01.11.1963; kurz dar­auf Er­mor­dung Diems
    • 22.11.1963 Er­mor­dung Ken­ne­dys in Dal­las
      Hätte er den Krieg in Viet­nam ver­hin­dert?
      • pro: seine ge­ne­rel­le Vor­sicht; seine Stra­te­gie, einen of­fe­nen Bür­ger­krieg ver­hin­dern zu wol­len (coun­ter­in­sur­gen­cy)
      • con­tra: seine Angst vor dem Do­mi­no-Ef­fekt und eines Glaub­wür­dig­keits­ver­lusts der USA

  4. Der Kon­flikt unter Lyn­don B. John­son (1963-1969)
    • John­son ist gegen di­plo­ma­ti­sche In­itia­ti­ven in Bezug auf In­do­chi­na; will im Wahl­kampf 1964 nicht als „soft on Com­mu­nism“ er­schei­nen
    • schwenkt deut­lich stär­ker als Ken­ne­dy auf die Linie der Mi­li­tärs ein, die den Ein­satz kon­ven­tio­nel­ler Macht­mit­tel be­für­wor­ten
    • Au­gust 1964: Ton­king-Vor­fall, Ton­king-Golf-Re­so­lu­ti­on (siehe unten)
    • Nach John­sons Wahl­sieg ab Be­ginn 1965 Ein­satz mi­li­tä­ri­scher Mit­tel
    • ab 1968 brei­te Op­po­si­ti­on in den USA gegen den Krieg
    • nach der Tet-Of­fen­si­ve Ja­nu­ar 1968 (siehe unten) ver­liert John­son zu­neh­mend an po­li­ti­schem Rück­halt und ver­zich­tet schließ­lich auf die Wie­der­wahl

  5. Der Kon­flikt unter Ri­chard Nixon (1969-74)
    • „Viet­na­mi­sie­rung“ des Kon­flikts durch die Nixon-Dok­trin 1969: Auf­for­de­rung an die Ver­bün­de­ten, die ei­ge­ne mi­li­tä­ri­sche Ver­tei­di­gung zu or­ga­ni­sie­ren, USA will als Part­ner auf­tre­ten; wei­te­re Rück­zugs­mög­lich­keit für die USA
    • Auf­rüs­tung Süd­viet­nams und Stei­ge­rung des Bom­ben­kriegs gegen Nord­viet­nam; 1970 Aus­deh­nung des Krie­ges auf Kam­bo­dscha und Laos
    • gleich­zei­tig An­nä­he­rung der USA an China und die UdSSR, um Ver­hand­lun­gen über ein Kriegs­en­de zu er­leich­tern
    • 1972 ver­kün­det Nixon im Wahl­kampf, das Wehr­pflicht­ge­setz nicht zu ver­län­gern

  6. Ver­lauf des Krie­ges
    • An­fang Au­gust 1964: Nord­viet­na­me­si­sche Schnell­boo­te grei­fen US-Kriegs­schif­fe im Golf von Ton­king an (selbst pro­vo­ziert?)
    • 07.08.1964: Ton­king-Golf-Re­so­lu­ti­on: Der ame­ri­ka­ni­sche Kon­gress er­mäch­tigt den Prä­si­den­ten zu „Maß­nah­men zur Ab­wehr be­waff­ne­ter An­grif­fe, ein­schließ­lich mi­li­tä­ri­scher Ge­walt“; Über­gang zum of­fi­zi­el­len Krieg
    • ab Fe­bru­ar 1965 Bom­bar­de­ment Nord­viet­nams und des Ho Chi Minh-Pfa­des
    • Ho Chi Minh-Pfad: Netz­werk von Stra­ßen, teil­wei­se Tun­neln von Nord- nach Süd­viet­nam über Laos und Kam­bo­dscha: Nach­schub­we­ge der Viet Minh / Cong
    • Ein­satz von Bo­den­trup­pen; ins­ge­samt die­nen fast 3 Mio. Ame­ri­ka­ner in Viet­nam; im Jahr 1968 sind ca. 550 000 US-Sol­da­ten in Viet­nam; Wehr­pflicht bis 1973
    • Ein­satz der USA von Agent Oran­ge (Ent­lau­bungs­mit­tel), Na­p­alm­bom­ben, mas­si­ver Bom­ben­ein­satz (in Viet­nam fal­len über ein Drit­tel mehr Bom­ben als auf allen Schau­plät­zen des ge­sam­ten Zwei­ten Welt­kriegs), Er­schie­ßun­gen, Über­grif­fe auf die Zi­vil­be­völ­ke­rung
    • Un­ter­stüt­zung Nord­viet­nams durch UdSSR und China
    • Ja­nu­ar 1968 Tet-Of­fen­si­ve: Über­ra­schungs­an­griff des Viet Cong und der nord­viet­na­me­si­schen Armee am viet­na­me­si­schen Neu­jahrs­fest, u.a. auf die ame­ri­ka­ni­sche Bot­schaft in Sai­gon
    • Kein Sieg des Viet Cong, aber psy­cho­lo­gisch ver­hee­ren­de Wir­kung in den USA
    • Nach Tet-Of­fen­si­ve Dop­pel­stra­te­gie der Kriegs­geg­ner: Di­plo­ma­tie und Krieg
    • „Viet­na­mi­sie­rung“ des Kon­flikts; Stei­ge­rung des Bom­ben­kriegs und Aus­deh­nung des Krie­ges auf Kam­bo­dscha und Laos (siehe oben)
    • Ja­nu­ar 1973 Waf­fen­still­stands­ab­kom­men: USA ver­pflich­ten sich zum voll­stän­di­gen Trup­pen­ab­zug
    • die Kämp­fe zwi­schen Nor­den und Süden gehen trotz des Waf­fen­still­stands wei­ter, nach einer Of­fen­si­ve des Nor­dens ka­pi­tu­liert Süd­viet­nam am 30.04.1975
    • 1976 Aus­ru­fung des So­zia­lis­ti­schen Re­pu­blik Viet­nam (auch Kam­bo­dscha wurde kom­mu­nis­tisch; 1975-1979 Rote Khmer unter Pol Pot)
    • ca. 56 000 tote und ca. 300 000 ver­wun­de­te US-Sol­da­ten; Schät­zun­gen lie­gen zwi­schen 450 000 und 1 Mil­li­on toter viet­na­me­si­scher Sol­da­ten und Kämp­fer und ca. 630 000 bis 2 Mil­lio­nen toter Zi­vi­lis­ten in Viet­nam.
    • ca. 2,3 Mio. trau­ma­ti­sier­te Viet­nam-Ve­te­ra­nen in Ame­ri­ka; kol­lek­ti­ves „Viet­nam-Trau­ma“
    • Kos­ten ins­ge­samt ca. 150 Mil­li­ar­den Dol­lar; erst ab 1973 ver­wei­gert der Kon­gress Gel­der.

  7. Die ame­ri­ka­ni­sche Op­po­si­ti­on gegen den Viet­nam-Krieg
    • ab 50er Jahre Op­po­si­ti­on gegen Atom­bom­ben­ver­su­che und Auf­rüs­tung
    • Ver­bin­dung mit Bür­ger­rechts­be­we­gung, ab den 60er Jah­ren mit Stu­den­ten­be­we­gung
    • So­li­da­ri­sie­rung mit den armen Völ­kern der Drit­ten Welt; Vor­wurf des Im­pe­ria­lis­mus und Neo­ko­lo­nia­lis­mus an das ei­ge­ne Land
    • Idole: Fidel Cas­tro, Er­nes­to „Che“ Gue­va­ra, Mao Tse-Tung, Ho Chi Minh
    • Die US-Re­gie­rung er­laubt Jour­na­lis­ten die In­fra­struk­tur des Mi­li­tärs zu be­nut­zen: täg­li­che Bil­der der Bru­ta­li­tät (Mas­sa­ker, body counts, Na­palm, Krieg gegen die Zi­vil­be­völ­ke­rung etc.)
    • De­mons­tra­tio­nen und Pro­tes­te, z.B. Wa­shing­ton, New York
    • Flucht von Wehr­dienst­ver­wei­ge­rern
    • Über­tra­gun­gen der Tet-Of­fen­si­ve (Chaos und Hilf­lo­sig­keit der ei­ge­nen Trup­pen, über­ra­schen­de Schlag­kraft der Viet­na­me­sen, Bru­ta­li­tät des Krie­ges) führt zur Ab­leh­nung des Krie­ges der brei­ten Masse

zu­sam­men­ge­stellt nach:
Grei­ner, Bernd: Krieg ohne Fron­ten. Die USA in Viet­nam. Bonn 2007 (Li­zenz­aus­ga­be für die bpb). S. 41.
Hei­de­king, Jür­gen: Ge­schich­te der USA. Tü­bin­gen und Basel 1996. S. 382-384, 394f., 402-405, 410-412, 420-425.
Stö­ver, Bernd: Der Kalte Krieg 1947-1991. Ge­schich­te eines ra­di­ka­len Zeit­al­ters. Bonn 2007 (Li­zenz­aus­ga­be für bpb) S. 337-344.

Viet­nam­krieg: Her­un­ter­la­den [doc][40 KB]