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Gü­te­kri­te­ri­en eines Ur­teils: Un­ter­richts­bei­spiel 2

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.


Ur­teils­bil­dung Schwer­punkt­the­ma 1

Un­ter­richts­bei­spiel 2: Gü­te­kri­te­ri­en eines Ur­teils – am Bei­spiel der Re­vo­lu­ti­on 1848/49

Grund­struk­tur/Funk­ti­on:

  • Input: Gü­te­kri­te­ri­en eines his­to­ri­schen Ur­teils
  • Ana­ly­se und Be­wer­tung ge­ge­be­ner his­to­ri­scher Sa­chur­tei­le hin­sicht­lich ihrer Güte
  • Syn­the­se eines ei­ge­nen Sa­chur­teils

Ab­lauf:

  1. Ein­stieg: Aus­zug aus einem Blog (Schü­ler soll sich in der Prü­fung zum Schei­tern der 1848er-Re­vo­lu­ti­on äu­ßern.).  Vo­stel­len des Stun­den­the­mas: Wie kann die Auf­ga­be „Be­ur­tei­len Sie, in­wie­fern die Re­vo­lu­ti­on 1848/49 ge­schei­tert ist.“ op­ti­mal ge­löst wer­den?
    Ein­stieg – Al­ter­na­ti­ve: zwei Buch­ti­tel mit un­ter­schied­li­chen Aus­sa­gen zum Schei­tern der Re­vo­lu­ti­on.
  2. Re­fle­xi­on, Input: Gü­te­kri­te­ri­en beim Ur­teil – Was zeich­net ein gutes Ur­teil aus?
    • Sam­meln von Vor­über­le­gun­gen
    • Ab­glei­chen mit den Leit­fra­gen zur Güte von his­to­ri­schen Ur­tei­len, Aus­tei­len der Ta­bel­le „Gü­te­kri­te­ri­en von his­to­ri­schen Ur­tei­len“
  3. Er­ar­bei­tung 1: Stär­ken- und Schwä­chen­ana­ly­se von Ur­tei­len
    AA: Ana­ly­sie­ren Sie die ein­zel­nen Ur­tei­le auf Stär­ken und Schwä­chen.
    • Ein­zel­ar­beit: Lesen Sie die ein­zel­nen Ur­tei­le durch.
    • Part­ner­ar­beit: No­tie­ren Sie für jedes Ur­teil Stär­ken und Schwä­chen.
    • Vie­rer­grup­pe: Fül­len Sie das Ar­beits­blatt aus. Be­zie­hen Sie sich dabei auf die „Gü­te­kri­te­ri­en von his­to­ri­schen Ur­tei­len“. (Ar­beits­tei­li­ge Al­ter­na­ti­ve: Jede Vie­rer­grup­pe be­ar­bei­tet schwer­punkt­mä­ßig zwei oder drei Ur­tei­le.)
  4. Prä­sen­ta­ti­on und Ab­gleich der Er­geb­nis­se
  5. Er­ar­bei­tung 2: Idea­ler Auf­bau einer Be­ur­tei­lung
    AA: Skiz­zie­ren Sie die idea­le Lö­sung der Auf­ga­be „Be­ur­tei­len Sie, in­wie­fern die Re­vo­lu­ti­on 1848/49 ge­schei­tert ist.“
  6. Prä­sen­ta­ti­on und Dis­kus­si­on der Er­geb­nis­se , Er­ör­te­rung der neur­al­gi­schen Punk­te
  7. Er­ar­bei­ten von not­wen­di­gen Schrit­ten beim his­to­ri­schen Ur­teil (Aus­tei­len der Ta­bel­le)
  8. Haus­auf­ga­be: Aus­for­mu­lie­ren der Lö­sun­gen.

 

Ma­te­ria­li­en

M1 Ein­stieg

Stress auf www.​ges​chic​htsf​orum.​de

 

M2 Ein­stieg: Buch­ti­tel zur Re­vo­lu­ti­on 1848/49

 

M3 Über­sicht Gü­te­kri­te­ri­en von his­to­ri­schen Ur­tei­len

(s. Me­tho­den­blät­ter)

 

M 4 Folie: Gü­te­kri­te­ri­en von his­to­ri­schen Ur­tei­len

Leit­fra­gen zur Güte von his­to­ri­schen Ur­tei­len Grund­la­gen
  • Sind die Grund­la­gen der Be­wer­tung/Be­ur­tei­lung klar (und wer­den sie be­grün­det)? (Worum geht’s? Was ist die Fra­ge­stel­lung? Aus wel­cher Per­spek­ti­ve/unter wel­chen Ge­sichts­punk­ten möch­te ich das Ganze be­trach­ten? ...)
  • Wer­den Be­grif­fe so ge­klärt, dass man etwas damit an­fan­gen kann? (Was heißt ge­recht? Was ist er­folg­reich? ...)

Ar­gu­men­ta­ti­on

  • Wer­den die zur Ver­fü­gung ste­hen­den (im Un­ter­richt be­han­del­ten) In­for­ma­tio­nen aus­ge­schöpft oder nur we­ni­ge oder gar keine Ar­gu­men­te vor­ge­bracht?
  • Pas­sen meine Ar­gu­men­te zur Fra­ge­stel­lung?
  • Sind alle Aus­sa­gen sach­lich kor­rekt?
  • Wird lo­gisch sau­ber und auch all­ge­mein nach­voll­zieh­bar ar­gu­men­tiert?

Ab­wä­gen/pro-con­tra

  • Wer­den Ge­gen­ar­gu­men­te, an­de­re Sicht­wei­sen mit be­dacht?

Fazit

  • Gibt es ein Fazit und passt es zur Ar­gu­men­ta­ti­on?

 

M5 Folie: Ar­beits­auf­trag

Ana­ly­sie­ren Sie die ein­zel­nen Ur­tei­le auf Stär­ken und Schwä­chen

  • Ein­zel­ar­beit : Lesen Sie die ein­zel­nen Ur­tei­le durch.
  • Part­ner­ar­beit : No­tie­ren Sie für jedes Ur­teil Stär­ken und Schwä­chen.
  • Vie­rer­grup­pe : Fül­len Sie das Ar­beits­blatt aus. Be­zie­hen Sie sich dabei auf die „Gü­te­kri­te­ri­en von his­to­ri­schen Ur­tei­len“ bzw. ori­en­tie­ren Sie sich an den „Leit­fra­gen zur Güte von his­to­ri­schen Ur­tei­len“.

 

M 6 Ar­beits­blatt: Un­ter­schied­li­che Ur­tei­le zur Re­vo­lu­ti­on 1848/49

Auf­ga­be: Be­ur­tei­len Sie, in­wie­weit die Re­vo­lu­ti­on von 1848/49 ge­schei­tert ist.

  1. Die Re­vo­lu­ti­on 1848/49 war ein­deu­tig ge­schei­tert, da sie von Trup­pen nie­der­ge­schla­gen wurde.
  2. Ob die Re­vo­lu­ti­on von 1848/49 ge­schei­tert ist, hängt ganz von der Per­spek­ti­ve ab. Aus der Sicht von heute ist sie nicht ge­schei­tert, da wir ja jetzt ein de­mo­kra­ti­sches Deutsch­land haben.
  3. Die meis­ten Re­vo­lu­tio­nä­re streb­ten 1848/49 einen ein­heit­li­chen deut­schen Staat an mit einer frei­heit­li­chen Ver­fas­sung („Ein­heit und Frei­heit“). Das wurde nicht er­reicht.
  4. Die meis­ten Re­vo­lu­tio­nä­re streb­ten 1848/49 einen ein­heit­li­chen deut­schen Staat an mit einer frei­heit­li­chen Ver­fas­sung („Ein­heit und Frei­heit“). Daran muss sich eine Be­ur­tei­lung mes­sen las­sen. 1849 waren weder Ein­heit noch Frei­heit ge­ge­ben. Also war die Re­vo­lu­ti­on ge­schei­tert.
  5. Ob die Re­vo­lu­ti­on von 1848/49 ge­schei­tert war, das hängt ganz von der zeit­li­chen Per­spek­ti­ve ab. Im 19. Jahr­hun­dert muss­te sie wohl für die meis­ten als ge­schei­tert an­ge­se­hen wer­den. Die Wei­ma­rer Re­pu­blik und die Bun­des­re­pu­blik, viel­leicht auch die DDR, konn­ten sie als Vor­läu­fer sehen. Die Ver­tre­ter die­ser Ge­bil­de sahen sich als Voll­ender der Ge­dan­ken von 1848/49. Die Ver­fas­sung der Wei­ma­rer Re­pu­blik ori­en­tier­te sich in ihrem Grund­rechts­ka­ta­log an den Grund­rech­ten der Re­vo­lu­ti­on 1848/49 und auch das Bon­ner Grund­ge­setz nahm dar­auf Bezug. In­so­fern war die Re­vo­lu­ti­on 1848/49 auf lange Sicht nicht ge­schei­tert.
  6. Vie­les spricht für ein Schei­tern der Re­vo­lu­ti­on von 1848/49. Der preu­ßi­sche König lehn­te die Kai­ser­kro­ne ab. Die Ver­fas­sung trat nicht in Kraft. Die Re­vo­lu­tio­nä­re wur­den ver­haf­tet oder flüch­te­ten ins Aus­land. Die li­be­ra­len Mi­nis­ter wur­den ab­be­ru­fen. An­de­rer­seits konn­te das Rad der Ge­schich­te nicht total zu­rück­ge­dreht wer­den. Die Bau­ern waren nun von ihren Feu­dal­las­ten be­freit. Preu­ßen bekam nun end­lich eine Ver­fas­sung. Die war zwar von oben dik­tiert, aber im­mer­hin. Auch die Zen­sur war nicht mehr so stark wie zuvor. Ins­ge­samt hatte eine Po­li­ti­sie­rung durch die Re­vo­lu­ti­on statt­ge­fun­den, an deren Ende die mo­der­nen Par­tei­en stan­den, nicht zu­letzt das Zen­trum und die SPD. Für viele Li­be­ra­le war die Grün­dung des Kai­ser­reichs 1871 die Er­fül­lung ihrer Wün­sche. Geg­ner konn­ten sagen, dass die Bis­marck’sche Reichs­ver­fas­sung kei­nen Grund­rechts­ka­ta­log hatte und das Par­la­ment in sei­nen Rech­ten ein­ge­schränkt war. Auf jeden Fall waren die Ge­dan­ken von 1848/49 immer noch vor­han­den. Beim Kul­tur­kampf ging es um den Kon­flikt zwi­schen Ka­tho­li­ken und dem preu­ßi­schen Staat. Bis­marck woll­te die Macht der ka­tho­li­schen Kir­che ein­däm­men und die Staats­macht stär­ken. Er hatte aber kei­nen Er­folg, da die Ka­tho­li­ken sich unter dem Druck nur noch enger zu­sam­men­schlos­sen. Auch der Kampf Bis­marcks gegen die So­zi­al­de­mo­kra­ten durch das So­zia­lis­ten­ge­setz hatte ähn­li­che Aus­wir­kun­gen. Im Gro­ßen und Gan­zen kann man schon deut­lich von einem Schei­tern der Re­vo­lu­ti­on 1848/49 spre­chen.

 

M7 Ar­beits­blatt

 

A

B

C

D

E

F

Stär­ke

 

 

 

 

 

 

Schwä­che

 

 

 

 

 

 

 

 

Un­ter­richts­bei­spiel 2: Gü­te­kri­te­ri­en eines Ur­teils: Her­un­ter­la­den [doc][237 KB]